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Laut, bunt und fröhlich

300 Menschen sind gestern für Toleranz, Mitmenschlichkeit und den politischen Dialog in Zittau auf die Straße gegangen.

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© SZ Thomas Eichler

Von Mario Heinke

Zittau. Sie lerne immer noch von den Deutschen, sagt Rebecca N. Smith ins Megafon. „Die Bereitschaft andere Perspektiven zu hören, ist in der Oberlausitz da, von der kleinsten Dorfgemeinschaft bis zur höchsten politischen Ebene“, sagt die in Zittau lebende Amerikanerin am Ende der Demonstration auf dem Zittauer Marktplatz und fügte hinzu: „Ein Mischwald ist immer reicher“. Ein Schlusswort, für das die Frau viel Beifall bekommt. Mit Musik, Trillerpfeifen, Fahnen, teilweise in schrägen und bunten Kostümen zogen die Teilnehmer der Demonstration, unter dem Motto „Vielfalt ist unsere Stärke“ am gestrigen Abend gut gelaunt durch die Innenstadt. Nach ersten Schätzungen der Polizei waren rund 300 Demonstranten unterwegs. Unter den Teilnehmern fanden sich auch Kurden, Jordanier und Menschen anderer Nationalitäten. Zu einem direkten Zusammentreffen mit Pegida-Sympathisanten kam es nicht. Etwa 20 Abendspaziergänger folgten jedoch friedlich dem Demonstrationszug, der vom Markt zum Klieneberger Platz, über den Ring zum Haberkornplatz und über die Bautzner Straße wieder auf den Markt führte. Zwei Männer, die offensichtlich anderer Meinung als die Demonstranten waren, stellten sich demonstrativ mit dem Rücken zu dem Zug an den Straßenrand. Zwei Frauen, die gegenüber der Post standen, stahlen ihnen die Show und sorgten mit einem Transparent für Verwirrung. „Die BRD ist nicht Deutschland“ und „Die EU ist nicht Europa“ war darauf zu lesen. Die mutmaßlich reichsdeutschen Transparentbesitzerinnen aus Seifhennersdorf folgten dem Ende des Zuges und versuchten ihre Flyer unters Volk zu bringen.

Dorothea Schneider vom Verein „Augen auf“ und Jens Thöricht von der Linkspartei haben die Demonstration als Reaktion auf den ersten Zigida-Spaziergang am vergangenen Montag angemeldet. Ihr Aufruf wurde von einem breiten Bündnis unterstützt. Theater, Hochschule, Ausländerbeirat, verschiedene Vereine, Bündnis90/Die Grünen und der SPD-Ortsverein gehörten dazu. Jens Thöricht rief auf dem Markt dazu auf, den Dialog zu führen, die Sorgen und Ängste ernst zu nehmen. „Ein Dialog kann jedoch nicht geführt werden, wenn alte und neue Feindbilder bedient werden und Hass geschürt wird“, so der Linke. Dorothea Schneider bezeichnete den Abend als vollen Erfolg, der ein deutliches Zeichen für Menschlichkeit und Toleranz gesetzt habe.