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Keine rosigen Zeiten

Barbara Richter-Pögen hat einen tollen Beruf – sie ist Floristin. Und sie hat ein eigenes Geschäft – das ist jeden Tag ein Kampf.

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© Thorsten Eckert

Von Constanze Knappe

Seit Ferien sind, steht Blumenhändlerin Barbara Richter-Pögen etwas öfter vor ihrem Laden. Um den Pflanzen eine feuchte Brise zu verpassen. Und weil weniger Kunden kommen. Blumen sind mit ihrer farbigen Pracht auch im Sommer gut für die Seele, sagt die 52-jährige Bischofswerdaerin. Doch nicht immer blüht deswegen auch das Geschäft.

Hallo, Frau Richter-Pögen, wie viele Blumen haben Sie heute schon verkauft?

Sehr wenige. Wenn es heiß oder schwül-warm ist, haben die Leute Angst, dass die Blumen nicht so lange halten. Das ist ein Vorurteil. Ich sorge dafür, dass ich jeden Tag frische Blumen im Laden habe.

Was ist Ihre Lieblingsblume?

Die Lilie. Eine richtig schöne große Lilie. Der Geruch ist genial. Es gibt sie in so schönen Farben: in gelb, weiß, rot-weiß, rot.

Was fasziniert Sie an Blumen?

Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie aus einem Samenkorn so etwas Schönes werden kann, wie es wächst und verschiedene Farben hat. Viele Pflanzen, auch Blumen, kann man essen. Der Duft spielt ebenfalls eine Rolle. Früher haben Nelken gerochen. In Gaußig gibt es eine Gärtnerei, die kriegt das wieder hin.

Weshalb sind Sie Floristin geworden?

Das macht mir Spaß. Früher habe ich mit Holz gearbeitet. Mit Blumen kann man sich ebenso künstlerisch betätigen.

Und was brachte Sie auf die Idee, einen eigenen Blumenladen zu eröffnen?

Ich habe 1999 in der Zeitung eine Annonce gelesen, dass hier ein Blumenladen zu verkaufen sei. Da dachte ich mir, das mache ich. Ich habe sofort Kontakt aufgenommen. Am nächsten Tag stand ich in meinem eigenen Laden. Das klingt verrückt, aber es war so.

Haben Sie die spontane Entscheidung schon mal bereut?

Ja. Es gibt Momente, da bin ich wirklich unglücklich. Wie jetzt in den Sommerferien zum Beispiel, wenn alle im Urlaub sind und ich hier allein in meinem Geschäft stehe.

Wie läuft denn Ihr Blumenladen?

Mal so, mal so. Von Laufkundschaft kann man in Bischofswerda nicht leben. Es reicht kaum zum Überleben. Und reich wird man davon sowieso nicht. Dafür ist die Konkurrenz der Supermärkte zu groß. Dort werden ja auch Blumen verkauft oder Pflanzen und Gartenartikel. Und das zu Preisen, da können Gärtnereien und Blumenläden nicht mithalten. Und wenn dann noch Kaufland kommt, dann können noch mehr kleine Läden schließen.

Demnach waren die Bischofswerdaer schon mal bessere Blumenkunden?

Na ja, es gab Zeiten, da haben viele regelmäßig Sträuße bestellt für alle Gelegenheiten. Da konnte man sich gut darauf einrichten. Heute ist das eher spontan. Trotzdem denkt jeder, es muss immer alles da sein. Aber auf Vorrat kann ich mir in dem kleinen Geschäft nicht alles Mögliche hinstellen. Die Gefahr ist zu groß, dass ich darauf sitzen bleibe und die Blumen wegschmeißen muss. Das ist ja nicht nur für mich ein Verlust, sondern einfach schade um die viele Arbeit, die da drin steckt. Blumen werden schon noch gekauft, aber nicht unbedingt in Bischofswerdaer Läden.

Sondern im Internet?

Mittlerweile ja. Es ist doch paradox, ich nehme auch Pakete für meine Nachbarn an. Da waren schon Pflanzen oder Blumenerde dabei, die sie im Gartenkatalog bestellt haben.

Haben Sie schon mal ans Aufhören gedacht?

Ja. Aber ich habe treue Stammkunden, deswegen bin ich noch da. Bischofswerda ist eigentlich eine 1A-Einkaufsstadt mit schönen kleinen Geschäften. Aber wer in Dresden oder Bautzen arbeitet, kauft dort ein. Deshalb müssen hier viele Händler von den Senioren leben, die wir zum Glück noch haben. Ich schaffe ihnen die Sträuße auf Wunsch nach Hause.

Welche Sträuße binden Sie am liebsten?

Hochzeitssträuße, da kann man viel Fantasie reinstecken. Und bunte Sträuße mit einem bisschen von allem, die gehen immer. Grabgestecke für den Totensonntag, die mache ich alle selber, denn im Großhandel sieht doch alles so gleich aus, finde ich.

Woher holen Sie sich die Anregungen?

Ich habe viel Fantasie. Ich schaue auch gern hin, wenn ich irgendwo etwas Schönes entdecke. Zeitungen dafür halte ich mir nicht. Da etwas nachzumachen, das wäre nur kopiert. Das ist nicht mein Fall. Übrigens werden große Sträuße immer seltener gekauft, stattdessen lieber einzelne Blüten und dann hübsch dekoriert.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Dass es im Laden noch ein paar Jahre weitergeht. Und dass die Leute, die immer nur daran vorbeigehen, sich auch mal trauen reinzugucken.