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Kulturinsel-Tourist fühlt sich vom Kreis abgezockt

Am Erlebnispark bei Görlitz stehen Tempo-50-Schilder. Nicht jeder Besucher kann sie sehen. Darüber ärgert sich ein Dresdner.

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Von Steffen Gerhardt

Die Kulturinsel Einsiedel ist immer einen Besuch wert. Davon ist Matthias Krogoll bisher fest überzeugt gewesen. Sogar seine Gäste aus den USA lädt er zu einem Trip an die Neiße ein. „Denn es lohnt sich, diese Einrichtung zu unterstützen“, sagt er. Dazu mietet der Dresdner extra einen Van, um auch alle mitnehmen zu können. Das war an einem Freitag im Juni, der 13. noch dazu. Fünf Wochen später bekommt der Pensionär einen Brief vom Ordnungsamt des Landkreises Görlitz. Es ist ein Bußgeldbescheid über 98,50 Euro. Der Freitag war also sein Pechtag, doch Matthias Krogoll will sich damit nicht abfinden: „Auf der Rückfahrt hat mich einige hundert Meter nach der Parkplatzausfahrt in Richtung Zentendorf ein ,Blitzer‘ erfasst.“

Stark frequentiert ist der Parkplatz nicht nur zu den Großveranstaltungen wie dem Folklorum. Auch am Wochenende und jetzt in den Ferien kommen viele Besucher auf die Kulturinsel. Die Weiterfahrt kann aber ihre Tücken haben. Archivfoto: Nikolai Schmidt
Stark frequentiert ist der Parkplatz nicht nur zu den Großveranstaltungen wie dem Folklorum. Auch am Wochenende und jetzt in den Ferien kommen viele Besucher auf die Kulturinsel. Die Weiterfahrt kann aber ihre Tücken haben. Archivfoto: Nikolai Schmidt

Statt der vorgeschriebenen 50 km/h rauscht der Dresdner mit 74 km/h an der Blitzanlage vorbei und handelt sich eine Ordnungswidrigkeit ein. Diese wird mit fast 100 Euro und einem Punkt in Flensburg bestraft. Der frühere Baudirektor empfindet das als „eine Abzocke von Besuchern“, was er jetzt auch Landrat Bernd Lange schrieb. Und das aus zwei Gründen: Zum einen sieht er ein, dass die Geschwindigkeitsbegrenzung für den Straßenübergang zwischen Parkplatz und Trollpforte notwendig ist. Warum das Aufhebungsschild aber erst 300 Meter weiter steht, „ist mir nicht einleuchtend“. Zum anderen gibt es für den Kraftfahrer keinen Hinweis darauf, wenn er vom Parkplatz rollt, dass er auf der Hauptstraße nur „50“ fahren darf. Denn die Verkehrszeichen stehen gut 400 Meter beiderseits von der Ausfahrt weg.

Für den Verkehrsexperten Peter Demme ist das aber rechtlich in Ordnung. „Wenn ich auf den Parkplatz abbiege, weiß ich, dass ich vorher nur 50 km/h fahren durfte“, sagt der Sachbearbeiter Verkehr in der Polizeidirektion Görlitz. Noch mal auf dem Parkplatz hinzuweisen, dass „draußen“ nur 50 km/h erlaubt sind, ist möglich, aber nicht zwingend. Für das Schilder aufstellen ist die Straßenverkehrsbehörde zuständig. Sie sieht nach Einschätzung von Peter Demme keine Notwendigkeit, weitere Begrenzungsschilder auf dieser Strecke aufzustellen. Die Kreisbehörde hält dagegen, dass „es bislang dazu keine kritischen Hinweise gab“, so Sprecherin Marina Michel. Aus Sicht des Landkreises ist die Ausschilderung ausreichend und auch eindeutig. Was der Fall des Dresdners aber nicht bestätigt. Im Interesse der Besucherfreundlichkeit ist es nicht nur aus seiner Sicht angebracht, auch am Parkplatz auf die „50“ hinzuweisen. Der Kulturinsel liegt viel an der Sicherheit ihrer Gäste. Deshalb wird die Geschwindigkeit in der Saison auf 50 km/h gesenkt, zum Folklorum sogar auf 30 km/h. „Bisher hat sich noch niemand über die Ausschilderung beschwert“, sagt Mitarbeiterin Katrin Hennersdorf. Sie dient der Sicherheit der Gäste und wird als notwendig angesehen – auch, dass das Einhalten der Geschwindigkeit kontrolliert wird.

Warum aber der „Blitzer“ fast am Ende der 50er-Zone steht, also fast schon am Zeltplatz „Behütum“, das will Matthias Krogoll so recht nicht einleuchten. Auch Peter Demme hat seine Zweifel, ob der Standort richtig gewählt ist, da die meisten Gäste der Kulturinsel die Straße 300 Meter vorher überqueren. Das Ordnungsamt will den Einspruch des Dresdners prüfen und beantworten, sagte Marina Michel gestern. Ob sich damit die Blitzgewohnheit an der Kulturinsel ändert, bleibt abzuwarten. Mindestens einmal im Monat wird dort die Geschwindigkeit kontrolliert. Und das ist nicht immer an einem Freitag, dem 13.

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