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Im Wohngebiet fehlen Parkplätze

Die Genossenschaft sorgt für Zuzug nach Demitz. Das stellt die Frauen an der Spitze aber auch vor ein Problem.

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© Steffen Unger

Von Ingolf Reinsch

Demitz-Thumitz. Wer von Wölkau nach Demitz-Thumitz kommt, sieht gleich hinterm Ortseingang rechts ein schönes Wohngebiet mit sanierten Mehrfamilienhäusern. An einigen Gebäuden wurden in den vergangenen beiden Jahren Balkons angebaut. Um die Häuser sind viel Grün und gepflegte Blumenbeete. Es sind die Häuser der Demitzer Wohnungsgenossenschaft „Einheit“. Alle 142 Wohnungen sind vermietet. „Leerstand ist bei uns kein Problem“, sagt Eveline Bergmann, Geschäftsführender Vorstand der Genossenschaft. Wird eine Wohnung frei, wird sie komplett saniert und anschließend schnell wieder vermietet. An Demitzer oder Leute, die in die Klosterberggemeinde ziehen. Die Sache läuft rund, könnte man meinen. Zumal die Genossenschaft wirtschaftlich solide dasteht. Sie investiert ausschließlich aus eigener Kraft – in diesem Jahr werden es rund 180 000 Euro sein –, und sie baut Altschulden und die nach der Wende durch Kredite entstandenen Verbindlichkeiten ab.

Trotz dieses wirtschaftlichen Erfolges plagen Eveline Bergmann, die Aufsichtsratsvorsitzende Maria Wätjen und weitere Genossenschafter Sorgen. Denn im Wohngebiet fehlen Parkplätze. Als die meisten Häuser in den 1950-er und 60-er Jahren gebaut wurden, hatten nur die wenigsten Familien ein Auto. Heute ist das anders. Wer Arbeit hat und zu zweit ist, ist in der Regel auf dem Lande auf zwei Autos angewiesen. Die Genossenschaft kam ihren Mitgliedern entgegen, und errichtete in den vergangenen Jahren mehrere Pkw-Stellplätze, die sie vermietet. Beim jüngsten Vorhaben für neun weitere Stellplätze an der Straße der Einheit sehen sich Vorstand und Aufsichtsrat jedoch durch Gemeinde und Landratsamt ausgebremst. Den Bauantrag für zwei neue Parkflächen mit fünf bzw. vier Stellplätzen auf Grundstücken der Genossenschaft lehnte die Kreisbehörde ab, weil die Gemeinde ihr Einvernehmen versagte. Grund: Für eine der beiden Flächen würden drei öffentliche Parkplätze an der dann benötigten Zufahrt wegfallen.

Privater oder öffentlicher Stellplatz?

Nach Angaben der Gemeinde Demitz-Thumitz befinden sich im betreffenden Gebiet 120 Wohnungen. Es gibt rund 50 Pkw-Stellplätze, darunter zehn Garagen, die vermietet werden. Durch den Neubau von Parkplätzen fielen in den vergangenen Jahren etwa neun öffentliche Stellplätze auf der Straße der Einheit und dem benachbarten Birkenweg weg, argumentiert die Gemeindeverwaltung. Somit stünden noch 28 öffentliche Parkplätze im Wohngebiet zur Verfügung. Die Gemeinde will diese erhalten. In einem Wohngebiet dürfe es nicht nur private Pkw-Stellplätze geben, sagt Stephan Garten, Hauptamtsleiter der Gemeinde. Besucher und Mieter, die keinen Parkplatz mieten können bzw. wollen, unter ihnen Pflegedienste, brauchen eine Möglichkeit, ihr Fahrzeug an der öffentlichen Straße kostenfrei abzustellen. Generell, betont Stephan Garten, sei die Gemeinde froh, dass die Wohnungsgenossenschaft investiert. Sie unterbreitete deshalb einen Vorschlag: Man könne die bestehende Hofeinfahrt zum betreffenden Grundstück nutzen und die fünf geplanten Stellplätze statt an der Straße im Hof errichten. „So könnten die drei öffentlichen Parkplätze erhalten werden“, sagt Stephan Garten.

Eveline Bergmann und Maria Wätjen halten diesen Vorschlag für nicht praktikabel. Sie nennen dafür zwei Gründe. Zum einen wurde der Weg zum Hauseingang erst vor wenigen Jahren neu gestaltet. Jetzt dort noch einmal zu bauen, sei wirtschaftlich nicht sinnvoll, sagt die Vorstandsvorsitzende. Hinzu kommt die Sorge, dass die Lebensqualität der Bewohner Schaden nehmen könnte, wenn unmittelbar vor den Fenstern der Wohnungen Autotüren zugeschlagen oder Motoren gestartet werden. „Im betreffenden Block wohnen Schichtarbeiter und ein Feuerwehrmann, der rund um die Uhr verfügbar sein muss“, sagt Maria Wätjen. Den Zahlen der Gemeinde halten sie entgegen, dass es in diesem Bereich noch immer neun öffentliche Stellflächen geben würde, sollten drei wegfallen.

Wer sich für eine Genossenschaftswohnung interessiert, frage zuerst nach einem Pkw-Stellplatz, sagt Eveline Bergmann. Als zweites folge die Frage nach einem Balkon. Die Genossenschaft investiere nach ihren wirtschaftlichen Möglichkeiten, sagt die Vorstandsvorsitzende. In diesem Jahr liege der Schwerpunkt auf dem großen Block an der Straße der Jugend, an dem die hinteren Zugänge erneuert werden. „Ab 2019 werden wir wieder jedes Jahr an einem Haus Balkone anbauen“, sagt Eveline Bergmann. Und die Genossenschaft versucht, das Parkplatzproblem in kleinen Schritten zu lösen. So wurde der Parkplatz an der Straße der Jugend kürzlich um einige Stellplätze erweitert. Nach einem Vorschlag der Gemeinde wäre an dieser Straße noch Platz für einen zweiten größeren Parkplatz, ohne dass öffentliche Stellflächen wegfallen würden. Ein Vorhaben, das jedoch nur längerfristig realisiert werden könnte – so, wie Geld da ist.