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Kleine Faye auf großer Fahrt

Das Mädchen ist schwerbehindert. Ihre Familie wird dank des Sebnitzer Lionshilfswerks nun ein ganzes Stück mobiler.

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Von Katarina Gust

Ein kleines Lächeln huscht Faye übers Gesicht, als der große schwarze Transporter vor ihr hält. Die Siebenjährige scheint zu ahnen, dass es heute nur um sie geht. Es ist aber nicht nur ein Glückstag für Faye, sondern auch für ihre Eltern und Bruder Maurice. Die vierköpfige Familie steht auf dem Gelände des Autohauses Dittrich in Sebnitz und kann es kaum fassen. Der große Transporter, der vor ihnen steht, gehört ab sofort der Familie. Fast ein Jahr lang haben die Gohrischer dafür gekämpft. Für das behindertengerechte Auto für das jüngste Familienmitglied.

Faye ist geistig und körperlich behindert. Ihre Eltern haben anfangs gar nichts davon bemerkt. Erst nach und nach wurde die Behinderung sichtbar. „Faye entwickelte sich immer langsamer. Der Abstand zu anderen Kindern wurde immer größer“, erzählt Mutter Kristin Ehrenreich. Woran Faye genau leidet, wissen die Eltern nicht. Die Siebenjährige kann nicht allein laufen oder stehen. Was sie von der Welt um sich herum mitbekommt, weiß niemand. Oft lebt sie in ihrer eigenen Welt. Faye braucht deshalb quasi rund um die Uhr eine Betreuung. Ihr ständiger Begleiter ist ein spezieller Reha-Buggy, in dem sie sitzt und herumgefahren wird.

Faye ist zu schwer zum Tragen

Wenn die Familie mit dem Auto unterwegs ist, musste das Mädchen bisher von ihrem pinkfarbenen Buggy in den Kindersitz getragen werden. Und auch ihr Buggy musste in den Kofferraum gehoben werden. Der wiegt ebenfalls einige Kilo. Papa Enrico Lindner-Ehrenreich ist der Einzige, der Kind und Wagen heben kann. Für die zierliche Mama Kristin war das schon länger nicht mehr möglich. Die Familie suchte deshalb händeringend nach einer Lösung – einem neuen behindertengerechten Auto. Doch dafür fehlte den Gohrischern das Geld. Die Behandlungen und Therapien für Tochter Faye sind kostenintensiv. Große Sprünge können sich die Eltern deshalb nicht leisten. Sie klapperten Duzende Stiftungen ab, schrieben Briefe und versuchten, Spenden zu sammeln. Knapp 20 Stiftungen haben sich schließlich bereiterklärt, das neue Auto mitzufinanzieren. Konkret geht es um 25 000 Euro, die dafür aufgebracht werden mussten.

Zu den Sponsoren gehören der Lionsclub Sebnitz und das dazugehörige Lionshilfswerk Sebnitz. Als die Mitglieder von dem Problem der Familie erfuhren, waren sie sofort bereit, zu helfen. Das Ergebnis steht nun vor Töchterchen Faye.

Alexander Dittrich vom gleichnamigen Sebnitzer Autohaus hat den Transporter organisiert. Er stöberte im Internet, klapperte andere Händler ab. In Hamburg fand er schließlich den Fort Tourneo Coustom, in dem Faye nun problemlos transportiert werden kann. Zusammen mit einem anderen Lionsclub-Kollegen fuhr er nach Hamburg und holte den Transporter persönlich ab. In Dresden wurde der Wagen dann entsprechend umgerüstet. Eine Rampe wurde an der Ladefläche angebracht. Über diese kann Faye samt Buggy ins Auto und gefahren und dort fixiert werden. Ihr Sportfix ist so ausgestattet, dass die Siebenjährige darin während der Fahrt sitzenbleiben kann. Das Mädchen muss künftig nicht mehr aus ihrem Gefährt herausgehoben werden.

Lions spenden 7 000 Euro

„Für uns ist das eine riesige Erleichterung und ein wahrer Segen“, sagt Kristin Ehrenreich, die ganz gerührt ist von der großen Hilfsbereitschaft. Insgesamt 7 000 Euro hat das Lionshilfswerk Sebnitz in den Transporter und die Umrüstung investiert. Das restliche Geld hatte die Familie über weitere Sponsoren gesammelt. „Der Lionsclub hat uns aber mit Abstand am meisten unterstützt“, sagt Fayes Mama und bedankt sich bei allen, die ihnen geholfen haben.

„Für uns war es selbstverständlich, dass wir helfen“, sagt Alexander Dittrich. Das Geld sei die eine Sache gewesen. Die viele Zeit, die in die Suche nach dem passenden Wagen gesteckt wurde, die andere. „Das alles hat sich aber gelohnt“, sagt Andreas Ortner, der sich ebenfalls im Lionsclub Sebnitz engagiert. Für Faye und ihren Bruder Maurice haben die Lions nicht nur das neue Auto dabei, auch zwei Plüschtiere überreichen sie den Kindern. Der zehnjährige Maurice hat sich indes schon mit der Rampe und der dazugehörigen Technik vertraut gemacht. Im Handumdrehen hat er sie ausgefahren und wieder im Laderaum verstaut. „Ich freu mich für Faye“, sagt der Grundschüler und drückt seine kleine Schwester. Die beiden sind ein Herz und eine Seele. Als Faye den kleinen Plüsch-Löwen fallenlässt, hebt ihn Maurice sofort auf. „Unser Sohn kümmert sich sehr gut um Faye und ist uns dadurch auch eine große Hilfe“, sagt Mama Kristin stolz.