SZ +
Merken

Jetzt wird beim Messi aufgeräumt

Seit Jahren ärgern sich die Anwohner über ein vermülltes Grundstück. Per Zwangsräumung wurde dem ein Ende gesetzt.

Teilen
Folgen
NEU!
© Wolfgang Wittchen

Von Kerstin Fiedler

Annelies Rackow ist froh. Jetzt kann sie endlich durchstarten auf dem Gelände in Kleinbautzen, das ihr gehört. Im vergangenen Jahr hatte sie es inklusive der Stallanlagen und des Wohnhauses gekauft. Doch das Gelände hat schon lange einen schlechten Ruf. Der langjährige Mieter hielt sich an keine Auflagen. Immer wieder wurde versucht, ihm zu helfen, doch Müll und Mist auf dem Gelände nahmen immer mehr zu. Ämter und Behörden wurden eingeschaltet, doch er hielt sich an keine Auflagen und keine Vorschriften ein. Im Oktober hat Annelies Rackow nun den zivilen Gerichtsweg beschritten. Sie beantragte die Zwangsräumung. Am Mittwoch war es so weit. Der Gerichtsvollzieher war mit Unterstützung der Polizei vor Ort – der Mieter nicht. So ging die Zwangsräumung ganz schnell über die Bühne. Annelies Rackow konnte sich ein Bild vom Ausmaß dessen machen, was nun ihr gehört. Zuerst einmal sind das Unmengen von Müll. Kisten, Textilien, altes Essen, Geräte...

Die Idylle täuscht: So niedlich die Jungtiere aussehen, die Sauen sind schwach. In zehn Buchten ist Nachwuchs.
Die Idylle täuscht: So niedlich die Jungtiere aussehen, die Sauen sind schwach. In zehn Buchten ist Nachwuchs. © Wolfgang Wittchen
Mitten im Müll: Tote Ratten bevölkerten die Müllhaufen, sie wurden nicht entsorgt, nur vergiftet.
Mitten im Müll: Tote Ratten bevölkerten die Müllhaufen, sie wurden nicht entsorgt, nur vergiftet. © Wolfgang Wittchen
So sieht ein Messi-Haus aus: Die Stallanlage in Kleinbautzen ist nicht nur in der Durchfahrt zugemüllt. Helfer der Eigentümerin versuchen, sich einen Überblick zu verschaffen. Auf dem Hof sieht es nicht besser aus. Ein Auto, Paletten, Verpackungsbehälter
So sieht ein Messi-Haus aus: Die Stallanlage in Kleinbautzen ist nicht nur in der Durchfahrt zugemüllt. Helfer der Eigentümerin versuchen, sich einen Überblick zu verschaffen. Auf dem Hof sieht es nicht besser aus. Ein Auto, Paletten, Verpackungsbehälter © Wolfgang Wittchen

Ein Blick in die Schweineställe verrät, dass es viel mehr Tiere sind, als vom Veterinäramt erlaubt waren. „Wir haben bis jetzt rund 180 Schweine gezählt. In zehn Buchten lagen Sauen mit Ferkeln. Die Muttertiere machen einen schwachen Eindruck“, sagt Annelies Rackow. Die vor Ort weilenden Tierschützer des Kölner Vereins Deutsches Tierschutzbüro waren entsetzt. Sie sind an dieser Geschichte seit über einem Jahr dran. „Im Haus befinden sich noch viele Hunde, vor allem Welpen. Die sind so verängstigt, dass wir es nicht leicht haben werden, sie rauszuholen“, sagt Stefan Klippstein vom Tierschutzbüro. Vier erwachsene Schäferhundmischlinge und fünf Welpen hat das Tierheim in Bloaschütz zunächst aufgenommen. „Wir haben auch eine Katze mitgenommen, die wir zwischen dem Müll gefunden haben. Sie ist etwa sechs Wochen alt und entkräftet. Wir werden sie mit Milch aufpäppeln“, sagt Tierheimleiter Uwe Bär. Er vermutet, dass dort noch mehr Katzen sind. Die Tiere werden jetzt einem Tierarzt vorgestellt.

Annelies Rackow hat mit ihren Helfern und den Tierschützern erst einmal die Schweine versorgt, sie getränkt, alles ausgemistet und Futter gegeben. Der Tierarzt, der vor Ort war, bestätigte ihr, dass er so etwas noch nicht gesehen habe. Das Landratsamt war nicht vor Ort. Laut Auskunft der Pressestelle gab es mehrere Gespräche mit Annelies Rackow. „Den Schweinen wurden größtenteils Ohrmarken eingezogen, weitere wurden Frau Rackow zur Abholung bereitgestellt. Es besteht kein Seuchenverdacht“, so Landkreis-Sprecher Gernot Schweitzer. Die Aktion beobachteten viele Leute aus dem Dorf. „Das wird doch wieder nichts“, sagt eine ältere Frau und zeigt, wie groß die Ratten sind, die durchs Dorf spazieren. „Schlimm ist, wenn wir die Nager dann im Spielhäuschen vom Kindergarten gefunden haben“, sagt Udo Micksch, der Malschwitzer Gemeindewehrleiter. Und Nachbar Frank Kiebach erzählt, dass es jetzt kein Geflügel mehr dort gibt, weil das wahrscheinlich die Hunde gefressen haben, weil die sonst nichts hatten. „Ich habe den Mann zuerst unterstützt, aber als es zu viel wurde, habe ich ihm das gesagt. Es hat nichts geholfen“, sagt er.

Der Malschwitzer Bürgermeister Matthias Seidel (CDU) ist froh, dass nun offenbar tatsächlich etwas losgeht. Er hatte mehrfach im Landratsamt um Unterstützung gebeten, zuletzt, als es um den Brandschutz ging. Doch immer wurde abgewiegelt: Gesetzeslücken, nicht zuständig, Privatrecht. Nun liegt alle Hoffnung der Kleinbautzener auf Annelies Rackow.