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Kassenpatienten ärgern sich über neuen Lieferanten

Die Umstellung der Hilfsmittel-Versorgung läuft nicht so glatt wie geplant.

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Von Jörg Stock

Die Tharandterin Gerlinde Fickler, die ihren an multipler Sklerose erkrankten Mann pflegt (SZ berichtete), hat sich gegen Aussagen des Hilfsmittel-Lieferanten First Medical gewehrt, sie habe sich bei der Umstellung der Belieferungsmodalitäten unkooperativ verhalten. „Ich habe die Firma dauernd angerufen, aber die haben sich nicht gedreht“, sagt Frau Fickler. Mit dem Inkontinenz-Material, das sie zur Versorgung ihres Mannes nun erhält, ist sie unzufrieden. Es sei weniger saugstark, sodass ein Mehrbedarf entstehe. Frau Fickler kritisiert den Gesetzgeber für die neuen Vorschriften. Die Patienten seien den Großversorgern ausgeliefert, meint sie. „Ich fühle mich machtlos.“

Laut Gesundheitsreform müssen die Krankenkassen die Versorgung ihrer Versicherten nun mit Verträgen regeln. Liefern dürfen seit 1. Januar nur noch Unternehmen, die eine entsprechende Ausschreibung gewonnen haben. Die große Zahl der Abnehmer soll den Preis für das Material günstig beeinflussen.

Bei der AOK ist First Medical mit Sitz in Geyer Vertragspartner. Laut Kasse betreut die Firma zirka 3000 Versicherte aus den Altkreisen Sächsische Schweiz und Weißeritzkreis. Die AOK hatte ihren Mitgliedern Ende Oktober geschrieben, dass die Versorgung durch selbst gewählte Anbieter endet und First Medical künftig liefert, auf Wunsch nach einem Hausbesuch.

Die Ablösung hat einigen Versicherten etlichen Ärger gemacht. So drängte Gerlinde Fickler seit Anfang November auf besagten Hausbesuch, der erst einen Tag vor Silvester zustande kam. Weil sie mit den von First Medical gelieferten Windeln nicht zufrieden war, hat sie sich bei ihrem alten Anbieter auf eigene Kappe versorgt.

Information und Daten fehlten

Die Rabenauerin Marlies Menzer, die Inkontinenzhilfen für ihre Mutter benötigt, bekam gar keinen Brief von der AOK. Sie erfuhr in der Apotheke von den bevorstehenden Neuerungen. Bei First Medical habe es Stunden gedauert, bis außer dem Anrufbeantworter ein echter Mitarbeiter ans Telefon ging. Da stellte sich heraus, dass die Versichertendaten der Mutter gar nicht vorlagen, obwohl sie die Krankenkasse hätte längst übermitteln müssen.

Auch Frau Menzer war mit der ersten Lieferung nicht zufrieden. Das Material sei dünner und nicht ausreichend, sagt sie. Außerdem empfand sie das First-Medical-Personal am Telefon, ähnlich wie Gerlinde Fickler, als „sehr unhöflich“.

Bei First Medical ist Geschäftsführerin Beate Viertel den Vorwürfen bereits entschieden entgegengetreten. Die gelieferten Produkte seien qualitativ hochwertig. Auch nahm sie ihre Mitarbeiter in Schutz, die um konstruktive persönliche Gespräche bemüht seien.

Im Fall von Marlies Menzer räumte die AOK ein, dass die Patienten-Information erst kurz vor Weihnachten erfolgte. Gleiches galt aus „technischen Gründen“ für die Datenübermittlung. Zur Beschwerde über schlechte Erreichbarkeit von First-Medical-Mitarbeitern erklärte eine Kassen-Sprecherin, dass Anrufbeantworter prinzipiell ein probates Mittel seien, um auf große Anrufmengen zu reagieren. „In der Beratung werden dann Fachkräfte eingesetzt“, versicherte sie.