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In der Welt zu Hause

Gordian Krahl lebte schon in New York und Hongkong. Trotzdem hält er Bautzen die Treue.

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© Carmen Schumann

Von Frances Scholz

Auf dem Wenzelsmarkt einen Glühwein zu trinken, ist für die Bautzener wohl nichts Außergewöhnliches. Für Gordian Krahl allerdings schon. Er musste darauf ein Jahr lang verzichten. Die vergangene Weihnachtszeit erlebte er in New York. Nun ist der Cöllner vorerst in seine Heimat zurück gekehrt. Und hier engagiert er sich auch sofort. „Ich habe für den Leo-Club Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt ausgeschenkt“, sagt der 30-Jährige.

Es ist kein Wunder, dass Gordian Krahl so enthusiastisch ist. Denn er ist ein Gründungsmitglied des Bautzener Leo-Clubs. Seit 2009 existiert dieser und hat heute 15 Mitglieder. Die Leos sind die Jugendorganisation des Lions Clubs. Dieser agiert weltweit, unter anderem auch in Bautzen, und setzt sich für soziale Belange ein. Von 2011 bis 2013 war Gordian Krahl außerdem Schatzmeister für alle deutschen Leo-Clubs. „Das war eine intensive und spannende Zeit“, sagt er. Mit Zahlen kennt sich der Betriebswirt gut aus. Während seiner Studienzeit an der TU Dresden war er zudem im Vorstand des Bundesverbandes der Börsenvereine an deutschen Hochschulen.

Kulturschock in Hongkong

Diese Erfahrungen helfen ihm nach dem Studium weiter. Der Cöllner wird zum Vorstandsassistenten der Kieler Volksbank. „Meine Freundin ist damals für ihr Studium nach Kiel gezogen und ich wollte nicht mehr zu ihr pendeln“, sagt er. Doch 2013 zerbricht die Beziehung. Gordian Krahl hält nichts mehr in Kiel. Er spricht mit seinem Chef und bekommt die Chance, nach New York zu gehen. Dort arbeitet er für die Deutsche Zentralgenossenschaftsbank auf der Fifth Avenue. Seine Aufgabe ist es, einen Abwicklungsplan für die Bank im Falle einer finanziellen Katastrophe auszuarbeiten. „Am Anfang habe ich nur Gesetzestexte gelesen. Denn vorher gab es so einen Plan zum Schutz der Bank noch nicht“, erklärt der Betriebswirt.Noch spannender als seine Arbeit findet er die Stadt. „Ich war vorher noch nie in Amerika und hatte mir alles ganz anders vorgestellt. So wie in Texas mit Cowboyhut und Stiefeln.“ Besonders beeindruckt haben ihn die Häuserschluchten der Stadt und der Central Park. Enttäuscht war Gordian Krahl allerdings von der New Yorker Börse. „Das Gebäude sieht einfach so klein aus zwischen den Hochhäusern“, sagt er.

Als er im April dieses Jahres sein Projekt in New York abschließt, muss er nicht lange auf neue Eindrücke warten. „Die Bank bot mir an, ein Projekt in Hongkong zu übernehmen.“ Dort betreut er 80 deutsche Unternehmen, die sich in der Metropole ansiedeln wollen. „Das war eine tolle Erfahrung, so eng mit den Firmen zusammenzuarbeiten“, sagt er. Am meisten überwältigte ihn aber die fremde Kultur. „Einen absoluten Kulturschock bekam ich, als ich in der U-Bahn kleine Kinder in Plastikflaschen pinkeln sah. Die Eltern haben sie für sie hingehalten. Denn Windeln hatten die Kinder dort gar keine um.“ Auch Erwachsene gehen, wenn sie auf Toilette müssen, einfach an die nächste Ecke oder in den Park, schildert Gordian Krahl seine Eindrücke.

Viele Länder gesehen

Generell ist es aber schwierig gewesen, mit Einheimischen in Kontakt zu kommen. „Aber über den Leo-Club habe ich Anschluss gefunden.“ In Hongkong begleitet er die Mitglieder in ein Kinderheim und organisiert eine medizinische Vorsorge im Armenviertel. „Die Leute konnten sich durchchecken lassen, und wir haben Lebensmittel verteilt.“ Gordian Krahl selbst lebte im Zentrum auf sechs Quadratmetern in einer WG für 650 Euro im Monat. Die Wochenenden nutzt er zum Reisen. Thailand, Japan, Kambodscha oder die Philippinen – „die Länder sind ja nur wenige Flugstunden entfernt. Das muss man ausnutzen“, sagt er mit einem Lächeln. – Seit Dezember ist der 30-Jährige wieder in der Heimat und vor allem vom Kornmarkthaus beeindruckt. „Ich war richtig überrascht und finde den Stil gut.“ Doch so gern er wieder in Bautzen ist, lange will er nicht bleiben.Ich habe mich in Russland beworben und hoffe natürlich, dass alles mit dem Visum klappt“, sagt er. Angst vor der neuen Sprache und Kultur hat er nicht. „Mein Russisch ist zwar nicht so gut, aber ich spreche sorbisch und das hilft bei der Verständigung am Anfang sicher auch.“

Jetzt freut sich der Cöllner aber erst mal auf die Weihnachtszeit in Familie. Mit seiner Oma will er ins Bautzener Theater gehen. „Da kommen immer spannende Stücke.“ Aber auch für den Leo-Club hat er noch Zeit eingeplant. „Wir gründen gerade einen Förderverein. So ist es einfacher, Spenden an Bedürftige weiterzugeben.“