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Käufer für Firma Küpper gesucht

Drei Wochen nach der Insolvenz ist die Hoffnung groß, dass der Betrieb in Cunewalde erhalten bleibt. Doch noch sind viele Fragen offen.

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© Uwe Soeder

Von Katja Schäfer

Das war ein Schock, als vor drei Wochen bekannt wurde, dass die Küpper-Gruppe zahlungsunfähig ist. Denn die Insolvenz betrifft auch die Küpper System- und Modultechnik (SMT) und damit den größten Arbeitgeber in der Gemeinde Cunewalde. In dem Betrieb im Ortsteil Weigsdorf-Köblitz, der rund 200 Mitarbeiter hat, werden aus angelieferten Rohlingen verschiedene Autoteile hergestellt, unter anderem Kupplungs- und Getriebegehäuse, Radflansche und Teile für Turbolader.

Mittlerweile hat sich „die Aufregung ein Stück weit gelegt“, schätzt Sven Ritscher ein. Er ist Fertigungsleiter bei der Küpper System- und Modultechnik und vertritt Werkleiter Holger Schumann während dessen derzeitigen Urlaubs. „Die Fertigung läuft planmäßig. An den Prozessen hat sich nichts geändert. Alle gehen ihrer Arbeit nach, niemand steckt den Kopf in den Sand“, berichtet Sven Ritscher.

Insolvenz in Eigenverwaltung

Diese Einschätzung deckt sich mit der von Dr. Jan Markus Plathner. Der Rechtsanwalt von der Kanzlei Brinkmann & Partner aus Hamburg, die 30 Niederlassungen in ganz Deutschland hat, ist einer derjenigen, die derzeit die Geschäftsleitung der Küpper-Gruppe unterstützen. Sie hat sich für ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung entschieden. Dabei bleibt die Geschäftsführung voll handlungsfähig. Es gibt keine Zwangsverwaltung. Stattdessen bekommen die Firmen Hilfe und Beratung von externen Fachleuten. „Die Produktion ist konstant. Alle Mitarbeiter verhalten sich vorbildlich und leisten in vollem Umfang ihren Beitrag für das Unternehmen“, sagt Jan Markus Plathner, der als Experte für Firmen-Umstrukturierungen gilt. Bezahlt werden die Küpper-Mitarbeiter jetzt über das Insolvenzgeld. Es wird in Abstimmung mit der Agentur für Arbeit für drei Monate gewährt. „Wir haben es vorfinanziert, damit die Beschäftigten wie gewohnt pünktlich ihre Gehälter erhalten“, berichtet der Anwalt, der auf Insolvenzrecht, Insolvenzverwaltung, Restrukturierung, Sanierung und Zwangsverwaltung spezialisiert ist. Wie er erklärt, gibt es das Insolvenzgeld für die Küpper-Leute noch bis zum 31. Juli. „Anschließend müssen die Löhne und Gehälter wieder aus dem laufenden Geschäftsbetrieb erwirtschaftet werden.“

Jan Markus Plathner berichtet, dass derzeit die Geschäftsabläufe der Küpper-Gruppe stabilisiert werden. Zu ihr gehören vier Betriebe – drei davon in Nordrhein-Westfalen – mit insgesamt fast 900 fest angestellten Mitarbeitern. Vor drei Jahren war sie vom Amtek-Konzern gekauft worden, der als größter indischer Zulieferer der Automobilindustrie gilt. Jetzt versucht man, kurzfristig Investoren zu finden. Dabei werden alle vier Betriebe einzeln angeboten, also auch die Küpper System- und Modultechnik in Cunewalde. Aber auch ein Verkauf der kompletten Unternehmensgruppe ist möglich. Letztlich werde das Interesse potenzieller Käufer zeigen, welche Lösung am tragfähigsten erscheint, äußert Plathner und betont, dass die abschließende Entscheidung durch die Gläubiger getroffen werde, zu denen auch die betroffenen Beschäftigten zählen. Bürgermeister Thomas Martolock (CDU) hält eine Herauslösung des Cunewalder Werkes aus der Gruppe für die beste Lösung. „Der Betrieb ist hochtechnologisiert, profitabel und hat richtig gute Leute“, ist er überzeugt.

Gewerkschaft hofft, dass kein Stellenabbau erfolgt

Die aktuelle Entwicklung bei der Küpper System-und Modultechnik wird von der Gewerkschaft aufmerksam verfolgt. „Für uns steht an erster Stelle, dass es keinen Stellenabbau gibt“, sagt Philipp Singer von der IG Metall in Bautzen und betont: „Falls sich andeutet, dass Arbeitsplätze wegfallen sollen, stehen wir den Beschäftigten auf jeden Fall zur Seite.“

Die genauen Gründe für die Insolvenz der Küpper-Gruppe sind laut Plathner derzeit noch nicht ermittelt. „Ein Wegbruch von Kunden ist jedenfalls nicht der Grund für die derzeitige Situation“, äußert der Insolvenzexperte von der Kanzlei Brinkmann & Partner. Ganz im Gegenteil sei der Kontakt mit den Kunden als sehr positiv zu bezeichnen. „Sie sind überwiegend bereit, ihren Teil beizutragen, um den verschiedenen Unternehmen der Küpper-Gruppe in dieser schwierigen Situation beizustehen.“

Wie Jan Markus Plathner sagt, seien alle Beteiligten derzeit optimistisch, dass eine Lösung für die Zukunft der Küpper-Betriebe gefunden wird. Eine Gewähr dafür könne jedoch niemand übernehmen, da viele Faktoren Einfluss darauf haben. Dementsprechend ist die Atmosphäre im Cunewalder Betrieb. „Die Stimmung ist normal, verständlicherweise nicht euphorisch. Denn es stehen noch viele offene Fragen im Raum“, sagt Fertigungsleiter Sven Ritscher.