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Konservierung in der Waschkaue

Die Arbeitsbekleidung in Knappenrode wurde abgenommen, um die besten Stücke dauerhaft bewahren zu können.

Von Uwe Schulz
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So kennt man die Waschkaue in der Energiefabrik. Derzeit sind alle Objekt abgenommen.
So kennt man die Waschkaue in der Energiefabrik. Derzeit sind alle Objekt abgenommen. © Foto: Uwe Schulz

Knappenrode. Bei großen berühmten Ausstellungen wie dem Wasa-Museum in Stockholm, den Exponaten von der Titanic oder dem im Aufbau befindlichen neuen ägyptischen Museum in Kairo spielt die Betrachtung der konservatorischen Arbeiten eine große Rolle. Aber in einem Bergbaumuseum bei Exponaten, die gerade mal seit einem Vierteljahrhundert Museumsgüter sind? Ja, auch die Energiefabrik Knappenrode macht sich Gedanken. 

Da geht es nicht nur um den Erhalt der baulichen Substanz, immerhin bis zu 100 Jahre alt, die Konservierung der der Witterung ungeschützt ausgesetzten mindestens dreißig Jahre alten Schienenfahrzeuge und Tagebauhilfsgeräte, sondern auch um die Materialien der Arbeitsbekleidung, die in der Waschkaue zu sehen sind. Seit dem Ende der letzten Schicht 1993 hängen sie dort. Es ist ein authentischer Ort: Hier zogen sich die Fabrikarbeiter um, konnten sich waschen und duschen. Eine Besonderheit ist, dass die Garderobe nicht in Spinden verstaut, sondern an mit Vorhängeschlössern gesicherten Ketten in die Höhe gezogen wurden. Während der Schicht hingen oben die Zivilsachen, nach Feierabend die Arbeitsklamotten. Jetzt wurde die Bekleidung vorübergehend abgenommen. In Kleidung können sich Motten und anderes Ungeziefer einnisten und Schaden anrichten. Stoffe werden mürbe, Gummi verändert sich zu einer klebrigen Masse, Plastiktüten zerbröseln. „Wir haben zuvor alles genau dokumentiert“, erläutert Museumschefin Kirstin Zinke. Was an einem Haken hing, soll nicht mit den Sachen des Nachbarn vermengt werden. Doch eine allumfassende Konservierung ist aufwendig und teuer. So sollen aus all den Arbeitssachen lediglich zehn Sätze ausgewählt werden, die möglichst komplett sind und der Nachwelt aufbewahrt werden sollen. Sie werden konserviert und bekommen einen Platz in der Dauerausstellung. Alle anderen Garderobenteile werden durchgeschaut, wenn verschlissen, aussortiert und was noch gut ist, wird wieder in der Kaue hochgezogen. Dort bleiben die Kittel, Hosen, Wattejacken und Schuhe der ganz normalen Vergänglichkeit ausgesetzt. Während sich der Landkreis Bautzen als Eigentümer von mehreren kleinen Gebäuden trennen wird, verbleibt die Waschkaue im Besitz und soll öffentlich zugänglicher Museumsbereich bleiben, so wie in den vergangenen Jahren schon bestückt mit Sonderausstellungen.

Und man sucht nach den originalen Besitzern der Arbeitssachen. Für ein Museum ist es wichtig, erzählen zu können, wem etwas gehört. Glücklicherweise geht es im konkreten Fall um Personen, von denen wohl die meisten noch leben. Das Museum bittet daher alle, die in der Waschkaue Sachen hängen haben oder genau wissen, wem sie gehörten, sich im Museum zu melden. Wie mit den Informationen, die man hier angibt, verfahren werden soll, kann man individuell vereinbaren. Man könnte verfügen, dass seine persönlichen Angaben nur für Archivierungszwecke verwendet, an keiner Stelle öffentlich erwähnt werden. Das Museum würde sich aber auch freuen, wenn es ehemaligen Fabrikarbeiter gibt, die nicht nur ihren Namen angeben, sondern auch ihre Geschichte erzählen und dass man diese später in der Ausstellung darstellen, erzählen darf.

Es gibt auch die Möglichkeit, dass man jetzt alles erzählt, aber verfügt, dass das erst nach dem eigenen Tod veröffentlicht werden darf. Nur geht es darum, Wissen jetzt zu bewahren.