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Ja, er will!

Pascal Testroet erlebt gerade die schönsten Wochen seines Lebens, und das hat nicht nur mit Dynamo Dresden zu tun.

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© Lutz Hentschel

Von Tino Meyer

Wie er das gemacht hat, verblüfft sogar den Trainer. Mit rechten Dingen kann das jedenfalls nicht zugegangen sein, findet Uwe Neuhaus. „Er hat schon zu mir gesagt, das Bestechungsgeld muss ich dann zurückzahlen“, erzählt Pascal Testroet. Mit der kurzfristigen Verlegung des Sachsenpokalspiels seiner Dresdner Dynamos gegen Chemnitz auf den Freitagabend erfüllt sich für den Stürmer nämlich ein zweiter Herzenswunsch. Er kann am Samstag wie geplant seine Freundin Michelle heiraten und trotzdem im Pokal dabei sein.

Vorm Termin mit dem Fotografen muss dem jungen Glück nicht bange sein, wie man sieht. Auch die drei entscheidenden Worte, verrät der Bräutigam, haben beide drauf.
Vorm Termin mit dem Fotografen muss dem jungen Glück nicht bange sein, wie man sieht. Auch die drei entscheidenden Worte, verrät der Bräutigam, haben beide drauf. © privat

Natürlich hat er dafür niemanden bestechen müssen. Ein einfacher Anruf beim Sächsischen Innenministerium, die das Spiel aufgrund der aktuellen Einsatzlage der Polizei verlegen ließ, genügte. „Ich habe denen gesagt, das Spiel am Samstag ist doch nicht sicher – ohne mich“, erklärt Testroet und prustet los. Den Gag hat er schon öfter gemacht und in diesen Tagen überhaupt gut lachen. Es sind die schönsten im Leben des Fußballers.

Am 26. September ist er 25 Jahre alt geworden, hat tags darauf beim 4:0 gegen Aalen sein viertes Saisontor erzielt sowie eine Woche später gegen Rostock das fünfte. Und nun wird er an diesem Samstag heiraten. „Das sind wirklich schöne Wochen zurzeit“, sagt Testroet und gerät fast schon ins Schwärmen, rein beruflich. „Ich darf immer spielen, schieße meine Tore, wir gewinnen jedes Spiel. Ein Event jagt das nächste.“ Sogar einen überraschenden Junggesellenabschied mit den Mitspielern hat es gegeben, direkt nach dem Aalen-Spiel. „Da haben mich die Jungs im Vip-Bereich empfangen. Das war auch was Tolles“, meint der Bocholter. Und nun also die Hochzeit als lang geplanter Höhepunkt.

Dass sein Verein an diesem punktspielfreien Wochenende im Landespokal-Achtelfinale gefordert ist und dann gleich gegen den neben Aue mutmaßlich stärksten Gegner, hat er ja nicht ahnen können bei der Terminsuche – und der Trainer ihm deshalb bereits im Sommer für diesen 10.10. frei gegeben. „Ich glaube, da hat auch jeder Mensch auf der Welt Verständnis. Eine Hochzeit findet nun mal nicht so oft statt wie ein Spiel gegen Chemnitz“, verdeutlicht Testroet.

Doch jetzt haben sie noch einmal um-planen müssen. Und Schuld ist sozusagen die Polizei. Eigentlich wollte das verlobte Paar ja schon morgen ganz gemütlich starten ins Hochzeitswochenende im niedersächsischen Zeven, der Heimat seiner Bald-Frau. Sogar die Freistellung des Trainers vom Abschlusstraining hatte Testroet schon eingeholt. Donnerstag kommen schließlich die ersten Gäste und einiges zu erledigen ist am Freitag außerdem noch.

Darum muss sich nun die Braut kümmern, während der Bräutigam noch in Dresden spielt und danach von seinem Schwager in spe die gut 500 Kilometer nach Hause chauffiert wird. Eine Verlängerung muss also nicht unbedingt sein.

Die Hochzeit dagegen, findet Testroet, ist überfällig. „Warum sollen wir noch warten? Ich bin mit Michelle seit sieben Jahren zusammen. Den Antrag habe ich ihr vor drei Jahren gemacht, weil ich mir damals schon sicher war, dass sie die Richtige ist“, sagt der Stürmer mit den starken Armen, den vielen Tattoos, die von seiner Familie erzählen, und dem Kussmund auf der linken Schulter – natürlich von Michelle.

Als Wirtschaftspsychologin arbeitet sie inzwischen in Dresden, hat aber gar nicht erst versucht, ihren Mann doch noch zur Spielabsage zu überreden. „Naja, Michelle ist über das Spiel nicht so glücklich. Aber sie weiß auch, was mir der Fußball und Dynamo bedeuten“, sagt Testroet, der jedoch keine Einsatzgarantie vom Trainer erhalten hat. „Ich bin froh, dass ich dabei bin. Wenn ich spielen darf, freue ich mich. Und wenn ich nicht spiele, freue ich mich, dass wir gewinnen“, sagt er.

Dieses Wochenende, das steht für Testroet fest, lässt er sich von nichts und niemanden kaputt machen – selbst im Falle einer Niederlage. „Die Hochzeit ist ein sehr wichtiger Moment. Ich sehne den Tag regelrecht herbei“, betont er.

Für zehn Uhr ist der Fotograf bestellt, kurz nach zwölf sollen dann die alles entscheidenden Sätze auf dem Standesamt folgen – im engsten Familienkreis. Ein paar Freunde kommen danach vorbei, ehe der Tag bei gutem Essen ausklingt. „Das ganz große Fest gibt es nächsten Sommer“, sagt Testroet, wenn bei ihm Zu Hause im Münsterland kirchlich geheiratet wird.

Der Termin steht natürlich auch schon lange fest – und vor allem, dass dann auf keinen Fall ein Fußballspiel im Wege stehen kann, auch keine Relegation oder irgendein Freundschaftskick. Am 28. Mai ist Sommerpause. Und für die EM in Frankreich kommt Testroet nun wirklich nicht infrage, zumindest wenn es mit rechten Dingen zugeht.