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Linienbus statt Auto

Ronny Buckan und seine Familie haben sich auf ein Experiment eingelassen und fahren eine Woche lang mit dem öffentlichen Nahverkehr.

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© sächsische zeitung

Von Tobias Wolf

Ein Alltag ohne Auto? Für viele Dresdner ist das kaum denkbar. Immerhin müssen die Wege zur Arbeit, in Kitas und Schulen oder zur Freizeitgestaltung bewältigt werden. Ronny Buckan und seine Frau Uta aus Dölzschen haben sich mit ihren beiden Kindern Pauline und Jonas nun auf ein Experiment eingelassen und lassen ihren Wagen eine Woche lang stehen. Das Experiment ist eine Aktion des Verkehrsverbundes Oberelbe (VVO), bei der „Umsteigerfamilien“ über ihre Erfahrungen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln berichten.

Der erste Tag hat Ronny Buckan in jedem Fall überzeugt. „Ich musste zwar etwas früher los als sonst, und meine Frau hat unsere Tochter gestern in die Kita gebracht, aber das hatten wir vorher so geplant“, sagt der 32-jährige Mitarbeiter des Leibnitz-Instituts für Festkörper-und Werkstoffforschung. „An einem normalen Montag wäre ich mit dem Auto oder Fahrrad gefahren und hätte unterwegs Pauline in der Kita abgegeben.“ Für gewöhnlich braucht Buckan etwa 30 Minuten, um die Strecke von Dölzschen über die Kita in Naußlitz bis zum Institut in der Südvorstadt zu fahren.

Mit Bus und Bahn schätzt er den Zeitaufwand auf gut 50 Minuten. Am Tag verliert er insgesamt eine halbe Stunde mit dem Nahverkehr. Auch, weil er einmal von der Linie 62 in die 85 umsteigt. Das sei aber kein Problem. „Für die Kinder ist jeder Weg fast wie ein Ausflug, besonders, wenn wir Bus fahren“, sagt Buckan. „Mit dem Auto guckt man immer nur, dass alles schnell geht.“ Aber auch ohne das gewohnte Auto ist er zufrieden. „Nach dem ersten Tag fragt man sich, warum man sonst mit dem Auto fährt“, sagt Buckan. „Mal sehen, wie es ist, wenn der erste Großeinkauf ansteht.“ Dann will er mit dem Rucksack losziehen.

Beim Abgeben seiner kleinen Tochter im Kindergarten hat er nun mehr Zeit als sonst, denn die Busse fahren im 20-Minuten-Takt. Nur auf dem Heimweg sei die Verbindung etwas unglücklicher, weil die Linien 62 und 82 zwar beinahe zeitgleich an der Umsteigehaltestelle ankommen, aber nicht aufeinander warten. Aber auch dieser kleine Zeitverlust ist in Ordnung für den Familienvater. Noch haben Buckans zwei Autos. „Das ist Luxus, weil man mit einem eigentlich hinkommen würde.“ Man muss sich nur besser organisieren. Das Ehepaar hat schon oft nachgedacht, ob das zweite Auto nicht abgeschafft werden sollte. Vielleicht ist es diesmal so weit, wenn sie beim VVO-Experiment die Jahreskarte für den Nahverkehr gewinnen.