Von Romy Kühr
Nach dem Aus der Gaststätte „Friedenseiche“, die er gemeinsam mit seiner Frau betrieb, hat Mirko Waldstein sich in einer neuen Branche selbstständig gemacht. Er ist jetzt Energiekostenberater und knüpft damit an ein früheres Studium an, das er zugunsten der Gaststätte seinerzeit aufgab. Er studierte an der Hochschule in Zittau Wirschaftsingenieurwesen mit Fachrichtung Energiewirtschaft. Das kommt ihm jetzt zugute. Doch was muss ein Energiekostenberater noch mitbringen? Und wann lohnt es sich, ihn zu bestellen? In SZ gibt er Antworten zu seinem neuen Beruf.
Herr Waldstein, was machen Sie als Energiekostenberater?
Ich sehe mir den Jahresverbrauch und den Tarif des jeweiligen Haushalts oder der Firma an und ziehe Energievergleichswerte heran. Aus den Anbietern, die es auf dem Markt gibt, suche ich dann für den Betreffenden den derzeit besten Tarif heraus. Das muss nicht immer der billigste sein. Manchen Menschen ist es wichtiger, monatlich weniger zu zahlen, andere wollen lieber auf der Jahresendabrechnung einen Bonus.
Kann man das nicht
auch selbst machen?
Man kann auch selbst vergleichen, Vergleichsportale bieten ja diese Möglichkeit. Allerdings fehlt den meisten Leuten die Zeit, sich damit intensiv zu beschäftigen. Außerdem bin ich an ein Beraternetzwerk angeschlossen. Dadurch habe ich auch Zugriff auf Informationen, die „normale“ Kunden nicht bekommen. Es gibt sogenannte Rankings. Anbieter, die einen schlechten Ruf haben, weil sie Kunden über den Tisch gezogen haben, kann man so herausfiltern. Es gibt Anbieter, die mit Gutschriften Kunden locken, diese dann aber nicht auszahlen wollen. Ich kenne dadurch die schwarzen Schafe der Branche, die fallen gleich durch’s Raster. Außerdem sind die günstigsten Vergleichstarife reine Online-Anbieter, vor Ort gibt es da keinen Ansprechpartner. Ich dagegen setze auf dauerhafte Betreuung, mir ist der persönliche Kontakt wichtig. Das ist schließlich auch eine Vertrauenssache. Das bedeutet, dass ich jedes Jahr wieder prüfe, ob man wieder optimieren kann. Ich kümmere mich dann auch um Kündigungen und die Einhaltung der Fristen.
Zu welchen Medien
beraten Sie?
Strom, Gas und Telekommunikation, wobei bei Letzterem die Nachfrage derzeit niedrig ist. Gute Nachfrage habe ich schon beim Vergleich von Strom- und Gasanbietern zu verzeichnen. Im Herbst möchte ich eine zusätzliche Ausbildung über die IHK zum Energiemanager anschließen. Mit diesem Abschluss kann ich dann auch komplette Gebäudebewertungen durchführen oder die sogenannten Energiepässe ausstellen. Die brauchen zum Beispiel Hausbesitzer, wenn sie verkaufen oder vermieten.
Hatten Sie schon richtig
große Erfolge zu verzeichnen?
Ja, einer Bäckerei habe ich eine Ersparnis von 4 000 Euro im Jahr rausschlagen können. Es ist ein schönes Gefühl, Menschen auf diese Art helfen zu können. In der Regel rate ich dazu, erst zu wechseln ab einer Ersparnis von mehr als 50 Euro pro Jahr. Sonst lohnt sich der Aufwand für den Kunden nicht.
Wie sind Sie überhaupt auf diesen Beruf gekommen?
Ich habe mich durch unsere Gaststätte schon länger mit dem Thema Energiesparen beschäftigt. Das ist ja für Gastronomen ein großes Thema, denn die Energiekosten sind in diesen Betrieben enorm hoch und steigen immer weiter. Aus diesem Grund habe ich viel verglichen und habe da meine ersten guten, aber auch schlechten Erfahrungen gemacht. Ein Bekannter brachte mich dann auf die Idee, die Tarifberatung professionell und für Jedermann anzubieten. Aus meiner Sicht hat dieser Markt Perspektive und der Bedarf ist riesengroß. Als ich dann in meiner ersten Woche sogar mehrere Kunden gewinnen konnte, stand der Plan.