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Letzter Aufruf Stadtratswahl

In Kamenz zeichnet sich eine Rekord-Listenbeteiligung ab. Am Donnerstag, 18 Uhr, läuft die Bewerbungsfrist ab.

Von Frank Oehl
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Kamenzer Rathaus-Ansicht. Neun Parteien und Wählergruppen wollen am 26. Mai hinein. Nicht nur in den Innenhof, sondern direkt in den Ratssaal.
Kamenzer Rathaus-Ansicht. Neun Parteien und Wählergruppen wollen am 26. Mai hinein. Nicht nur in den Innenhof, sondern direkt in den Ratssaal. © Archivfoto: Wolfgang Wittchen

Kamenz. SZ-Leser Rainer Gröbner brachte es am Dienstag am Lesertelefon auf den Punkt: „So viel Bürgerbeteiligung wie derzeit hatten wir noch nie Kamenz!“ Was der engagierte Haus & Grund-Nestor mehr als Hieb gegen die Kritiker am Rathaus formuliert hat, entbehrt durchaus nicht der Wahrheit. Tatsächlich stellen sich vermutlich so viele Listen wie noch nie für die Stadtratswahl am 26. Mai auf. Neben Linke, CDU, SPD, FDP, Grüne und AfD sind auf alle Fälle die vereinigten Freien Wähler „Kamenz und Ortsteile“ mit einer großen Kandidatenschar vertreten. Da sie bereits in zwei Formationen im Stadtrat sitzen, müssen die freien Wähler nicht extra Unterstützungsunterschriften sammeln. Gleiches gilt auch für die SPD und die AfD – weil beide ja im Landtag vertreten sind.

Etwas schwerer haben es da die Newcomer in der Kommunalpolitik. Zum Beispiel die erste Frauen-Liste in Kamenz. Schon der Name ist Programm: „Stadt, Land, Frau“. Anfang März ist man mit viel weiblichen Gespür für die Situation zum richtigen Zeitpunkt an den Start gegangen. Bis Donnerstag, 18 Uhr, können sich potenzielle Unterstützer noch im Rathaus melden, um dies mit ihrer Unterschrift zu bekräftigen. Auf Listenplatz 1 steht City-Managerin Anne Hasselbach. Sie konnte jetzt schon auf Facebook allen Unterstützern Danke sagen. „In der vergangenen Woche hatten wir schon 135!“ Die 80 Unterschriften wurden also bereits weit übertroffen.

Lausitzer Allianz tritt an

Inzwischen sammelt auch die Partei „Lausitzer Allianz“ Unterstützungsunterschriften. Albrecht Richter aus Hausdorf, Berufsschullehrer Thomas Kaniok und Ronny Böhme aus Schwosdorf treten um ein Stadtratsmandat an. Die Lausitzer Allianz war 2010 aus der fünf Jahre zuvor in Südbrandenburg gegründeten Wendischen Volkspartei hervorgegangen. Mittlerweile versteht sie sich als Minderheiten- und Regionalpartei, wie ihr Vorsitzender Hannes Wilhelm-Kell betont. Der 48-jährige Umweltschutzexperte aus Vetschau will die Kleinpartei mit ihren 115 Mitgliedern mehr in der Öffentlichkeit verankern. Bislang ist man nur im Ortschaftsrat in Rhone und in der Stadtverordnetenversammlung von Welzow (also im Stadtrat) mit jeweils einem Mandatsträger vertreten. „Wir sehen durchaus Potenzial in der Region und bewerben uns deshalb auch mit fünf Kandidaten um einen Kreistagssitz.“ Ob das gelingen kann, ist fraglich, denn die Zeit bis zum Listenschluss ist knapp. Die Lausitzer Allianz will zum Beispiel ein Mobilitätskonzept, das auch die Bahnanbindung von Kamenz nach Südbrandenburg einschließt. Der ländliche Raum brauche mehr Förderung, auch für den Kulturerhalt, was ausdrücklich auch die Zweisprachigkeit betreffe. Auch den Bildungsstandort Kamenz wolle man befördern, wie auch den nachhaltigen Umweltschutz. „Derzeit entwickeln wir ein Konzept für ein natürliches Wolfsmanagement“, heißt es. Dies wäre dann sicher noch näher zu beleuchten …

Die Lausitzer Allianz ist natürlich nicht mit der Allianz für Deutschland zu verwechseln, obwohl man sogar die gleiche farbliche Anmutung hat („Wir waren früher da“, sagt Wilhelm-Kell.). Die AfD hatte kürzlich ihre Kandidaten für die Komunalwahl gekürt. Um ein Stadtrats-Mandat bewerben sich Heiko Volkmer, Cordula Gneuß, Marcus Weber, Werner Müller, Reinhard Gaide und Stefan Reimann. Das sind noch keine so bekannten Namen, aber für den einen oder anderen wird sich das ändern. Wie man hört, liebäugelt man sogar mit der größten Fraktion. Ob man das AfD-Ergebnis der Bundestagswahl in Kamenz einfach auf die Stadtebene runter rechnen kann, ist allerdings fraglich.