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Im Riesen- und Isergebirge lockt der Schnee

Die erste Winterfreude währte nicht lange. Bereits Ende November waren selbst Pistenbetreuer in der Lausitz schon voll des Lobes über die früh beginnende Saison. Schon vor Weihnachten indes war es wieder aus.

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Von Ralph Schermannund Hans Schulz

Die erste Winterfreude währte nicht lange. Bereits Ende November waren selbst Pistenbetreuer in der Lausitz schon voll des Lobes über die früh beginnende Saison. Schon vor Weihnachten indes war es wieder aus.

Zittauer Gebirge

Die vier traditionellen Wintersportorte meldeten gestern Mittag übereinstimmend: „Skipisten nicht befahrbar.“ Das Schneebarometer in Oybin verabschiedete sich bereits vorige Woche mit dem Vermerk „Neue Angaben wieder bei ausreichend Schnee.“ Der aber lässt auf sich warten. Selbst an der Lausche (793 m) reichen die etwa zehn Zentimeter Schnee vom vergangenen Jahr nicht wirklich: „Von den vier Liften fährt nur der Anfängerlift hinter der Rübezahlbaude, allerdings auch nur bei Bedarf“, informierte Margitta Clemens von der Touristinformation in Waltersdorf über zwar möglichen, aber zurzeit noch recht kargen Wintersport.

Das Wetter spielt nicht mit

Dabei stehen die Betreiber und Vereine längst in den Skistiefeln bereit. Skiwanderwege, Pisten, Rodelbahnen – wenn es wieder ein paar Flocken werfen würde, geht das Präparieren ganz flink. Glaubt man jedoch den Meteorologen, könnte ganz anderes auf uns zukommen:

„Am Sonnabend kommt Milderung. Morgens und vormittags besteht im Osten noch die Gefahr extremer Glätte durch Eisregen. Im Tagesverlauf steigen die Temperaturen auf drei bis sieben Grad Celsius. Dann regnet es den Tag, zum Teil länger anhaltend“, sagt Frank Böttcher vom Institut für Wetter- und Klimakommunikation (IWK).

Riesengebirge

Es ist also wieder ein etwas weiterer Weg für jene, die in diesen Tagen auf Ski und Rodel nicht verzichten wollen. Das schneesichere Riesengebirge kann dank besserer Höhenlagen diesen Service bieten. Von 30 Zentimeter Kunstschnee in Strazne bis zu 75 Zentimeter der weißen Pracht in Herlikovice lädt die tschechische Seite die Pistenhasen ebenso ein wie im polnischen Teil Karpacz mit 30 und Szklarska Poreba mit 70 Zentimeter. Bei Temperaturen von derzeit minus drei bis minus zehn Grad Celsius (gestern, 12 Uhr) melden so gut wie alle Tourismusbüros und Bergdienste des Riesengebirges die derzeitigen Bedingungen mit „sehr gut“ bis „hervorragend“. Lediglich am Zacler sowie in Petrikovice reicht ein „gut“.

Heißer Tipp für kühle Tage

Für alle, die vielleicht morgen in Richtung Riesengebirge aufbrechen, haben wir auch heute wieder einen Extra-Tipp. Diesmal empfehlen wir das nur 550 bis 670 Meter hoch gelegene Mlada Buky (Jungbuch), einen der ältesten Orte im östlichen Riesengebirgsvorland. Abends ist von der Hauptstraße, die Trutnov, Janske Lazne, Pec und Mala Upa miteinander verbindet, deutlich der hell erleuchtete Hang des Skiparks zu sehen. Auch wenn umliegende Hänge und viel höhergelegene Pisten schon schneefrei sind, wird hier – Achtung, jetzt kommt der Geheimtipp – wie auf einem echten Gletscher Ski gefahren. Das ist durch ein modernes Beschneiungssystem möglich.

Aus der Gruppe der Areale der Skiregion, die untereinander mit Skibussen und gemeinsamen Skipässen verbunden sind, ist dieses Terrain am besten zugänglich. Im Skipark wurden ein Dreiersessellift und das Kinderareal „Kidpark“ mit einem „beweglichen Teppich“ (Skischulgerät) und ein Snowboardpark mit neun Hindernissen in den vergangenen Jahren neu eröffnet.

Zur Selbstverständlichkeit gehört die tägliche Gestaltung aller Skigebiete, die ideale Bedingungen für das Skifahren von 9 bis 16 Uhr und am Abend von 18 bis 21 Uhr gewährleisten. Das Areal bietet ein überdurchschnittliches Angebot an Dienstleistungen für einen ganztägigen Aufenthalt von Familien mit Kindern sowie alle sonstigen Besucher an. Die Ticketpreise liegen für die Erwachsenen bei rund 400 Kronen (6-Tage-Karte 1990 Kronen), für die Kinder bei rund 310 Kronen (6-Tage-Karte 1590 Kronen). Je nach Tageskurs entspricht ein Euro etwa 26 Kronen.

Viel Platz für Autos und Lifte

Es gibt reichlich fünf Kilometer leichte und mittelschwere Pisten, erreichbar mit neun Schleppliften und einem Dreiersessellift für insgesamt 8200 Personen je Stunde. Snowboardfahrer dürften sich über die neue U-Rampe freuen. Der kostenlose (!) Parkplatz nimmt 500 Autos auf. 2007 erhielt das Areal die Klassifizierung „vier Sterne“.

