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Krise im Schlemmerland

Die Grumbacher Kartoffelspezialitäten schreiben rote Zahlen, aber ein Verkauf scheiterte. Die Zukunft ist ungewiss.

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© A. Weihs

Von Annett Heyse

Grumbach. Schön, dass es das Internet gibt. Denn da ist die Welt noch in Ordnung. Mit warmen Worten und von angenehm kuscheligen Orangetönen unterlegt, wird dort für Puffer, Quarkkeulchen, Klöße, Röstis und Kartoffelaufläufe geworben. Die Rede ist von naturnahen Produkten, von traditionellen Rezepten und ausgewählten Zutaten. Die reale Welt sieht für die Grumbacher Kartoffelspezialitäten indes nicht ganz so angenehm aus. Die Produktion steckt in der Krise, die Chefs wechseln sich ab, erste Mitarbeiter sind freiwillig gegangen. Und kürzlich scheiterte auch noch ein Verkauf an das Unternehmen Friweika, das die Produktion gerne übernehmen wollte.

Quarkkeulchen sind ein Produkt der Grumbacher.
Quarkkeulchen sind ein Produkt der Grumbacher. © C. Brestrich

„Es herrscht ein völliges Chaos, keiner weiß, wie es weitergeht, überall hört man Gerüchte“, berichtet jemand, der schon etliche Jahre für Grumbacher Puffer backt und Klöße rollt. Es sei auch schon von einer Schließung der Produktion zum Jahresende die Rede gewesen. Die Stimmung sei schlecht, die Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren, sitze tief.

Laut Internet-Auskunft des Unternehmens arbeiten knapp 30 Angestellte in der großen Küche. Die meisten sind Frauen, viele schon älter. 1991 als Tochterunternehmen der Agrar GmbH Dresdner Vorland gegründet, stellen sie hier Kartoffelprodukte unter dem Namen „Grumbacher“ her. Sie werden im eigenen Hofladen, im großen Stil aber im Einzelhandel vermarktet. „Grumbacher“ ist beispielsweise bei Kaufland gelistet. Auch wird hier für Dritte produziert, der Pommes-Spezialist McCain ist einer der Großabnehmer.

Doch seit Längerem läuft es nicht mehr so richtig. Bereits im Geschäftsbericht von 2013, der im Unternehmensregister einsehbar ist, werden Verluste von 306 000 Euro aufgeführt. 2014 war es ein Minus von 414 000 Euro, 2015 kamen 453 000 Euro zusammen. Das Mutterunternehmen musste das negative Betriebsergebnis kompensieren. Als sich 2016 keine Besserung abzeichnete, schauten sich die Grumbacher nach einem Investor um und wurden in Friweika fündig. Das war im Oktober 2016.

Friweika ist ein Kartoffelproduzent aus dem westsächsischen Weidensdorf. Im Werk, an der Autobahn A 4 gelegen, werden ebenfalls Puffer und Klöße, aber auch Ofenkartoffeln, Bratkartoffeln, Grillkartoffeln und Kartoffelsalate produziert. Friweika stieg zum Januar 2017 bei den Grumbachern ein. Der Kaufpreis lag bei einem Euro, dafür wollte Friweika investieren und die Produktion wieder wirtschaftlich gestalten. So steht es in einem Schreiben, dass die Belegschaft Anfang Juli 2017 erhielt. Da war das Geschäft jedoch bereits gescheitert.

Woran, darüber möchte keine der beiden Seiten Genaueres sagen. „Im Rahmen der Übergangsphase konnten bestehende Probleme nicht geklärt werden beziehungsweise haben sich nach Vorlage des Jahresergebnisses 2016 eher verschärft“, schreibt die Unternehmensleitung von Friweika. Dabei habe man noch bis Mitte Juni ernsthaft an der Weiterentwicklung des Unternehmens gearbeitet. „Wir waren dabei, neue Kunden zu gewinnen, die Produktion effizienter zu gestalten und Investitionen zu treffen“, heißt es aus Weidensdorf. Mitarbeiter in Grumbach bestätigen, dass bereits neue Computer aufgebaut worden seien. „Die waren dann über Nacht verschwunden“, berichtet eine Angestellte.

In Grumbach hat man nun ein Problem und noch keine Lösung. „Wir haben seit Anfang Juli wieder die Geschäfte übernommen. Für die Zukunft ist noch nichts entschieden“, teilt Geschäftsführerin Wenke Medger mit. Die Produktion werde wie gewohnt zunächst fortgeführt. Medger: „Unseren Lieferverpflichtungen kommen wir bei konstant guter Qualität nach.“ Entlassen worden sei bisher niemand.