SZ +
Merken

Kultobjekt und Wendeopfer

Die gute Nachricht zuerst: Über 200 Jahre hat das Gebäude auf dem Buckel. Bis vor zehn Jahren sah man ihm das jedoch noch nicht an. In den letzten Jahren allerdings ist es rapide gealtert.1870 wurde es Weinausschank.

Teilen
Folgen
NEU!

Von Hans Ziegert

Die gute Nachricht zuerst: Über 200 Jahre hat das Gebäude auf dem Buckel. Bis vor zehn Jahren sah man ihm das jedoch noch nicht an. In den letzten Jahren allerdings ist es rapide gealtert.
1870 wurde es Weinausschank. Und das machte das Gebäude berühmt, liegt es doch direkt an der Quelle, an den Weinbergen von Pesterwitz. 109 Jahre lang waren hier fleißige Wirtsleute tätig. Hier trank der Dichter Gerhart Hauptmann seinen Wein. Katja Ebstein setzte nach einem Gastspiel in Dresden ihre DDR-Mark hier um. Der müde Wanderer ruhte hier aus. Abends und am Wochenende war kaum ein Platz zu finden: Die Pesterwitzer Weinstuben waren der Geheimtipp. Hierher schleppte man seine Westverwandtschaft und probierte den neuen Jahrgang des Meißner Weines. Es war urgemütlich. Die Aussicht auf den Burgwartsberg und der gute Ruf der Weinschänke zogen Besucher magisch an.
So auch Manfred Eisner aus Bayern. Damit beginnt die zweite Nachricht. Er kaufte das Grundstück nach der Wende und wollte es sanieren. Doch zunächst verfiel es für die nächsten fünf Jahre in einen Dornröschenschlaf. 1995 erhielt Eisner eine Baugenehmigung. Teile des Gebäudes wurden abgerissen, dann zog der Bagger wieder ab. Seitdem ruht der Bau. Inzwischen stellen Gebäude und Nebenanlagen eine Gefahr für die Fußgänger dar.
Klaus Mättig (CDU), der Ortsvorsteher von Pesterwitz, glaubt nicht mehr so recht an die guten Absichten von Eisner und möchte das Gebäude am liebsten für die Gemeinde zurück kaufen. In der Denkmalsbehörde des Landratsamtes kennt man den gegenwärtigen Zustand des Gebäudes nicht. Die Baugenehmigung ist inzwischen verfallen, doch man glaubt immer noch, dass das Gebäude irgendwann saniert wird.
Eisner aber schmollt: Er ist der Ansicht, dass die vielen Gutachten und Entwürfe inzwischen zuviel Geld gekostet haben. Er habe jetzt anderes zu tun. Vielleicht kommt er im Jahr 2002 mal wieder zum Bauen. Dann sieht das Gebäude allerdings ganz schön alt aus. Und der Wanderer auch.