Von Carla Mattern
Boxberg. Im September blähten sich die bunten Segel der Kiter am Bärwalder See. Es war zwar mehr Flaute als Wind, aber das Kite-Testival ließen die Mitglieder des Vereins Kitesurf Lausitz trotzdem nicht ausfallen. Dieser Kite-Schnuppertag an Land sollte trotz des Kitesurf-Verbots an den sächsischen Seen im Lausitzer Seenland ein Zeichen sein, dass die Kitesurfer für ihren Sport nicht nur an der Ostsee fahren, sondern auch am Bärwalder oder am Geierswalder See mit ihrer Ausrüstung auf dem Wasser loslegen wollen. Einige Enthusiasten hoben im vergangenen Jahr den Verein aus der Taufe. Vorsitzender ist Sascha Barwick aus Gnaschwitz bei Bautzen. Er war jetzt bei einem vom Verein angeregten Gespräch im Wirtschaftsministerium dabei, bei dem die Weichen in Sachen Kitesurfen neu gestellt wurden.

Herr Barwick, welche Argumente bringt der Verein, damit das Verbot für das Kitesurfen aufgehoben wird?
Wir sagen, dass das Kitesurfen mit dem Windsurfen oder auch Segeln gleich zu stellen ist. Alle gemeinsam sind emissionslose Wassersportarten, die im Einklang mit der Natur stattfinden und weder gefahrengeneigt, noch in irgendeiner anderen Art und Weise störend für die Umwelt sind.
Das haben Sie vor einer Woche auch mit zuständigen Mitarbeitern des Wirtschaftsministeriums in Dresden besprochen. Wie waren die Reaktionen?
Unser Gespräch im sächsischen Wirtschaftsministerium war sehr erfolgreich und ich bin sehr zuversichtlich, dass wir zu Beginn der neuen Wassersportsaison wieder legal aufs Wasser dürfen. Zusammen mit Herrn Sablotny, Herrn Ortmann und Herrn Dr. Gallier haben wir die unterschiedlichen Standpunkte und Aspekte zum Thema Kitesurfen diskutiert. Sie sind im Ministerium unter anderem zuständig für Binnenschifffahrt und Tourismus. In der Sache waren wir uns einig: Kitesurfen soll ab dem 1. April 2016 wieder legal in Sachsen möglich sein und somit den Tourismus im Lausitzer Seenland und an den Leipziger Seen stärken. Sachsen hat die Chance, sich als Kitesurfmekka außerhalb der Küstenregionen zu etablieren.
Das ist eine gute Nachricht! Doch lässt sich das noch umsetzen bis zum Saisonstart am 1. April?
Das Gespräch war nicht das erste zum Thema. Den Prozess hatten wir ja im vergangenen Jahr schon angestoßen. Die Ministeriumsmitarbeiter waren gut vorbereitet. Als Ergebnis des Gesprächs gibt es einen Erlass des sächsischen Wirtschaftsministeriums, der explizit die nachgeordneten Behörden auffordert, auf geeigneten Seen das Kiten zuzulassen.
Welche Seen sind das derzeitigen Plänen zufolge konkret?
Für dieses Jahr sind ein bis zwei Seen je in der Lausitz, in Boxberg und der Gemeinde Elsterheide, und bei Leipzig dafür vorzusehen. Derzeit in der Diskussion sind der Geierswalder, der Bärwalder, der Hainer und der Schladitzer See.
Aber wie soll das Problem gelöst werden, die Bereiche für das Kitesurfen mit normgerechten Bojen zu kennzeichnen? Von der Gemeinde Boxberg wissen wir, dass die Tonnen teuer sind. Auf Antrag von Boxberg übernimmt für den Bärwalder See der Bergbausanierer LMBV das Austonnen.
Der unsinnige Tonnenabstand von 100 Meter für abzugrenzende Bereiche ist vom Tisch. Stattdessen werden Schilder, Barken und ergänzende Tonnen im Abstand von 500 Meter oder mit besonderer Begründung 300 Meter sowie zusätzlich Tonnen an Knicken festgeschrieben. Ausgenommen davon sind bergbauliche Schutzbereiche. Dort bleibt der Abstand für die Bojen weiterhin bei 100 Meter. Das verringert die geforderte Zahl an Tonnen und damit auch die Kosten.