Von Görlitz aus fährt man über Szklarska Poreba (Schreiberhau), Harrachov (Harrachsdorf) und Vrchlabi (Hohenelbe) weiter in Richtung Trutnov (Trautenau). Schließlich muss man in Mlade Buky nach rechts abbiegen.

Schneekoppe ist der Gipfel

Bleiben wir noch einen Moment im Riesengebirge. Die bekannteste Erhebung dort ist die Schneekoppe (tschechisch heißt sie Snežka, polnisch Sniezka). Auch die Nicht-Wintersportler wissen zumeist, dass es sich hier um die mit 1602 m höchste Erhebung im Riesengebirge handelt. Damit ist die Koppe zugleich der höchste Berg Tschechiens und Schlesiens. Über den Gipfel verläuft die Staatsgrenze zwischen Polen und Tschechien. Der Gipfel liegt weit oberhalb der Baumgrenze und ist touristisch erschlossen. Auf dem Gipfel befinden sich die Laurentiuskapelle, eine Wetterstation und die futuristisch anmutende polnische Bergbaude aus den 1970er Jahren, auf tschechischer Seite ein Postamt und die Gipfelstation des Sesselliftes von Pec pod Snežkou (Petzer).

Isergebirge

Die zweite Möglichkeit, doch zu Schnee und Pistenspaß zu gelangen, wartet für die Lausitzer im näheren Isergebirge. Verfolgt man die Internet-Bewertungen, würde zum Beispiel Ines Mooshage gern wieder hinfahren. Letztens war sie in Bedrichov und schrieb: „Wir waren dort mit Freunden und vielen Kindern, und es hat alles gepasst. Skierfahrene Freunde vermissten die apres-ski-geilen Touris aus den großen Skigebieten nicht!“

Zurzeit wartet Bedrichov mit 35 Zentimeter Schnee auf, allerdings ist dieser recht gefroren. Aber jeglicher Wintersport sei hervorragend möglich, wurde gestern versichert. Anders in Desna, wo nur Cerna Ricka die Brettl-Fahrer einlädt (50 cm Kunstschnee), während der Bereich Parlament gesperrt wurde.

Helga Werist war zu Silvester am Spicak. „Wir waren angenehm überrascht: Nicht viele Leute, und die Vierer-Sesselbahn schafft was weg, so dass die Wartezeiten sehr gering waren. Man kann oben auf dem Berg im Restaurant auch gut Pause machen. Wir können daher den Spicak nur sehr empfehlen.“ Auch die aktuellen Bedingungen empfehlen sich: Tanvaldsky Spicak hat 45 Zentimeter Schnee, und gestern zeigte das Themometer den Touristen minus drei Grad Celsius.“

Weitere Wintersportwerte aus dem Isergebirge: Severak 55 cm gefrorener Schnee, Josefuv Dul 45 cm Pulverschnee, Korenov-Rejdice 35 cm Kunstschnee, Korenov-Prichovice 40 cm Pulverschnee, Zasada 40 cm Kunstschnee. Alle diese Orte werden „hervorragend“ bewertet.

Jested

Der bei Liberec liegende Jeschken hat sogar 65 Zentimeter Schnee zu bieten. Der meiste davon stammt allerdings aus den fleißig arbeitenden Schneekanonen. Mit minus zwei Grad Celsius war es hier gestern allerdings auch ungewöhnlich mild. Dennoch: Viele Besucher sind des Lobes voll. Es gibt freilich auch Gäste wie Ulli Merz, die ganz anderes als nur das Rodeln und den Abfahrtslauf im Sinn haben: „Wir sind schon dreimal dagewesen, immer zum Relaxen. Dort sind die Leute supertoll, auch das Bier und das Essen. Und in Liberec gibt es empfehlenswerte Sportklamotten-Shops.“

Die von 470 bis leicht über tausend Meter reichende Wintersportgegend zwischen Liberec und dem Jeschken bietet eine Kabinenbahn, drei Sessellifte und vier Skilifte. Pisten dreier Schwierigkeitsgrade ziehen sich über elf Kilometer, die längste wartet mit 2,6 Kilometer Abfahrtsstrecke auf. Acht Kilometer Loipe sind zurzeit gespurt.

Erzgebirge

Natürlich kann man auch Richtung Westen fahren, um Schnee zu sehen. Zum Beispiel lagen im Wintersportort Holzhau gestern bis zu 55 Zentimeter Pulverschnee, und zahlreiche Sportangebote wechseln sich hier täglich ab. Ein Alpin-Lift ist von 9.30 bis 23 Uhr unterwegs. Und Skianbieter Alexander Richter gibt sich optimistisch: „Die Langlauf-Bedingungen werden von Tag zu Tag besser.“

Schnee für die Skulpturen

Der eingangs genannte Wetterbericht macht freilich den Optimismus schwer. Immerhin steht in Holzhau ab 14. Januar wieder der traditionelle große Schneeskulpturen-Wettbewerb an.

Doch egal, wie das Wetter wird: Nächste Woche heißt es an dieser Stelle wieder: „Ski und Rodel gut!“

Schneetelefon Zittauer Gebirge (Walters-

dorf) 035841/3 57 45; Schneetelefon in

Karpacz (Polen) 0048-075/7619284

www.holidayinfo.cz