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Keine Beweise für Tiefflieger

In der Heide suchten Experten gestern Munition vom Februar 1945 – sie fanden jedoch keine.

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Von Petra-Alexandra Buhl

Mein Vater hat gesagt, frühstückt schnell, dann geht es sofort in die Heide. Die haben nicht genug, die kommen wieder“ – noch heute hat Annemarie Leuner aus Radeberg diese Szene vom 14. Februar 1945 vor Augen. Gemeinsam mit ihrer Stiefschwester, dem Vater und der Stiefmutter floh sie morgens aus Angst vor weiteren Luftangriffen aus der Wohnung in der Radeberger Straße. Sieben Jahre alt war sie damals. Kurz nach dem Fischhaus, auf dem Moritzburger-Pillnitzer Weg, schrie der Vater: „Stellt euch hinter die Bäume, haltet euch daran fest.“ Da habe sie bereits die Flugzeuge gehört. Jeder habe sich an einen Baum geklammert. „Vor Angst habe ich gar nicht hochgeschaut. Ich habe gehofft, dass ich hinter dem Baum verschwinde und nicht zu sehen bin. Aber ich habe zwei Flugzeuge gehört“, erzählt sie.

Annemarie Leuner hat mit diesen Erinnerungen die erste Fundstelle bezeichnet, die der Historikerkommission 13. Februar 1945 dazu dienen soll, die vielzitierten Tieffliegerangriffe auf Dresdner Zivilisten wissenschaftlich zu belegen oder den Gegenbeweis zu liefern. Annemarie Leuner ist die einzige Zeitzeugin, die zu dieser Stelle Angaben machen kann. Thomas Lange, Leiter des Kampfmittelbeseitigungsdienstes Sachsen, rückte dort gestern Morgen mit 14 Mitarbeitern an, um das 130 Meter lange, dreieckige Areal mit Metalldetektoren auf amerikanische Bordwaffenmunition zu untersuchen. Am 14. Februar 1945 hatten US-Jagdbomber Dresden angegriffen. „Damals wurden 12,7 Millimeter-Geschosse verwendet, entsprechend haben wir unsere Detektoren eingestellt“, so Lange. Sie finden gewöhnlich Metallgegenstände bis in zwei Meter Tiefe. Viele Signale nehmen die Geräte auf. Doch außer Kronkorken, Müll und einem alten Kinderwagen finden die Experten nichts. „Der Boden ist hier aufgeschüttet mit Schlacke und erzhaltigem Schotter, da reagieren die Detektoren anders“, sagt Lange. Dennoch ist er am Ende überzeugt, dass auf dieser Fläche nichts zu finden ist, was auf Tieffliegerbeschuss hindeutet. „Die Geschosse verrotten nicht komplett, irgendeinen Anhaltspunkt würde man hier finden, wenn es so gewesen wäre“, sagt Lange.

Auch Bäume wurden untersucht, deren Rinden Verletzungen tragen. Mit roten Kreisen haben die Forscher sie markiert. Doch selbst nach einer Probebohrung finden sich nichts. Forstmitarbeiter sagen, die Bäume seien viel zu jung. „Dieses Thema ist abgearbeitet für diese Stelle. Es ist eindeutig bestätigt, dass hier nichts zu finden ist, was waffentechnisch oder militärgeschichtlich interessant wäre“, sagt Udo Hänchen, Mitarbeiter des Militärhistorischen Museums.