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Kühnicht muss ein zweites Mal abstimmen

Nach der Entscheidung zu Hoyerswerdas Bürgerhaushalt 2020 ist im Dorf eine Schwierigkeit aus der Welt zu schaffen.

Von Mirko Kolodziej
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Dietmar Wolf von der Bauverwaltung im Rathaus hatte einen Entwurf für einen Spielplatz auf dem Dorfplatz dabei – der keine einhellige Zustimmung hat.
Dietmar Wolf von der Bauverwaltung im Rathaus hatte einen Entwurf für einen Spielplatz auf dem Dorfplatz dabei – der keine einhellige Zustimmung hat. © Foto: Mirko Kolodziej

Hoyerswerda/Kühnicht. Doppelt gut, dass die Kühnichter sich im vorigen Jahr bei der Abstimmung zum Hoyerswerdaer Bürgerhaushalt einen Wetterschutz-Unterstand für die historische Dreschmaschine erkämpft haben, die der Ortsverein einst von den Freunden aus Seidewinkel geschenkt bekam. Der Unterstand bot jetzt nämlich ein wenig Regen-Schutz nicht nur für die Landwirtschafts-Technik, sondern auch für einen Vor-Ort-Termin von Mitgliedern der für den Bürgerhaushalt verantwortlichen Steuergruppe.

Zunächst im schon 2014/15 vom Ortsverein aufgestellten Vereinsheim und danach draußen vor der Tür trafen sie auf Menschen, die sich bei der Umsetzung eines Projektes aus dem Bürgerhaushalt 2020 nicht so ganz einig sind. „Es gibt zwei Gruppen und da ist ja auch nichts Schlimmes dabei“, meinte der Steuergruppen-Sprecher, SPD-Stadtrats-Fraktions-Chef Uwe Blazejczyk. Das Treffen zeigte: Demokratie kann echt anstrengend sein.

So, wie im vorigen Jahr der Unterstand, landete auch in diesem Jahr wieder ein Vorschlag aus Kühnicht bei der Abstimmung recht weit vorn: 1.279 Kreuzchen gab es für das „Errichten eines Kleinkindspielplatzes mit Papierkorb im Stadtteil Kühnicht, zum Beispiel mit Schaukel, Wippe, Rutsche“.

Ideengeberin Lisa Pietsch ist Neu-Kühnichterin sowie Mutter zweier Kinder im Alter von zwei beziehungsweise sechs Jahren. Sie findet: Wenn die Kinder im Dorf auf den Grundstücken ihrer Familien spielen, ist das ja schön und gut. Aber sie sollten sich auch treffen können, ebenso die jungen Eltern. Bis zu diesem Punkt ist das Ganze auch gar nicht umstritten, was die Abstimmung zeigt. Das Problem: Lisa Pietsch hatte zwar im Ort für den Dorfplatz als Standort geworben, aber auf der Abstimmungsliste stand das so nicht drauf.

Vereinbarungen mit der Stadt

Der Platz wird vom Ortsverein auf Basis eines Pachtvertrages mit der Stadt bewirtschaftet und nach Diskussionen zum Thema gelangte man zur Überzeugung, dass eine Wiederbelebung des inzwischen recht reduzierten Spielplatzes an der Ringstraße die bessere Lösung wäre. Dort, darauf weist der stellvertretende Vereinschef Thomas Balko hin, gibt es nicht nur zwei Sitzbänke und zwei Papierkörbe, sondern im Gegensatz zum Dorfplatz auch Schatten spendende Bäume. Freilich sind Anwohner schon jetzt genervt davon, dass der einstige Spielplatz inzwischen ein Tummelplatz für lärmende Jugendliche ist. Die Freunde des Dorfplatzes finden, der Standort an der Ringstraße sei zu weit ab vom Schuss. Das Motto: „Kinder gehören in die Dorfmitte.“ Zudem würden an der Ringstraße immer viele Autos parken und der Dorfplatz sei deutlich besser einsehbar.

Der Ortsverein führt unter anderem an, dass es auf dem Dorfplatz bei Dorffesten schon jetzt ein Platzproblem gebe. Man wolle auch nicht unbedingt den Maibaum über ein Klettergerüst heben müssen. Und dann sei da ja auch noch diese Vereinbarung mit der Stadt, wonach an maximal zehn Tagen im Jahr Veranstaltungen stattfinden dürfen. Die unmittelbaren Anlieger wollen nicht zu viel Lärm. Ob diesen nun so ein Kleinkindspielplatz bringen würde, ist sicher einer Frage der persönlichen Toleranz-Schwelle. „Wir wären ja auch immer dabei“, meinte eine junge Mutti. Sie schob nach, natürlich sei ab 19 Uhr Ruhe und man könne gewiss auch eine Mittagspause vereinbaren. Dietmar Wolf von der städtischen Bauverwaltung erklärte, was den Schatten angeht, könne man über die Anpflanzung von Bäumen reden und natürlich würde der städtische Bauhof die Pflege des Spielplatzes übernehmen – hier wie da.

Im Eifer des Gefechtes

Die Diskussion endete mit der Vereinbarung, dass die Abstimmung in Kühnicht in eine zweite Runde geht. Das Rathaus bereitet einen Stimmzettel mit zwei Varianten vor und schickt diesen dann an alle Kühnichter Haushalte. Thomas Balko vom Ortsverein meinte, man werde das Ergebnis respektieren, behalte sich im Falle eines Entscheides für den Dorfplatz aber Konsequenzen vor. Das könne dann auch die Auflösung des Vereins bedeuten. „Dann gibt es eben einen neuen Ortsverein“, kam die Retourkutsche von Lisa Pietsch. Was man nun eben im Eifer des Gefechtes so alles sagt! Ohne Wenn und Aber stimmt die Steuergruppe mit Thomas Balko darin überein, dass dringend an der Abstimmungsprozedur zum Bürgerhaushalt gearbeitet werden muss. Ein konkreter Ort sollte zum Beispiel schon dabei stehen. In der Auswertung der Stadtverwaltung zum Bürgerhaushalt 2020 liest sich das so: „Bürgervorschläge müssen sorgfältiger formuliert werden, da zum Teil entscheidende Angaben fehlen.“ Eine Prüfung und im Zweifel eine Nachfrage bei den jeweiligen Ideengebern seien dringend angeraten.

Ansonsten hofft man im Rathaus, dass die Entscheidung bei der zweiten Kühnichter Abstimmungsrunde klar ausgehen möge. Denn eigentlich könnte der Spielplatz längst errichtet sein. Die Spielgeräte sind nicht nur bestellt, sondern vor einigen Tagen auch schon im Bauhof eingetroffen.

Dieses Schild ist an der alten Dreschmaschine befestigt, die auf dem Dorfplatz zu finden ist. Der Ortsverein findet, es sollte am besten für den ganzen Dorfplatz gelten.
Dieses Schild ist an der alten Dreschmaschine befestigt, die auf dem Dorfplatz zu finden ist. Der Ortsverein findet, es sollte am besten für den ganzen Dorfplatz gelten. © Foto: Mirko Kolodziej