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Leichenhalle als Galerie?

Ein kleines unscheinbares Häuschen am Rande des Ludwigsdorfer Friedhofs und ein altes Gut sollten mehr Beachtung finden, fordert der Ortsvorsteher.

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Von Daniela Pfeiffer

Wo ist sie denn nun, die Leichenhalle? Wer sich auf dem Ludwigsdorfer Friedhof nach einer Halle umsieht, wird keine entdecken. Denn das Gebäude, das den Namen Leichenhalle trägt, ist eigentlich klein und unscheinbar. Trotzdem steht es wie das gesamte Kirchenensemble unter Denkmalschutz und ist wertvoll.

Das zumindest findet Ortsvorsteher Wolf Dieter Friesecke, der das Häuschen nicht verfallen sehen will. Etwa 150 Jahre alt ist es. Seit wann es keine Leichenhalle mehr im eigentlichen Sinn ist, ist nicht genau bekannt. Beim Blick durch das kleine Fenster sind nicht nur Spinnweben zu erkennen, sondern auch noch ein alter Sargwagen sowie der Tisch, auf dem Särge vor der Bestattung aufgebahrt wurden. An der Wand hängt ein Kreuz. Trotzdem ist es ein Anblick des Verfalls, denn es liegen auch alte Bretter herum. An der Außenfassade platzt an mehreren Stellen der Putz ab.

Wolf Dieter Friesecke tut das in der Seele leid. „Es ist so schade, dass das Haus verkommt“, sagt er. Und hat schon Ideen, wie man etwas aus der Leichenhalle machen könnte. „Es ist ja ein hübsches Gebäude, warum kann man hier nicht Bilder ausstellen?“ Solche mit christlichen Motiven natürlich. Zum Beispiel gibt es Ansichten des Friedhofs zu verschiedenen Zeiten. Die könnte sich Friesecke gut vorstellen. Ein netter Anziehungspunkt für Einheimische, aber vor allem für Touristen könne das werden, so Friesecke. Denn die Kirche liegt genau am Neiße-Radweg, der dieses Jahr nun auch ausgebaut werden soll. Friesecke ist ein glühender Verfechter von mehr Anziehungspunkten im Dorf, damit die Touristen eben nicht nur schnell durchradeln, sondern in Ludwigsdorf auch verweilen.

Das Kirchgelände sieht er als Kleinod, das auf jeden Fall Radwanderer anziehen würde. Ein Gutachten aus dem Jahr 2004 bescheinigt, dass die bauliche Anordnung von Kirchensaal, Chorturm und Apsis in unserer Region einmalig ist. Mit seinem Vorhaben, die Kirche zu bestimmten Zeiten für Touristen zu öffnen, ist Friesecke bisher aber gescheitert.

Doch er sieht in Ludwigsdorf noch weitere Punkte, die er als touristische Zwischenstopps geeignet hält. Oberhalb des Kirchgeländes ist beispielsweise das verfallende Demisch-Gut. „Über das hat sich leider auch schon der Schleier des Vergessens gelegt“, bedauert der Ortsvorsteher. Niemand wüsste mehr, dass hier in den 1920 er Jahren zum ersten Mal in Deutschland steriler Muttermilchersatz für Babys gezapft wurde. „Von hier wurden Tausende Flaschen Muttermilchersatz nach Berlin gefahren.“ Auf diese Besonderheit und die gesamte Geschichte des Guts sollte man zumindest mit einem Hinweisschild aufmerksam machen, findet Friesecke. Und zwar am kleinen Wehr, das zum Gut gehört und das direkt an der Straße liegt.

Nach Berechnungen des Ortschaftsrates, der sowohl die Sanierung der Leichenhalle wie auch des Wehrs bereits beschlossen hat, würden die Kosten überschaubar sein. Etwa 10 000 Euro für die Leichenhalle, 10 000 Euro für das Wehr sind veranschlagt. „Beides wäre aus den Fördertöpfen zur Integrierten Ländlichen Entwicklung (Ile) finanzierbar gewesen, wodurch sich die Kosten für die Stadt minimiert hätten“, ist Friesecke sicher.

Die Entscheidung über beide Kleinvorhaben obliegt allein der Stadt. Wie sie dazu steht, war gestern nicht zu erfahren.