Hoyerswerdas Lausitzhalle, merkt der Intendant des Deutsch-Sorbischen Volkstheaters Bautzen, Lutz Hillmann, an, sei das derzeit größte Kulturhaus der Oberlausitz. Und solange sie existiere, habe das Theater bereitgestanden, seine Produktionen dort zu zeigen. „Leider ist die Nachfrage vonseiten der Geschäftsführung, einhergehend mit der «Privatisierung», immer mehr zurückgegangen. Dieser traurige Vorgang erlebt jetzt seinen Höhepunkt“, sagt der Theatermann und nimmt damit Bezug auf Briefe, die in der vorigen Woche die Anrechts-Kunden der Lausitzhalle bekommen hatten. Es gibt aktuell noch drei Abonnement-Reihen, nämlich Konzert, Musiktheater sowie Schauspiel/Oper/Ballett. Für die zwei letztgenannten hat das Management den Kulturfreunden mit Wirkung in der nächsten Spielzeit die Verträge gekündigt.
Angeführt wird als Begründung ein Rückgang des Interesses aufgrund der Demografie. Ein wenig uncharmant übersetzt: Wer hochbetagt ist, kann nicht mehr so, andere sterben. Abos werden gekündigt und es gibt von Jüngeren kaum zusätzliche Nachfrage. Nach Angaben der Halle gab es im Musiktheater-Bereich vor zehn Jahren ungefähr 600 Abonnenten. Im vorigen Jahr seien es noch 160 gewesen. In der Schauspielsparte sei ein Rückgang von 300 auf 80 zu verzeichnen. Nur: Egal, wie viele zahlende Kunden da sind, bleiben die Kosten fix.
Das Thema ist nicht ganz neu. 2015/16 wurde es schon einmal diskutiert. Damals stellte Kulturbürgermeister Thomas Delling (SPD) die Frage, ob es dem kulturellen Anspruch der Stadt gerecht werde, wenn das schon jetzt relativ Wenige mit noch je vier Veranstaltungen pro Spielzeit bei den zwei in Rede stehenden Sparten weiter gekürzt wird. Diese Frage kann Dellings Nachfolger Mirko Pink (CDU) nachvollziehen. Er hat die Sache seit gestern auf dem Schreibtisch. Delling wiederum war als inzwischen ausgeschiedener Aufsichtsratschef der Halle noch an den aktuellen Diskussionen zu den Abo-Kündigungen beteiligt. Er spricht von einer nötigen Neuordnung der Anrechte, bei denen Besucher bisher pro Veranstaltung ein Viertel des Eintrittspreises sparen konnten. Und so heißt es in dem Brief an die betroffenen Abonnenten, die Halle werde alles daran setzen, auch künftig Oper, Operette, Ballett, Musical und Schauspiel anzubieten. Dass die Konzertreihe nicht erwähnt ist, hängt mit den Diskussionen 2015/16 zusammen. Man hat danach mit der Neuen Lausitzer Philharmonie ein anderes Geschäftsmodell vereinbart, das an die aktuelle Praxis angelehnt ist, möglichst wenige kostenintensive Eigen-Veranstaltungen zu organisieren und stattdessen an Veranstaltungsagenturen zu vermieten. Verknappt gesagt: Trägt die Halle bei Musiktheater und Schauspiel das finanzielle Risiko selbst, wird es im Konzert-Bereich mit dem Orchester geteilt.
Ersatz-Planungen verzögert
Etwas Ähnliches soll nun wohl auch bei den beiden anderen Sparten auf die Beine gestellt werden. Steffen Schur vom Lausitzhallen-Management sagt, dass der Ersatz nicht jetzt schon stehe, habe mit den Problemen der Branche im Zusammenhang mit den Restriktionen gegen Covid-19 zu tun. Nicht zuletzt gilt in der Lausitzhalle nach wie vor „Kurzarbeit 0“. Man denke auch noch über die künftige Form eines Rabatts nach. Und es heißt, es gebe eben auch Agenturen, die Theater oder Oper anbieten. Beim Ballett sei das bisher schon genutzt worden. Doch: Bei derzeit insgesamt acht Veranstaltungen wird es vermutlich nicht bleiben. Und Lutz Hillmann sagt, man würde schon gern weiter in Hoyerswerda spielen: „Es wird von den Hoyerswerdaern und ihrem Stadtrat abhängen, ob sich der Kulturbegriff der Stadt in Schlagern, Volksmusik und Comedy erschöpft.“ In diesem Kontext ist von anderer Seite schon darauf hingewiesen worden, dass gewohnte Angebote wie die Studio-Theater-Woche, das Sommertheater und Schülerkonzerte längst Geschichte sind
.Thomas Delling sagt, womöglich ließen sich über einen Förderverein oder einen Beirat für die Halle neue Ideen für das Kulturhaus und seinen Spielplan finden: „Persönlich bin ich dafür, dass das Angebot so breit wie möglich sein sollte.“