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Keller und Dachböden bei Dieben im Trend

In Sachsen wurde im vergangenen Jahr seltener in Wohnungen eingebrochen. Kriminelle suchen sich leichtere Ziele.

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Von Marco Henkel

Es ist eine gemischte Bilanz, die Innenminister Markus Ulbig (CDU) gestern in Dresden der Öffentlichkeit vorstellte. Mit insgesamt 312 500 Fällen verzeichnet die Kriminalitätsstatistik 2013 nur unwesentlich mehr Fälle als im Jahr zuvor, auch die Aufklärungsquote war mit 54,8 Prozent etwas schlechter als im Vorjahr. Dies erklärt sich mit der Zunahme von Delikten mit geringerer Aufklärungsquote. Dazu zählt etwa Diebstahl. Innerhalb der einzelnen Bereiche gab es jedoch zum Teil deutliche Verschiebungen. Hier ein Überblick:

Wohnungseinbrüche nehmen ab, Kellereinbrüche zu

Im Gegensatz zum Bundestrend nahm in Sachsen die Zahl der Wohnungseinbrüche im vergangenen Jahr ab. 3 620 Fälle bedeuten insgesamt einen Rückgang um 5,7 Prozent. Als Gründe dafür nannte Minister Ulbig größere Investitionen in Sicherheitstechnik. Wohnungen seien besser geschützt, sodass Täter vermehrt auf weniger gesicherte Objekte umstiegen, so der Minister. 4 000-mal öfter stiegen Einbrecher in Keller oder Dachböden ein. Ein Anstieg um über 25 Prozent. „Wir denken, dass es sich bei diesen Einbrüche vermehrt um Beschaffungskriminalität handelt“, erklärt der sächsische Landespolizeipräsident Rainer Kann. „Die Diebe nutzen gezielt die Anonymität von großen Wohnanlagen aus“, ergänzt Minister Ulbig.

Diebstähle machen weiterhin

den größten Anteil aus

Auch im vorigen Jahr machten Diebstähle mit einem Anteil von 44 Prozent aller erfassten Straftaten weiterhin den größten Anteil aus. 137 382 Delikte bedeuteten einen Anstieg von 4,1 Prozent. Bei Diebstählen aus Keller- und Dachböden stieg die Zahl der Fälle mit 19 231 Delikten sogar um gut ein Viertel. „Weggenommen wird alles, was in irgendeiner Form zu versilbern ist“, sagt Kann.

So seien etwa Fahrrad- und Ladendiebstähle typische Beispiele für die steigende Beschaffungskriminalität. Mehr als 20 300 Fahrräder seien im vergangenen Jahr gestohlen worden. Das sind rund 500 mehr als 2012. „Sie sind relativ leicht zu verkaufen“, erklärt Kann. Rückgänge gab es hingegen bei Diebstählen aus Wohnungen, Fabriken sowie aus Lager- und Büroräumen.

Rohheitsdelikte und Straftaten gegen die persönliche Freiheit nehmen ab

Die Straftaten in der Gruppe der Rohheitsdelikte beziehungsweise Straftaten gegen die persönliche Freiheit wie etwa Körperverletzungen, Raub und Freiheitsberaubungen, nahmen gegenüber 2012 um 951 Fälle ab. Prozentual bedeutet das einen Rückgang um drei Prozent. Überdurchschnittlich ging die Zahl der gefährlichen und schweren Körperverletzung mit 7,2 Prozent zurück. Raub, räuberische Erpressung und räuberische Angriffe auf Kraftfahrer nahmen sogar um neun Prozent ab.

Kriminalität in der Grenzregion zu Tschechien geht deutlich zurück

In den Gemeinden entlang der sächsischen Außengrenzen zu Polen und Tschechien erfasste die Polizei 23 523 Straftaten – rund 100 mehr als im Jahr 2012. Davon handelte es sich in 2 769 Fällen um Verstöße gegen das Aufenthalts-, das Asylverfahrens- und das Freizügigkeitsgesetz der EU. Rechnet man diese speziellen Delikte heraus, ging die Kriminalität in diesen Regionen um 4,3 Prozent zurück. Damit lägen die Fallzahlen unterhalb der Werte von 2007 vor dem Wegfall der Grenzkontrollen, so Minister Ulbig. Besonders stark ging die Kriminalität im Bereich zu Tschechien zurück. Sie sank hier um 7,9 Prozent. Im Grenzbereich zu Polen sank die Kriminalität um 1,7 Prozent.

Feuerlöscher-Einsatz gegen Demonstranten in der Kritik

Kritik an Sachsens Polizei gibt es dagegen an dem jetzt bekannt gewordenen Einsatz von Feuerlöschern im Februar gegen Demonstranten in Leipzig. „Es gibt Anzeichen dafür, dass der Einsatz dieses Feuerlöschers kein Einzelfall ist“, räumte Ulbig gestern ein. Sollte sich herausstellen, dass Feuerlöscher außerhalb von Notsituationen zum Einsatz kamen, „dann wäre das nicht akzeptabel, und dann würde das auch entsprechende Konsequenzen haben“, sagte der Minister. Er habe bei Landespolizeipräsident Rainer Kann einen Bericht angefordert. Wegen des Einsatzes eines Feuerlöschers mit Frostschutzmitteln am Rande einer NPD-Kundgebung vor einem Asylbewerberheim liegt bereits eine Anzeige vor.