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Kleiner Ball – große Leidenschaft

Holger Weß liegt das Tischtennisspiel im Blut. Sein Wissen gibt der Bautzener gern weiter.

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© Steffen Unger

Von Aleksander Boradshiew

Bautzen. Die weißen Bälle fliegen durch die Luft, und bei jedem Aufreffen auf den Tisch hört man wieder dieses eine dumpfe Geräusch, das pausenlos durch den Saal hallt. Wir befinden uns in der Sporthalle am Schützenplatz, wo die jungen Tischtennisspieler des MSV Bautzen 04 fleißig an den Platten trainieren. Die Halle ist schon seit über 30 Jahren der Lieblingsort des Tischtennistrainers Holger Weß. Mit neun Jahren betrat der mittlerweile 40-Jährige zum ersten mal eine Tischtennishalle und begeisterte sich sofort. „Das Besondere am Tischtennis ist die Komplexität und Vielseitigkeit des Sports. Viele denken, sie könnten Tischtennis spielen, nachdem sie ein paar mal auf der Steinplatte die Bälle hin und her geschlagen haben, doch dazu gehört so viel mehr. Der wirkliche Spaß beginnt erst ab einem bestimmten Niveau. Das kann man dann schon als Tischtennis 2.0 bezeichnen.“

Den Spaß am Tischtennis hat er nie verloren

Dabei war Tischtennis anfangs nicht seine einzige Leidenschaft. „Ich habe auch Judo gemacht, Fußball und später sogar Schach gespielt, doch irgendwann musste ich mich für eine Sache entscheiden. Ich habe Tischtennis gewählt“. Diese Entscheidung hat er bis heute nicht bereut und der Spaß am Tischtennis spielen ist ihm auch nicht verlorengegangen. Seit dreieinhalb Jahren übt er nun schon die Tätigkeit des Trainers beim MSV Bautzen 04 aus, doch auch das Trainersein ist für ihn eine Leidenschaft und kein Beruf. „Ich bin ehrenamtlich angestellt und möchte das auch nicht ändern. Meine Truppe, welche ich von Anfang an trainiere, ist mir ans Herz gewachsen“,erklärt er. „Beruflich bin ich Softwareentwickler“. Vor drei Jahren hat Holger Weß seinen C-Trainerschein, also eine Grundausbildung als Trainer gemacht und will nächstes Jahr im April die Prüfung für den B-Trainerschein ablegen, um mit noch mehr Wissen auch seine Spieler voranzubringen. Neben dem Trainieren übt er viele weitere Tätigkeiten für den MSV Bautzen 04 und auch für andere Tischtennisverbände in Sachsen aus. Er ist stellvertretender Abteilungsleiter für den Tischtennis beim MSV, er kümmert sich um die Website, er ist Staffelleiter in Ostsachsen und Fachwart beim sächsischen Tischtennisverband für Jugend. Als Last empfindet er die vielen Aufgaben nicht. „Es macht mir große Freude und solange ich das Gefühl habe, dass ich etwas bewege, will ich auch nicht aufhören“. Diese Freude zeigt sich auch im Training. Er fordert die Schüler mit seinen Trainingsplänen, geht von Tisch zu Tisch, um jedem Einzelnen Verbesserungsvorschläge geben zu können.

Besser werden kostet Schweiß

Und er macht auch mal klare Ansagen, wenn ihm auffällt, dass einigen die Motivation fehlt. Der Spaß steht trotzdem im Vordergrund . Die Jungen und Mädchen kommen beim Training ordentlich ins Schwitzen, doch das ist nötig für eine wirkliche Verbesserung. „Ein guter Tischtennisspieler braucht viel Fleiß, damit er Koordination und Reflexe verbessern kann. Diese zwei Eigenschaften sind sehr wichtig bei dieser schnellen Sportart“, erklärt er. Doch Holger Weß achtet nicht nur auf sportliche Werte. „Mir sind vor allem Respekt, auch gegenüber den Gegnern, Ehrgeiz und Disziplin wichtig“. Am meisten motiviert ihn als Trainer, die Verbesserungen der Kinder zu sehen und die Freude, die sie an seinem Lieblingssport haben. Als seinen größten Erfolg als Trainer bezeichnet er den „Erhalt der Gruppe“ und den großen Zuwachs an neuen Tischtennisspielern in den Verein. Nächstes Jahr wird er zusammen mit einigen Jugendlichen eine Männermannschaft stellen.

Bessere Jugendförderung wäre wünschenswert

Was ihn besorgt, ist die aktuelle Lage des Tischtennissportes in der Region. „Wir haben hier in Ostsachsen einige Clubs, welche ihre Spieler wirklich gut fördern, mit denen man sich messen kann, aber grundsätzlich wäre viel mehr möglich, wenn sich auch die kleineren Vereine für ihren Jugendbereich interessieren würden“. Seine Begeisterung für Tischtennis, hofft der angehende Vater, auch auf seinen Sohn übertragen zu können. „Da meine Freundin, seine Mutter, ebenfalls leidenschaftliche Tischtennisspielerin ist, wird es wohl kaum zu vermeiden sein, dass der Kleine auch mit Ball und Schläger aufwächst“,erklärt er. „Hoffentlich bekommt er die Rückhand seines Vaters und die Vorhand seiner Mutter“, fügt er schmunzelnd hinzu.

Aleksander Boradshiew ist Schüler am Sorbischen Gymnasium Bautzen. Sein Text entstand im Rahmen eines Praktikums bei der Sächsischen Zeitung.