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Kräutersiedlung wird erweitert

Eigentlich wollte die EWG in Gorbitz Eigenheime bauen. Doch jetzt plant die Genossenschaft Wohnungen für Familien.

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Von Lars Kühl

Ein Schritt zurück kann manchmal bedeuten, dass es zwei nach vorn geht. So gesehen, ist das Votum des Cottaer Ortsbeirates eines mit Voraussicht. Ein alter Beschluss wurde auf der jüngsten Sitzung einstimmig aufgehoben, um Platz für einen neuen Bebauungsplan zu machen: Die Omsewitzer Kräutersiedlung soll in den nächsten Jahren erweitert werden.

2002 hatte die Eisenbahner-Wohnungsgenossenschaft (EWG) begonnen, Platten des Wohngebietes Gorbitz zwischen Forsythienstraße und Kamillenweg in einem Pilotprojekt zurückzustutzen. Aus langen, unansehnlichen, eintönigen Riegeln wurden bis 2004 in zwei ersten Abschnitten hübsche, niedrigere und kürzere Gebäude, die dem Gebiet einen ganz neuen Charakter gaben. Insgesamt entstanden so 131 Wohnungen mit zeitgemäßen Grundrissen und höherem Komfort für die Mieter.

„Das war eine sehr erfolgreiche Lösung“, betonte Peter Häßner vom Stadtplanungsamt. Eine preisgekrönte dazu. Als dann Mietwohnungen nicht mehr so gefragt waren, wurde für den dritten und vierten Abschnitt Richtung Norden zwischen Kamillenweg, Thymianweg und Schlehenstraße eine andere Variante favorisiert: die Errichtung von Eigenheimen und Eigentumswohnungen. Deshalb wurden dort die sechsgeschossigen Wohnzeilen komplett abgerissen.

Doch die Pläne für die Neubauten blieben all die Jahre in der Schublade. Die EWG hatte inzwischen erhebliche Zweifel, ob die Umsetzung wirtschaftlich ist. Allein die Erschließungskosten waren sehr hoch. 2011, kurz vor dem Beschluss, machte die Genossenschaft einen Rückzieher.

Und besann sich lieber auf ihr hauptsächliches Geschäftsfeld. Inzwischen hatte sich auch die Lage am Dresdner Immobilienmarkt geändert. Mietwohnungen waren wieder gefragt. Die EWG entschloss sich deshalb, die Pläne zu ändern. Der Charakter der bestehenden Kräutersiedlung sollte aufgenommen und in zwei weiteren Bauabschnitten fortgeführt werden. Dazu kommt, dass sich die Erschließungskosten im Rahmen halten, da beispielsweise der Thymianweg als Anliegerstraße genutzt werden kann. Zurzeit gibt es Gespräche zwischen der Genossenschaft und der Stadt, den alten, leer stehenden Kindergarten am Thymianweg 22 abzureißen und die Fläche mit in das Vorhaben aufzunehmen. „Das würde das Areal abrunden“, sagte EWG-Vorstand Jürgen Hesse.

Bezahlbarer Wohnraum

2017 soll Baustart sein, erklärte er auf der Sitzung. Bis 2020 sollen die Häuser stehen. Die werden laut bisherigem Plan zum Teil quer am Hang zu den vorhandenen angeordnet. Rund 180 neue Wohnungen könnten so geschaffen werden. Die sollen zwischen 95 und 125 Quadratmeter groß und besonders für Familien geeignet sein. „So wie der Bedarf am Markt ist“, sagte Hesse.

Bei der Kaltmiete kalkuliert die EWG mit 8,50 Euro je Quadratmeter. Bei derzeitigen Betriebskosten von 2,05 Euro ergebe sich eine Gesamtmiete von 10,55 Euro je Quadratmeter. „Das wäre immer noch die Kategorie bezahlbares Wohnen.“ Die Finanzierung sei abgesichert. Die Genossenschaft rechnet mit Baukosten von 2 000 Euro pro Quadratmeter. Alle Wohnungen sollen künftig im Bestand der EWG bleiben. Ein Verkauf an Eigennutzer schließt Hesse aus.