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Letzter Schliff im Toscana

Stühle rücken, Geschirr einräumen, Bilder aufhängen – das traditionsreiche Café am Schillerplatz putzt sich heraus für die Neueröffnung am Freitag.

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© Sven Ellger

Von Kay Haufe

Seit Montag schläft Clemens Eisold unruhig. Die Zeit sitzt dem jungen Mann im Nacken. Am Freitagmorgen soll das Café Toscana Punkt 9 Uhr öffnen. „Und bis dahin ist noch richtig viel zu tun“, sagt der gastronomische Leiter des Familienunternehmens Eisold.

Erste Bilder aus dem Café Toscana

Struktur an den Wänden und unter der Decke, gepolstertes Sofas und Sessel für die Gäste.
Struktur an den Wänden und unter der Decke, gepolstertes Sofas und Sessel für die Gäste.
Spiegel polieren und Regale einräumen im Café Toscana.
Spiegel polieren und Regale einräumen im Café Toscana.
Hans-Jörg Mäge plaziert das Porträt von Luise von Toskana. Die Gemahlin des sächsischen Königs Friedrich August III. flüchtete einst vom Hof.
Hans-Jörg Mäge plaziert das Porträt von Luise von Toskana. Die Gemahlin des sächsischen Königs Friedrich August III. flüchtete einst vom Hof.
Historische Bilder warten noch auf ihren Platz in der Galerie.
Historische Bilder warten noch auf ihren Platz in der Galerie.
Küchenchef Nico Marousek trägt einen futuristischen Sesselhocker über  blitzblankes Vulkangestein.
Küchenchef Nico Marousek trägt einen futuristischen Sesselhocker über blitzblankes Vulkangestein.
Test-Ausblickerin Anja Opitz erlebt ihr Blaues Wunder bei einem Stück Erdbeertorte.
Test-Ausblickerin Anja Opitz erlebt ihr Blaues Wunder bei einem Stück Erdbeertorte.

Dabei glänzt der neue Gastraum schon im neuen Gewand. Silberne Mustertapeten schmücken die Wände, darüber sind die Stuckdecken in gedecktem Grau gestrichen. Pep bringen Kissen und Loungesessel in leuchtendem Pink und Apfelgrün herein. Hoch über den Gästen schweben leuchtende Kreise, die dezentes Licht geben. Überhaupt prägt das Spiel mit indirekter Beleuchtung die neue Einrichtung. „Ohne sie hätten die Farben zu dunkel und leblos gewirkt“, sagt Eisold. Er packt überall mit an, beantwortet Fragen der Handwerker und Lieferanten, nimmt Kartons entgegen. Seine Mitarbeiter hat der 27-Jährige darauf eingeschworen, dass die Eröffnung perfekt werden muss. Bis dahin bestücken sie Regale mit Geschirr und Gläsern, wischen Staub weg und räumen Stühle aus dem Weg.

In den Toiletten haben am Mittwoch noch Fliesenleger und Stuckateure das Sagen. „Beim Abriss haben wir unter den abgehängten Decken schönen Stuck entdeckt, der gerade wieder aufgearbeitet wird“, sagt Innenarchitektin Birgit Rößler. Sie hat Routine, was letzte Handgriffe angeht. Die zahlreichen Bilderrahmen, die noch auf den Sesseln im hinteren Bereich stehen, machen ihr keine Angst. „Die kommen noch rechtzeitig an unsere Historienwand“, sagt sie und weist Lutz Lehmann ein, der die Bilder aufhängt. Darunter ist auch ein großes Porträt der Luisa von Toscana, die dem berühmten Café seinen Namen gab. Die Erzherzogin von Österreich und Gattin des Sächsischen Thronfolgers Friedrich August, war Stammgast im Café. Sie floh 1902 nach Genf, nachdem sie am sächsischen Hof verleumdet worden war. Der frühere Besitzer, Konditormeister Hugo Zimmermann, der das Café 1906 übernahm, benannte es nach ihrer Flucht provokativ in Café Toscana um. Luisa konnte nicht nach Dresden zurückkehren, doch der Konditor schickte ihr regelmäßig Stollen und andere Backwaren nach Florenz.

Diese und andere Geschichten können die Gäste künftig auf Fotos nachempfinden. Eisold hat dafür tief in den Archiven gegraben und im Internet recherchiert. Statt einer kleinen Ecke wird die Nostalgiewand nun doch größer. „Wir haben einfach zu viele interessante Details ausgegraben“, sagt er.

Modern und dennoch klassisch geht es auch im Wintergarten weiter, dessen Bögen mit gespachteltem Vulkangestein gestaltet sind. Sie geben den passenden Rahmen für vier futuristische Damenporträts auf Glas. „Ich bin gespannt, wie die Gäste reagieren. Mir persönlich gefällt es gut“, sagt Clemens Eisold. Und er gibt zu, dass er sich bei der Auswahl der Materialien, Farben und Stoffe nie vorstellen konnte, wie es wirklich zusammenpasst. „Erst in den letzten Tagen, als fast alles fertig war, habe ich gesehen, dass es klappt“, sagt er erleichtert. Für die ersten drei Eröffnungstage habe es viele Reservierungsanfragen gegeben. Doch man wolle allen die Chance geben, spontan vorbeizukommen. Dafür sind ausreichend Kuchen und Torten geordert, beides wird in Radeberg gebacken und hergestellt. „Wir können auch zweimal täglich nachbestellen. Mal sehen, was gewünscht wird“, sagt Eisold.

Er hofft, mit dem neuen Gesicht auch wieder mehr junge Leute ins Café zu locken, die es in den letzten Jahren aufgrund der altbackenen Ausstattung eher gemieden haben. Dafür floss eine sechsstellige Summe ins Haus, das der Großvater von Clemens Eisold 1992 übernommen hatte. Das süße Angebot bleibe auch nach dem Umbau gleich. „Denn das hat unseren Gästen bisher immer geschmeckt.“