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Küpper gehört künftig Thailändern

Infolge der Insolvenz wird der Cunewalder Betrieb jetzt verkauft. Der Werkleiter ist sehr optimistisch. Das hat mehrere Gründe.

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© Uwe Soeder

Von Katja Schäfer

Cunewalde. Thailand. Viele Menschen verbinden damit ein exotisches Urlaubsziel mit tropischen Stränden. Für die Beschäftigten der Firma Küpper System- und Modultechnik (SMT) hat das südostasiatische Land jetzt jedoch eine viel größere Bedeutung. Die neuen Eigentümer des Cunewalder Betriebes, der Teile für die Automobilindustrie herstellt, sitzen in Thailand. Die PSC Machine Group Holding hat das Werk gekauft; nachdem die Küpper-Gruppe, zu der es bisher gehörte, im Mai vergangenen Jahres in die Insolvenz gegangen war.

„Das traf uns damals ziemlich unvorbereitet, zumal unser Standort positive Betriebsergebnisse vorweisen konnte“, erinnert sich Werkleiter Holger Schumann. Die Übernahme des Cunewalder Betriebes durch die Thailänder, die unter mehreren Bewerbern den Zuschlag erhalten haben, bewertet er durchweg positiv. „Ich bin sehr optimistisch gestimmt. Das ist ein grundsolides Unternehmen, das wirtschaftlich gut dasteht“, sagt er. Die PSC Group ist in Thailand als Zulieferer für die Automobilindustrie tätig, hat aber ein größeres Produktionsspektrum als SMT. Sie betreibt drei Werke – eine Alu-Gießerei, eine Schmiede und einen Betrieb zur Metallbearbeitung. Die Unternehmensgruppe stellt die Teile somit vom ersten Schritt an her, während im Cunewalder Werk angelieferte Rohlinge bearbeitet werden. Wie Holger Schumann sagt, hat das Unternehmen, das in Thailand an der Börse notiert ist, nach einer Möglichkeit gesucht, auch in Europa eine Produktion aufzubauen. Deshalb erwirbt es die Firma SMT und zwei weitere deutsche Standorte der Küpper-Gruppe.

Der Kaufvertrag ist im Dezember unterschrieben worden. Der Übergang des Cunewalder Betriebes an den neuen Eigentümer erfolgt Anfang April. „Bei uns ändert sich damit gar nichts“, ist der Werkleiter überzeugt. Alle Mitarbeiter werden mit ihren bestehenden Verträgen übernommen. Aktuell sind es einschließlich der Lehrlinge insgesamt 210. Die Beschäftigten in der Produktion arbeiten im Vier-Schicht-System. Gefertigt werden unter anderem Kupplungs- und Getriebegehäuse, Radflansche und Teile für Turbolader. Dabei sind auch 36 Roboter im Einsatz. Sie nehmen den Mitarbeitern monotone Arbeiten ab. Vor allem bestücken sie Maschinen und entnehmen die fertigen Teile.

„Auch nach Bekanntgabe der Insolvenz haben wir ohne Einschränkungen weiter gearbeitet. Die Produktion war gut ausgelastet“, betont Holger Schumann. Das Insolvenzverfahren der Küpper-Gruppe erfolgte in Eigenverwaltung. Es gab keine Zwangsverwaltung, sondern die neue eingesetzte Geschäftsführung war voll handlungsfähig, erhielt aber Hilfe und Beratung von Rechtsanwälten. Drei Monate lang zahlte die Arbeitsagentur für die Cunewalder Beschäftigten Insolvenzgeld. Seit August kommen die Löhne und Gehälter wieder aus dem laufenden Geschäftsbetrieb. Besonders froh ist der Werkleiter darüber, dass kein Kunde absprang. „Wir konnten sogar neue Aufträge beginnen, weil Kunden die dafür nötigen Ausgaben vorfinanziert haben“, berichtet der Werkleiter. Das betrifft zum einen neue Turboladergehäuse für Renault, zum anderen Abgaskrümmer für Daimler. Außerdem erfolgte der Aufbau zusätzlicher Anlagen, damit von zwei Artikeln aus der laufenden Produktion höhere Stückzahlen gefertigt werden können. Bei Turboladergehäusen, die in Autos der Marken Renault, Dacia und Nissan zum Einsatz kommen, wurde die Kapazität verdoppelt. Auch bei Radflanschen für VW ist sie stark gestiegen. „In diesem und den nächsten beiden Jahren werden wir weitere neue Maschinen anschaffen“, kündigt Holger Schumann an, ohne jetzt schon ins Detail gehen zu wollen.

Investiert wird von der Küpper System- und Modultechnik auch in die Ausbildung von Nachwuchs. Bis vor zwei Jahren hatte das Unternehmen, das schon mehrfach für seine Ausbildung ausgezeichnet worden ist, ständig um die 25 Lehrlinge. Aktuell sind es 14 in den Berufen Zerspanungsmechaniker und Industriemechaniker. „Im vergangenen Jahr haben wir zum allerersten Mal keinen einzigen neuen Lehrling gefunden“, bedauert Holger Schumann. Das liege aber nicht an der Firma, kommentiert er, denn viele andere Unternehmen in der Region hätten die gleichen Probleme.

Der Cunewalder Bürgermeister Thomas Martolock (CDU) begrüßt den Verkauf der Küpper System- und Modultechnik an die PSC Group als „sehr erfreulich“ und zeigt sich erleichtert angesichts dieser Entwicklung nach der Insolvenz. Immerhin ist SMT der größte Arbeitgeber in der Gemeinde. Der Betrieb besteht seit Anfang der 90er Jahre. Nach und nach sanierte er alte Hallen des ehemaligen Motorenwerkes, weihte 2008 schließlich einen großen Neubau ein. Die Küpper-Gruppe mit Sitz in Nordrhein-Westfalen, zu der er bisher gehörte, war vor reichlich drei Jahren von einem indischen Investor gekauft worden, der im vergangenen Frühjahr in Insolvenz ging.