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Kerosinlager verschwindet

Im Altkraftwerk in Boxberg wird weiter rückgebaut. Vattenfall steckt damit Geld in die Umwelt.

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© Rolf Ullmann

Von Carla Mattern

Boxberg. Boxberg als Ort der Begierde für Tagestouristen. Alle wollten sehen, wie der letzte Schornstein des Altkraftwerkes fällt. S3 nennen den die Insider. 11000 Tonnen Beton, 1653 mal durchlöchert für 142 Kilogramm Sprengstoff. Das war im Oktober 2012 und eine ähnliche Attraktion wie die Sprengung von zwei Schloten des Werkes II im Kraftwerk Boxberg im Jahr 2009. Mehrere tausend Zuschauer wie bei den Sprengungen der Schornsteine: Mit solchen Rekorden rechnet niemand mehr. Und doch gibt es noch immer genügend Arbeit im Altkraftwerk. Gerade bereitet das Energieunternehmen Vattenfall einen weiteren Rückbau vor. Der wird nicht halb so spektakulär wie vor sieben beziehungsweise vor vier Jahren die Sprengungen der 300 Meter hohen Kraftwerksschlote .

Begeisterung weckt der geplante Rückbau dennoch. Zumindest bei Hans-Jürgen Kasper am Montagabend während der Sitzung des Technischen Ausschusses. „Das ist doch eine Altlast. Die Gemeinde kann froh sein, wenn das von Vattenfall erledigt wird“, sagt der Gemeinderat. Es geht um nichts Geringeres als das Kerosintanklager und die Kerosinabfüllanlage. Die liegen im südlichen Teil des Altkraftwerksgeländes. Etwa 900 Quadratmeter groß ist die Fläche der Abfüllanlage. Den Mitgliedern des Technischen Ausschusses obliegt es zu entscheiden, ob die Gemeinde Boxberg der geplanten Sanierungsmaßnahme zustimmt, erklärt Bauamtsleiterin Cortina Kokles. Sie sagt auch, dass sie sich nicht erinnern könne, schon einmal eine Stellungnahme zu dem Bundesbodenschutzgesetz auf dem Tisch gehabt zu haben.

Doch mit fachlichen Kenntnissen bringt sich in diesem Fall das Landratsamt ein. Dass von der Görlitzer Genehmigungsbehörde die Unterlagen in die Boxberger Amtsstuben geschickt werden, hat lediglich damit zu tun, die Gemeinde einzubeziehen, auf deren Territorium die Sanierungsfläche liegt. „Wir können froh sein, dass uns der Sanierungsplan auch vorgelegt wird“, sagt die Bauamtsleiterin. Ein Blick in die Unterlagen zeigt, dass Vattenfall damit ein großes Projekt vorbereitet.

Auf der Sanierungsfläche befinden sich 60 Meter Gleis mit Waggonabsturzsicherung, ein Pumpenhaus, ein angrenzendes Schalthaus, fünf Kontrollschächte, ungefähr 55 Meter Kanal, etwa 70 Meter Benzinleitungen, etwa 50 Meter Elektroleitungen, etwa 60 Meter Leitungen für Regenwasser und für Löschwasser sowie drei Regenwasserschächte. Außerdem befinden sich südlich der Abfüllanlage das zentrale Tanklager mit einer Kapazität von zwei mal 50 Kubikmeter und zwei mal 55 Kubikmeter-Tanks sowie das 1988/89 erweiterte Tanklager südöstlich der Kerosinabfüllanlage mit einer Kapazität von vier mal 50 Kubikmeter-Tanks, ein Ölfasslager südöstlich des zentralen Tanklagers und der Ölabscheider südlich des zentralen Tanklagers. Von den beiden Tanklagern sind aber nur noch die Fundamente vorhanden. Die acht Tanks wurden bereits Ende der 1990er, Anfang der 2000er Jahre zurückgebaut.

Das gleiche Schicksal steht jetzt den verbliebenen Bauten bevor. Vattenfall wird die Gebäude abreißen lassen, eine sogenannte Tiefenenttrümmerung in Auftrag geben und kontaminierten Boden ausheben und entsorgen sowie mit unbelastetem Material auffüllen lassen. Als Ziel des Rückbaus nennt Vattenfall das Herrichten der Fläche für eine uneingeschränkte industrielle Folgenutzung.

Schon seit den 1990er Jahren habe es immer wieder Interessenten für das Gelände gegeben, sagt Vattenfall-Sprecherin Kathi Gerstner. Sie seien zwar wieder abgesprungen und aktuell sei man gerade mit niemandem im Gespräch, aber diese Fläche soll in die Verkaufsmasse von Vattenfall mit aufgenommen werden.

Wie zeitlich geplant wird, weiß der für das Projekt zuständige Uwe Tzschacksch. Noch in diesem Jahr sollen die Leistungsbeschreibung erarbeitet, die Ausschreibung veröffentlicht und die Vergabe erfolgen. Als Rückbaustart für die Kerosinabfüllanlage nennt er das Frühjahr 2017.