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Liebesidylle in Kairo

Die Dresdner Puppentheatersammlung bekommt zwei schwarze Jazz-Figuren. Schon in der DDR gab es Rassismus-Vorwürfe.

Von Birgit Grimm
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Die beiden Marionetten tragen sächsische Kultur- und die Weltgeschichte des Jazz in sich: Roland Ritschers „Liebespaar“ wurde der Puppentheatersammlung jetzt von ihrem Freundeskreis geschenkt.
Die beiden Marionetten tragen sächsische Kultur- und die Weltgeschichte des Jazz in sich: Roland Ritschers „Liebespaar“ wurde der Puppentheatersammlung jetzt von ihrem Freundeskreis geschenkt. © Matthias Rietschel

Sie sitzt auf einer Bank und schmachtet ihn an. Er spielt für sie auf der Trompete ein Ständchen. Augenaufschlag, Wimpernklimpern, verschämtes Lächeln, Blick zur Seite. Er lächelt zurück, setzt sich schließlich zu ihr auf die Bank. Doch als er ihr näher kommt, kippt die Bank um. Ende.

Was nach einer Slapstickszene mit Charly Chaplin klingt, riss einst das Publikum des Marionettenspielers Roland Ritscher und seiner Mutter Martha zu Beifallsstürmen hin. Man amüsierte sich prächtig, bis die Szene in den 1950er-Jahren „von den doofen Kommunisten verboten wurde“. Genau so soll das Roland Ritscher dem Leiter der Dresdner Puppentheatersammlung, Lars Rebehn, gesagt haben. Nun ist Rebehn glücklich, das Liebespaar in seine Sammlung aufnehmen und damit den Ritscher-Bestand vervollkommnen zu können. Der Freundeskreis der Puppentheatersammlung hat dem Museum das Pärchen geschenkt. Ritscher, der 1986 seine letzte Vorstellung zeigte, hatte bereits 2003 sein Theater an das Museum verkauft: 70 Marionetten, weitere 33 Marionettenkörper, 54 Köpfe, 51 Flachfiguren, 250 Bühnen- und 1.000 Kostümteile, 50 Perücken, zahlreiche Requisiten und Theatertexte.

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