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Lausitzer erfand vor 150 Jahren die Feuerwachtürme

Zur Geschichte der Oberlausitz gehören auch Waldbrände. Nördlich der Görlitzer Heide, vor allem aber um Weißwasser vernichteten die Flammen ganze Ortschaften. Feuer hatten es leicht, konnte doch die Monokultur – meist nur Kiefern – schnell in Brand geraten.

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Zur Geschichte der Oberlausitz gehören auch Waldbrände. Nördlich der Görlitzer Heide, vor allem aber um Weißwasser vernichteten die Flammen ganze Ortschaften. Feuer hatten es leicht, konnte doch die Monokultur – meist nur Kiefern – schnell in Brand geraten. Holz aber wurde gebraucht, und so legten die Bauern Schutzgürtel an, um ihre waldnahen Häuser zu schützen.

Waldbrände konnten damals in den unübersichtlichen Baumbeständen kaum rechtzeitig entdeckt und dann auch nicht effektiv bekämpft werden. Bereits um 1850 baute Prinz Friedrich deshalb einen Turm zur Brandschutzüberwachung und auf einer anderen Anhöhe eine Signalstange. Perfekt wurde die Feuerfrüherkennung aber erst durch den Oberförster Walter Seitz. Der am 5. September vor 150 Jahren geborene Hegemeister ließ zwischen 1890 und 1903 insgesamt 18 Beobachtungstürme in den Muskauer Forsten bauen, jeweils 18 Meter hoch. Dazu schuf er ein Signalsystem, das es ermöglichte, die genaue Position des Brandherdes zu ermitteln. Damit auch die Weißwasseraner die Signalzeichen sehen konnten, wurden Sichtschneisen in die Wälder geschnitten. Auf diesen kamen dann die Wagen mit dem Löschgerät wesentlich besser voran.

Hinweistafeln nannten Ziffern für jede der 18 umliegenden Ortschaften. Und damit in den Wäldern die Mannschaften das Feuer schnell finden konnten, ließ ein Oberförster namens Hahn das einzigartige Waldschneisennetz mit Linien markieren. Es entstanden rund 45 Hektar große nummerierte Waldstücke, Jagen genannt.

Für die Erfindung des weltweit ersten Feuerwachturmes erhielt Oberförster Walter Seitz 1902 das Deutsche Reichspatent. Noch heute gilt diese Erfindung als Meilenstein auf dem Weg zur Sicherung der Forsten vor Schadensfeuern. Walter Seitz wurde damals weitweit beachtet und reiste 1904 zur Weltausstellung nach St. Louis in den USA. Dort erhielten Turm und Signalsystem den Grand Prix und traten fortan ihren Siegeszug um den Globus an.

In der Heimat ging der Bau von Feuerwachtürmen weiter, schrittweise mit Telefon ausgestattet. Die DDR entwickelte den auf Seitz beruhenden und bis heute bekannten Feuerwachturm „Typ Hoyerswerda“ aus Stahl und Beton. In den Kanzeln befinden sich Scheiben mit 360-Grad-Peileinrichtungen. Doch mittlerweile sind solche Türme nur noch in Ausnahmefällen personell besetzt. Überwachungskameras lösen die Beobachter ab und senden Bilder an die in den Landkreisen verteilten Waldbrandzentralen zur Auswertung. Das hilft viel – hilft aber nicht immer. 1988 dauerte es nahe Weißwasser zum Beispiel lange, bis ausreichend Löschkräfte bereitstanden. Da waren die Türme zwar nützlich und doch überfordert – als drei Brände an verschiedenen Stellen fast zeitgleich ausbrachen.