Dann werden Sie als Verein den Erfolg jetzt feiern?
Auf jeden Fall! Dieser Erfolg für das Kitesurfen in Sachsen ist aber unter anderem dem Einsatz von Michael Kretschmer zu verdanken. Der Bundestagsabgeordnete und CDU-Generalsekretär in Sachsen hat sich sehr für uns engagiert, war bei dem Gespräch in Dresden dabei. Dafür möchten wir uns noch einmal ausdrücklich bedanken. Unser Verein hat in den letzten Monaten viel Arbeit geleistet, um das Kiten in Sachsen wieder zu legalisieren. Fast ein Jahr haben wir dafür gekämpft. Jetzt freuen wir uns auf die neue Wassersportsaison und haben schon viele neue Ideen. So wird es unter anderem eine Windmessstation und Wettercam am Bärwalder See geben und im Mai wollen wir ein Kitecamp für die Mitglieder des Vereins an der Ostsee organisieren.
Warum denn an der Ostsee? Wo wird die Webcam stationiert?
Pfingsten wollen wir uns an der Ostsee treffen zu dem internen Kitecamp, weil wir am Bärwalder See möglicherweise nicht genügend Wind fürs Kiten haben. So ging es uns beispielsweise bei unseren Schnuppertagen im September. Und die Frage zur Webcam. Zuerst bauen wir die Technik am Bärwalder See auf dem Multifunktionsgebäude auf dem Zeltplatz Sternencamp an. Da sind wir gut mit Roman Krautz von der Gemeinde im Gespräch. Denn wir brauchen dafür einen Strom- und einen Internetanschluss. Das Projekt ist relativ teuer geworden. Es liegt bei Investitionskosten von 2500 Euro. Aber wir haben dafür als Verein Sponsoren gefunden.
Wo werden die Bilder der Wettercam beziehungsweise die Wetter- und Winddaten abzurufen sein?
Die Bilder der Webcam werden auf der Seite unseres Vereins, der Boxberger Internetseite und der des Sternencamps zu sehen sein. Die Daten der Windmessstation finden die Kiter auf der Internetseite Windfinder.de. Die Windfinderseite ist für Kitesurfer sehr wichtig. Denn sie liefert neben Vorschaudaten auch die aktuellen. Wir Kiter fahren eigentlich erst dann los, wenn andere Wassersportler schon ans Ufer zurückkehren. Für den Geierswalder See sind eine Wettercam und Windmessstation auch geplant, aber wie gesagt, wir brauchen dazu die Infrastruktur. Wie in Boxberg mit Roman Krautz gibt es auch in Elsterheide gute Gespräche mit dem dort für Tourismus zuständigen Matthias Müller.
Wie sieht es an den anderen Seen, zum Beispiel am Berzdorfer See in Görlitz aus mit dem Kitesurfen?
Unser Einsatz bezieht sich nicht auf den Bärwalder oder Geierswalder See speziell. Wir wollen, dass Kitesurfen sachsenweit erlaubt wird. An den Tagebaurestseen ist zurzeit die Besonderheit, dass sie noch nicht aus dem Bergbaurecht entlassen sind, aber die Vorschriften der sächsischen Schifffahrtsverordnung gelten. Beim Berzdorfer See liegen die Probleme noch etwas anders. Da gibt es eine Stromtrasse und eine nahe am See gelegene Bahntrasse, die dagegen sprechen, das Kitesurfen zu erlauben. Aber auch der Berzdorfer See ist uns superwichtig. Wir werden in Zukunft die Gespräche mit den Verantwortlichen suchen werden um auch hier eine geeignete Stelle für unseren Sport zu finden.
Ist der Verein sehr gewachsen seit der Gründung im Juni 2015?
Anfangs waren wir 20 Leute, aktuell sind wir 35. Wir hatten uns ja wirklich gegründet, damit Kitesurfen wieder legal wird. Neue Mitglieder sind gern willkommen.