Kleines Dorf organisiert großes Fest

Nossen. Seit eineinhalb Jahren bereitet sich das kleine Dorf Leuben auf ein großes Jubiläum vor. Der Ort, der mittlerweile zur Stadt Nossen gehört, wird in diesem Jahr 950 Jahre alt. Und das soll groß gefeiert werden. Eigens dafür wurde der Verein Dorfklub Leuben im September 2017 gegründet.
„Mit einer Vereinsstruktur kann man eine solche Veranstaltung viel besser vorbereiten. Gerade auch, um Fördermittel zu akquirieren oder beispielsweise Spendenquittungen auszustellen. Das kann nur ein Verein“, sagt Rico Weser. Er ist einer der fünf Vorstandsmitglieder des Vereins und als Schatzmeister für die Finanzen zuständig. Insgesamt 30 Mitglieder hat der Verein. „Aber wir haben einen sehr großen Unterstützerkreis“, sagt Weser.
Ein großes Projekt in Vorbereitung auf die Festtage vom 13. bis 15. September dieses Jahres ist die derzeit in Arbeit befindliche Webseite www.dorfklub-leuben. de. Diese soll in den nächsten Tagen online geschaltet werden. Rico Weser zeigt schon einmal auf dem Tablet wie die Internetseiten aussehen werden. Jetzt müssen sie noch mit Inhalt gefüllt werden. Der Rahmen steht schon. So wird man Interessantes über das Dorf Leuben und den Verein erfahren – und vor allem über die lange Geschichte. Zu deren Aufarbeitung wurde extra eine Chronik-AG mit etwa acht Leuten gegründet. „Vor allem das Ehepaar Edith und Gerd Wohlfarth hat sich dabei sehr engagiert“, sagt Weser. „Sie haben Material gesichert und aufgearbeitet. Zur 950-Jahr-Feier soll eine kleine Broschüre herausgegeben werden.“ Diese „kleine“ Broschüre hat immerhin 200 A5-Seiten, sagt Weser. „Gestaltung und Druck können wir dank Fördermittel in professionelle Hände geben.“ 200 Stück sollen gedruckt werden.

Wie groß das Interesse der Leubener an ihrer Geschichte ist, zeigte bereits ein Benefizkonzert, das vergangenes Wochenende in der Leubener Kirche stattfand. Die Kirche war voll. Rund 200 Leute haben den Geschichten und der Musik gelauscht. Der Eintritt war kostenfrei. „Aber ich schätze, wir haben mehr Geld durch Spenden eingenommen, als wir mit Eintrittspreisen eingenommen hätten“, vermutet Weser. „Es war beeindruckend, wie unsere Arbeit honoriert wurde.“ Die Organisatoren haben sich aber noch vieles mehr einfallen lassen, um Gelder für das dreitägige Fest zu akquirieren. So haben sie Ende vorigen Jahres einen Wandkalender 2019 mit Fotos vom Ort herausgebracht. Und auch einen Schwibbogen mit der ortsprägenden Kirche und der Eisenbahnbrücke wurde hergestellt. Beide sind im kleinen Blumenladen von Heike Pfennig in Leuben erhältlich. Auch einen Glühwein mit entsprechenden Etikett gab es zu kaufen, der ist aber inzwischen ausverkauft, sagt Weser.
Für die Organisation des Festes mit Programm gibt es eine weitere Arbeitsgruppe. So soll es alternativ zu einem Festumzug Ortsrundgänge geben. Dafür werden im Vorfeld Tafeln an einigen historischen Gebäuden angebracht, die dann enthüllt werden. Zudem ist geplant, dass der jeweilige Eigentümer ein paar Worte zur Geschichte sagt. Von einem Gebäude, dem ehemaligen Gasthof Leuben, kennen die Einwohner den Eigentümer allerdings nicht. In der Ortsmitte stehend, ist er ortsprägend. „Früher war der Gasthof sehr belebt, heute ist er einsturzgefährdet“, bedauert Weser. „Das Gelände ist ungepflegt und man hat den Eindruck, dass sich die Fassade schon nach außen wölbt.“
Noch sind vier Monate Zeit bis zu den Festtagen. Einmal pro Monat treffen sich Vorstand und die Arbeitsgruppen für die letzten Vorbereitungen. „Das Festgelände vor der Turnhalle der Grundschule haben wir schon ein bisschen schön gemacht: Unkraut entfernt und Sträucher zurückgeschnitten. Organisatorische Absprachen gibt es natürlich zwischendurch. Eine Herausforderung für die Ehrenämtler. „Aber die Stadt unterstützt uns, finanziell und logistisch“, sagt Rico Weser.
Die erste Erwähnung von Leuben datiert auf das Jahr 1069. Der Ort Schleinitz entstand im 13. Jahrhundert um die damals vorhandene Wasserburg und war Herrensitz. Am 1. Januar 1993 schlossen sich Leuben und Schleinitz zur Gemeinde Leuben-Schleinitz zusammen. Gerhard Doleschal von der FDP war der erste und einzige Bürgermeister der Gemeinde Leuben-Schleinitz. Er gewann die Wahlen 1994, 2001 und 2008, letztere mit fast 97 Prozent der Stimmen. Am 6. November 2013 beschloss der Gemeinderat die Aufhebung der Verwaltungsgemeinschaft mit der Gemeinde Ketzerbachtal und die Eingemeindung in die Stadt Nossen, die am 1. Januar 2014 erfolgte.