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Kleine Baustelle – große Wirkung

Der Abwasserbetrieb erneuert nur eine Schachtabdeckung – dafür ist die Muskauer Straße seit Tagen halbseitig gesperrt.

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© Uwe Soeder

Von Stefan Schramm

Autofahrer, die in dieser Woche auf der Muskauer Straße stadteinwärts fahren, müssen sich auf eine Umleitung einstellen. Denn ein Teil der Strecke ist wegen Bauarbeiten gesperrt. Betroffen ist der Abschnitt zwischen der Schäfferstraße und der Einmündung Am Ziegelwall. Dort erneuert der Eigenbetrieb Abwasserbeseitigung Bautzen (EAB) einen Schachtdeckel.

„Der hat sich abgesenkt und war nicht mehr zu halten“, sagt Reinhard Thomas, Technischer Bereichsleiter für Abwasserbeseitigung. Schon seit November habe sein Betrieb von dem entstandenen Schaden gewusst, konnte aber nichts tun. Wegen der niedrigen Temperaturen ist der Einbau im Winter nicht möglich, zumal auch der Asphalthersteller die notwendige Mischung nicht produzieren konnte. Deshalb wird nun in der frühlingshaft warmen Osterferienzeit gebaut, in der erfahrungsgemäß auch etwas weniger Verkehrsaufkommen auf Bautzens Straßen herrscht.

Anfang der 1990er-Jahre wurden unter der Muskauer Straße neue Kanäle für Regen- und Schmutzwasser verlegt, wobei auch eine Vielzahl senkrechter Schächte entstand. Die sind an der Oberfläche, also auf der Straßenfahrbahn, durch Deckel geschlossen. Während ihrer Bauzeit vor 20 Jahren hatte man die Schächte nach einem damals gängigen System gebaut, bei dem die Deckel direkt auf den Betonringen der Schachtumrahmung lagen. Die Folge: Jeder Schlag, den ein darüberfahrendes Fahrzeugrad ausübt, überträgt sich direkt auf den Schachtunterbau. Der wird dadurch irgendwann brüchig und senkt sich ab. Die Fahrbahn um den Kanaldeckel ist somit uneben. „Das war die Hauptursache für Zerstörungen von Schachtbauwerken. Die damalige Bauweise hat sich eindeutig nicht bewährt“, resümiert Reinhard Thomas.

In Bautzen sei man aus diesem Grund vor fünf Jahren dazu übergegangen, nur sogenannte selbstnivellierende Schachtabdeckungen einzubauen. Die schwimmen sozusagen im Asphalt und folgen dessen Bewegungen, gehen also mit der sich im Laufe der Jahre absenkenden Straßendecke herunter. Zudem enthalten sie doppelt dämpfende Einlagen – kleine Puffer, die die Stöße der Autos abfangen. Die dürften übrigens in Zukunft seltener werden: „Wir achten beim Einbau darauf, dass die Schächte in der Mitte des Fahrstreifens liegen, damit die Räder rechts und links daran vorbeirollen“, berichtet Reinhard Thomas.

Insgesamt gibt es in Bautzen ca. 10 000 eingemessene, registrierte Abdeckungen. Eine zu erneuern, koste im Normalfall 800 bis 1 000 Euro. „Weil das so viele sind, können wir immer nur ein paar Fälle abarbeiten“, so Thomas. Alles in allem sei der Bestand in der Stadt aber sehr gut, weil anfallende Schäden systematisch beseitigt würden. Zumeist baut der EAB mit dem Bauunternehmen Haunschild vier, fünf Schächte in einem Ritt. Neben der Muskauer waren diesmal Kanalzugänge am Postplatz sowie an der Curie- und der Steinstraße dran. Nun hat auch die Muskauer Straße so einen modernen Kanaldeckel bekommen. Am Dienstag gingen die Arbeiten los, gestern wurde asphaltiert. Und heute Mittag wird die Straße schon wieder freigegeben, prognostiziert Thomas. „Normalerweise sind wir nach drei, vier Tagen wieder weg“, sagt er. Angekündigt war die Sperrung, von der auch mehrere Buslinien betroffen sind, bis morgen. Bis zur Freigabe müssen Autos noch auf Schäffer- und Behringstraße ausweichen, stadtauswärts fließt der Verkehr auf einer Fahrspur an der Baustelle vorbei.