Coswig/Weinböhla. Wer in Radebeul nicht fündig geworden ist auf der Suche nach einer Mietwohnung für eine junge Familie, hat sicher mehr Glück in Coswig oder Weinböhla. Die Nachbarorte der begehrten Stadt sind gut mit Straßenbahn und S-Bahn erreichbar. An vielen Standorten ist es ruhiger, Einkaufsgelegenheiten gibt es genügend. Zwei Erwachsene mit zwei Kindern – wie stehen die Chancen, was kostet es in Coswig und Weinböhla?

Die erste Suche im Internet auf einem Immobilien-Portal ergibt wenig

Das Ergebnis ist verblüffend. Egal auf welchem Portal von immoscout bis immonet und immowelt man sucht, die Resultate für eine Vierraum-Mietwohnung ab 80 Quadratmeter sind sowohl in Coswig wie auch in Weinböhla dünn.

Für beide Orte sind jeweils zwei Ergebnisse zu finden. An der Cliebener Straße im Coswiger Ortsteil Neusörnewitz mit 94 Quadratmetern und 520 Euro kalt und auf der Ahornstraße im sanierten Plattenbaugebiet in Coswig vier Zimmer mit sogar 119 Quadratmetern für 840 Euro kalt.

In Weinböhla zeigen die Portale eine 82-Quadratmeter-Wohnung für 560 Euro kalt in der Sörnewitzer Straße und eine mit 96 Quadratmetern für 870 Euro an, lediglich mit der Bemerkung zentrumsnah und ohne Fotos.

Bei den Wohnungsunternehmen am besten einen Termin ausmachen

Örtliche Wohnungsunternehmen gibt es in Weinböhla gar nicht. Hier bestimmen private Vermieter, ob sie Wohnungen anbieten oder nicht. Ohnehin herrscht in der Gemeinde der Privatbesitz von Wohneigentum vor.

Anders noch in Coswig. Allerdings zeigt auch hier die Suche bei den beiden großen Gesellschaften Wohnbau- und Verwaltungs GmbH Coswig, die städtische WBV, und der Wohnungsgenossenschaft Coswig (WGC) an, dass es für die genannten Daten nichts gibt. Immerhin, die WBV hat gerade zwei Vierraumwohnungen im Angebot, allerdings mit Größen von 75 Quadratmetern; im sanierten Plattenbau und richtig günstig für 400 bis 450 Euro kalt.

Pia Engel, Geschäftsführerin der WBV, rät, nicht nur auf dem Portal des Unternehmens zu suchen, sondern anzurufen und am besten selbst vorstellig zu werden. Pia Engel: „Manchmal haben wir gerade eine Kündigung bekommen und können so die Wohnung gleich weitervermieten. E-Mail schreiben, anrufen und einen Termin ausmachen, lohne sich oft.“

Auch bei der Wohnungsgenossenschaft Coswig wird im aktuellen Angebot keine passende Wohnung für die genannte junge Familie angezeigt. Alle kleiner und mit maximal drei Zimmern. Aus dem Vorstand der WGC gab es auf Nachfrage der SZ zur Suche keine Antwort.

Makler vor Ort ziehen sich aus Vermietungsgeschäft zurück

Ein seit 1992 bekanntes Maklerunternehmen für den Bereich Coswig und Weinböhla ist die Firma von Cathleen und Jörg Sträche – C. S. Immobilien – in Coswig. Allerdings sagt Jörg Sträche, dass sich das Vermitteln von Mietwohnungen seit zwei Jahren nicht mehr lohne. Vor zwei Jahren wurde das Bezahlprinzip für die Provision umgestellt. Jetzt muss der Vermieter bezahlen, vorher war es der suchende Mieter.

Jörg Sträche: „Die Vermieter suchen dann, um das Geld von etwa zwei Monatsmieten zu sparen, selbst andere Wege, wie etwa das kostenlose Portal Ebay Kleinanzeigen.“ Manche Wohnungssuchende würden gern die Provision weiter zahlen, wenn sie denn eine Wohnung bekämen, so der Makler.

Wer die Namen Coswig und Weinböhla bei Kleinanzeigen eingibt, bekommt auch Ergebnisse. Allerdings derzeit nur für Zwei- und Einraumwohnungen.

Was Stadt und Gemeinde demnächst im Wohnungsbau planen

Weinböhlas Bürgermeister Siegfried Zenker (CDU) hat sogar noch einen echten Tipp für eine 80-Quadratmeter-Wohnung, allerdings nur drei Zimmer. An der Reichsstraße habe ein Unternehmer ein Mehrfamilienhaus mit freien Wohnungen.

Ansonsten wolle die Gemeinde sich bemühen, auch wieder den Mietwohnungsbau zu befördern. Für ein Grundstück An den Obstwiesen gibt es Investoreninteresse, die dort Mehrfamilienhäuser errichten wollen.

Coswigs Bauamtsleiter Wolfgang Weiman entdeckt sogar inzwischen ein Umdenken bei Bauherren, die wieder Mehrfamilienhäuser mit Mietwohnungen auch für junge Familien bauen wollen. So sind beispielsweise an der Kötitzer Straße acht Häuser mit insgesamt 48 Wohnungen geplant, an der Kastanienstraße ein weiteres Mehrfamilienhaus mit sechs Wohnungen. Die Stadt hat in ihren Planungen bis 2030 vor, jährlich den Bau von 30 neuen Wohneinheiten zu ermöglichen – Einfamilien- und Mehrfamilienhäuser.

Den ersten Teil der Serie finden Sie hier.