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Literarische Zeitreise in die 60er-Jahre

Brigitte Reimann und ihr Schaffen war kürzlich wieder Thema eines Hoyerswerdaer Stadtspaziergangs.

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Martin Schmidt (links), Vorsitzender des Hoyerswerdaer Kunstvereins, beim Reimann-Spaziergang mit Ulrich Schwarz-Linek und Martin Engelmann.
Martin Schmidt (links), Vorsitzender des Hoyerswerdaer Kunstvereins, beim Reimann-Spaziergang mit Ulrich Schwarz-Linek und Martin Engelmann. © Foto: Katrin Demczenko

Von Katrin Demczenko

Hoyerswerda. Die Aufbauzeit von Hoyerswerda-Neustadt ist dank Brigitte Reimanns (1933-1973) Roman „Franziska Linkerhand“ Teil der Weltliteratur geworden und lockt Touristen, Reimann-Fans, aber auch Studenten in die Stadt an der Schwarzen Elster.

Zu ihnen gehörten jüngst Martin Engelmann aus Berlin und Ulrich Schwarz-Linek aus Schottland, die auf dem Reimann-Spaziergang des Hoyerswerdaer Kunstvereins eine Zeitreise in die 1960er unternahmen. Sie sahen das Haus in der Herrmannstraße 20, in dem die Autorin gelebt hat und die vom Verein betriebene Reimann-Begegnungsstätte, die ihre Wohn- und Arbeitsbedingungen sehr gut nachbildet. Es führten der Kunstvereinsvorsitzende Martin Schmidt und seine Frau Helene durch die Räume.

Der freiberuflich tätige Lektor Martin Engelmann hatte 2006 das Hörbuch „Franziska Linkerhand. Starke Stimmen“ für den Aufbau-Verlag mit produziert, an dem die Schauspielerin Johanna Wokalek mitgewirkt hat. Sie las Auszüge aus dem Hoyerswerda-Roman und Martin Engelmann entdeckte dabei „die Schönheit und das Lebenssatte in der Prosa von Brigitte Reimann“. Der Dozent für Biochemie Ulrich Schwarz-Linek erzählte, dass sein Vater am Schweriner Theater schon 1974 „Franziska Linkerhand“ mit inszeniert hat. Als Erwachsener habe er dann den Roman sowie Brigitte Reimanns Tagebücher gelesen und Lust bekommen, ihren wichtigsten Schaffensort Hoyerswerda zu besuchen. Zu guter Letzt sind beide Männer zusammen in der Schweriner Plattenbausiedlung „Großer Dreesch“ aufgewachsen.

Sie sprachen gegenüber dem Ehepaar Schmidt auch von dem Schauspieler Sewan Latchinian, dessen Karriere in den 1980er-Jahren am Schweriner Theater begonnen hatte. Als Intendant der neuen Bühne Senftenberg inszenierte er 2004 „Franziska Linkerhand“ und initiierte die Schaffung der Reimann-Begegnungsstätte, ergänzte Martin Schmidt diese Geschichte. Latchinian war damals wichtig, den Schauspielern und Musikern Hoyerswerda zu zeigen, ehe sie das Theaterstück erarbeiteten.

Helene Schmidt las Martin Engelmann und Ulrich Schwarz-Linek Texte sowie Briefe der Reimann vor, die von einer schnell wachsenden neuen Stadt erzählen, der Kultureinrichtungen für ihre jungen Bewohner fehlten. Die Reimann ging bis zum damaligen Staats- und Parteichef Walter Ulbricht, um ein Jugendclubhaus für Hoyerswerda durchzusetzen, erzählte der Kunstvereinsvorsitzende. Seit 1964 steht das Haus und wird immer noch von der jungen Generation genutzt.

Eine Anmeldung zum Reimann-Spaziergang ist per Tel. 03571 6079305 in der Begegnungsstätte, Brigitte-Reimann-Straße 8 möglich.