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Kein Handyklingeln im Unterricht

Drei bis fünf Stunden täglich nutzen Zittauer Schüler im Schnitt ihr Mobilfunkgerät. Thematisiert wird dies auch bei der Anti-Drogen-Woche.

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© SZ Thomas Eichler

Von Jan Lange

Zittau. Störendes Handypiepsen, Vibrationsgeräusche und Blicke auf das Smartphone statt an die Tafel – bei Anne-Kathrin Bühler kann das nicht passieren. Denn die Lehrerin der Zittauer Burgteichschule hat für ihren Unterricht eine klare Regel aufgestellt: Das Handy bleibt aus. Denn andernfalls würden sich ihre Schüler mehr auf ihr Mobilfunkgerät als aufs Lernen konzentrieren, ist sich die Deutschlehrerin sicher. Im Rahmen der Anti-Drogen-Woche, die derzeit von der Stadt Zittau veranstaltet wird, hat sich Frau Bühler mit ihren Schülern dem Thema Mediensucht gewidmet. Die Kinder sollten schon früh sensibilisiert werden. Frau Bühler hat einen Fall erlebt, wo ein Schüler handysüchtig war. Seine Eltern hätten es nicht mitbekommen und den Lehrern nicht geglaubt. Deshalb sei es auch wichtig, die Eltern auf das Problem aufmerksam zu machen. Denn die Lehrer seien auf deren Mithilfe angewiesen.

Als Erstes müssen die Heranwachsenden selbst einschätzen, wie oft sie über dem Handy hängen und wie viele Stunden sie täglich Medien nutzen. Die Zahlen sind keinesfalls überraschend: Drei bis fünf Stunden beschäftigen sich die Schüler im Schnitt pro Tag mit ihrem Handy. Viel zu viel, findet Frau Bühler. „Was die Schüler allein in zwei Stunden für Hausaufgaben machen könnten“, sagt sie. Gut 90 Prozent sind nach ihrer Einschätzung beim Kurznachrichtendienst WhatsApp angemeldet. Und dort werden auch Klassenkameraden „durch den Kakao gezogen“. Von einem solchen Mobbing können Schüler krank werden, weiß Frau Bühler aus Erfahrung.

Die Burgteichschule hat die Nutzung von Handys in ihrer Schulordnung geregelt. Das ist auch an anderen Zittauer Schulen so, wie Volker Beer von der Stadtverwaltung erklärt. Handys dürfen demnach von den Lehrern eingezogen werden, wenn das Verbot nicht befolgt wird und können von den Eltern abgeholt werden. „Es gibt schon Klassen, wo ich gucke, ob alle Handys im Unterricht ausgeschaltet sind“, sagt Anne-Kathrin Bühler. Nur auf Vibration zu stellen, reiche nicht aus. Denn wenn ein Handy anfängt zu vibrieren, werden die Schüler unruhig und schauen unweigerlich auf das Gerät. Deshalb zieht Frau Bühler auch mal die Handys ein.

Eine solche Erziehungsmaßnahme gefällt nicht jedem. „Es gibt Schüler, die machen Theater“, berichtet die Deutschlehrerin. In ihrer eigenen Klasse, der jetzigen 7a, sei das nicht der Fall. Als die Schüler in der fünften Klasse waren, beschloss der Klassenrat, die Handys früh abzugeben. Ohne neuen Beschluss hielten sich die Schüler in der sechsten Klasse daran. Nun, in der siebenten Klasse, sei das Handy wichtiger geworden. Deshalb geben es die Schüler nicht mehr freiwillig ab. Aber sie schalten es zumindest am Unterrichtsbeginn aus. Denn wenn es brummt, ist es weg.

Frau Bühler weiß, dass 90 Minuten Aufklärungsarbeit in Sachen Mediensucht längst nicht ausreichen. Aus diesem Grund will sie das Thema im Deutsch- wie auch im Ethikunterricht wieder aufgreifen.