Von Erik Nebel
Als das Landgericht Chemnitz am Dienstag im „Karibikmord“-Prozess sein Urteil verkündete, verzog der 47 Jahre alte Angeklagte keine Miene. Die Mutter des einen Opfers weinte dagegen vor Erleichterung. Nach mehr als 70 Verhandlungstagen wurde der Mörder ihrer 42-jährigen Tochter zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt.
Damit fand einer der spektakulärsten Prozesse in der sächsischen Justizgeschichte sein vorläufiges Ende. Die erste Strafkammer hielt es für unstrittig, dass der frühere Getränkehändler aus Plauen im April 2003 in der Dominikanischen Republik das Leben eines Paars aus Sachsen auslöschte.
„Wir haben mühsam geklärt, dass der Angeklagte ein Mörder ist“, sagte der Vorsitzende Richter Bernhard Klose. Außer der Frau wurde auch ein 50 Jahre alter ehemaliger Tankstellenpächter aus Plauen zum Opfer. Beide waren 1999 in die Karibik-Republik ausgewandert. Doch der Traum vom süßen Leben unter Palmen dauerte nur gut drei Jahre. Am Abend des 2.April 2003 kamen drei Männer in ihr Haus. Damit begann ein Martyrium. Der 50-Jährige wurde niedergeschlagen und mit seiner Gefährtin zu einem Parkplatz gebracht. Nach Überzeugung der Richter hat der nun Verurteilte den Mann dann erschlagen und das Auto mit dem Pärchen darin angezündet. Ob die Frau schon vorher tot war, blieb unklar. Der Wagen explodierte. Motiv soll ein Streit um Geld unter früheren Geschäftspartnern gewesen sein. Es stammte – daran hatte das Gericht wenig Zweifel - aus den Millionen-Betrügereien beim Bau der Autobahn 72 in Sachsen. Diese waren erst während der Ermittlungen zum Doppelmord in der Dominikanischen Republik aufgeflogen. Die Staatsanwaltschaft Chemnitz stieß auf ein Geflecht aus Korruption und Scheinfirmen. Zwei Unternehmer sind mittlerweile verurteilt, weitere angeklagt. Gegen mehr als 50 wird noch ermittelt.
In einem ersten Verfahren zum „Karibikmord“ waren die beiden Komplizen im Dezember 2005 zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Das Verfahren gegen den 47-Jährigen musste damals abgetrennt werden, nachdem dieser sich in der Haftzelle selbst schwere Kopfverletzungen zugefügt hatte. Die Verteidiger halten ihren Mandanten weiter für unschuldig. Ihrer Meinung nach war einer der beiden anderen Männer der Haupttäter. Sie wollen nun Rechtsmittel gegen den Schuldspruch einlegen.
Scharfe Kritik an Verteidigern
Richter Klose versprach: „Wir werden ihnen eine Revision in der schriftlichen Urteilsbegründung so schwer wie möglich machen.“ Das Gericht habe sich stets „um einen fairen Prozess bemüht“. Das könne er von der Verteidigung nicht sagen. In einer beispiellosen Standpauke nannte Klose deren Stil „gewissenlos“. Er warf ihr „Spielchen“ vor, die das Verfahren torpedieren sollten. „Sie haben mit Dreck auf andere geworfen und Zeugen diffamiert“, kritisierte Klose.
Auch am Angeklagten ließ Klose kein gutes Haar. „Ihr Verhalten war respektlos. Nur wenn es um Sie selbst ging, haben Sie – wie es eine Amtsärztin hier einmal gesagt hat – die Super-Memme gespielt.“ (dpa)