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In Schmöllner Bäckerei öffnet Postfiliale

Knapp zwei Monate war Schmölln ohne Post. Gestern öffnete das Logistikunternehmen in der Bäckerei von Gudrun Polak eine neue Filiale. Kunden können dort Briefe, Pakete und Päckchen aufgeben und abholen, Briefmarken kaufen sowie Einschreiben und Nachsendungen beauftragen.

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Von Ingolf Reinsch

Knapp zwei Monate war Schmölln ohne Post. Gestern öffnete das Logistikunternehmen in der Bäckerei von Gudrun Polak eine neue Filiale. Kunden können dort Briefe, Pakete und Päckchen aufgeben und abholen, Briefmarken kaufen sowie Einschreiben und Nachsendungen beauftragen. „Ich habe mich entschieden, diesen Service mit zu übernehmen, damit Post-Dienstleistungen im Ort bleiben“, sagt die Konditormeisterin.

Der Vertrag mit dem Schmöllner Einzelhändler Konrad Bauer war Anfang Juni abgelaufen und auf dessen Wunsch nicht mehr verlängert worden. „Eine meiner Mitarbeiterinnen ist in den Ruhestand gegangen, so dass wir die Arbeit mit der Post nicht mehr bewältigen können“, sagt Konrad Bauer. Allerdings verkaufe er noch Briefmarken und Postkarten. Wie lange er selbst sein Geschäft noch führen wird, lässt der 67-Jährige offen.

Immer weniger Geschäfte

Bäcker, Supermarkt, Getränkehandel und Blumen sind die letzten Geschäfte in Schmölln. Eine Fleischverkaufsstelle schloss vor einigen Monaten. In Putzkau sieht es mit der Grundversorgung nicht besser aus: Es gibt zwei Bäcker und ein Haushaltwarengeschäft. Fleischermeister Klaus Ulbricht aus Steinigtwolmsdorf gab seine Filiale auf, weil Kundenzahlen und Umsätze stark rückläufig waren und sich das Geschäft nicht mehr getragen hatte. Liane Richter, Inhaberin der Bäckerei Thomschke, führt in ihrem Geschäft seit fünf Jahren auch ein begrenztes Lebensmittelangebot. „Es ist ein Zusatzverdienst. Leben könnte man nur vom Lebensmittelhandel nicht“, sagt sie. Mehrmals in der Woche macht die Großharthauer Fleischerei Marschner mit ihrem Verkaufsmobil im Ort halt. Ein Ersatz für einen Fleischer, der ständig im Ort ist, ist das aber nicht. Roswietha Kleinwechter, eine Putzkauerin, vermisst gerade dieses Handwerk in ihrem Heimatort: „Gerade wer kein Auto hat und auf den Bus angewiesen ist, zahlt für den Fahrschein manchmal mehr als für die Wurst“, sagt sie.

Mit dieser Ansicht ist die Putzkauerin nicht allein. Bei der Regionalumfrage der Sächsischen Zeitung im Altkreis Bautzen gaben in der Region Bischofswerda 20Prozent der Befragten an, ihnen würde ein Fleischer in der Nähe fehlen. Zwölf Prozent vermissen einen Bäcker, fast 40 Prozent einen Supermarkt – überdurchschnittlich viele; kreisweit liegt der Durchschnitt in diesem Bereich bei 28 Prozent.

„Die meisten kaufen außerhalb ein. Und vom vergessenen Stück Butter können Einzelhändler nicht überleben“, sagt Bürgermeister Steffen Schmidt (parteilos). Die Lage beim Handel in den Landgemeinden werde sich deswegen kaum wesentlich verbessern. „Kleine Dörfer wie Tröbigau haben schon jetzt keine Geschäfte mehr. Diese Entwicklung setzt sich in den größeren Dörfern fort“, sagt Steffen Schmidt, wohl wissend, dass diese Auffassung „unpopulär“ sei.

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