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Lohmen kürzt Kita- und Hort-Zeiten massiv

Drei Erzieher sind langzeitkrank, drei sind gegangen. Deshalb wird an den Öffnungszeiten gedreht – zum Ärger der Eltern.

Von Siri Rokosch
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Im Lohmener Hort wird bald kein fröhliches Kinderlachen mehr zu hören sein. Weil Erzieher fehlen, wird er geschlossen.
Im Lohmener Hort wird bald kein fröhliches Kinderlachen mehr zu hören sein. Weil Erzieher fehlen, wird er geschlossen. © Dirk Zschiedrich

Eltern, die ihre Kinder in Lohmen im Hort, der Kinderkrippe und dem Kindergarten betreuen lassen, müssen ab Mitte August mit herben Einschränkungen bei den Betreuungszeiten rechnen. 

Denn die Gemeinde streicht mit Beginn des neuen Schuljahres die Öffnungszeiten zusammen. Der Grund: In den Einrichtungen gibt es nicht genügend Erzieher, die die Betreuung zu den gewohnten Zeiten abdecken können. „Drei Erzieher sind in den letzten Monaten gegangen und drei weitere langzeitkrank“, sagt Lohmens Bürgermeister Jörg Mildner (CDU). Milder steht nun vor einer großen Herausforderung. „Wir brauchen nicht nur dringend, sondern ganz dringend, liebevolle und gut ausgebildete Erzieherinnen oder Erzieher“, sagt er.

Der Personalmangel führt nun zu drastischen Entscheidungen. Ab dem 1. Oktober fällt die Hortbetreuung für Kinder der 4. Klasse komplett aus. Denn in diesem Bereich fehlen gleich zwei Erzieherinnen. Auch die Frühbetreuung im Hort wurde ersatzlos gestrichen.

 Die Mutter eines Mädchens, die ihren Namen nicht in der SZ lesen will, ist deshalb den Tränen nahe: „Ich weiß wirklich nicht weiter. Das geht gar nicht“, sagt sie und erklärt ihre persönlichen Hintergründe. Die Frau arbeitet täglich neun Stunden in Sebnitz. Ihr Mann fährt Lkw und kommt meist erst nachts nach Hause. „Wer kümmert sich jetzt um unsere Tochter, wenn die Schule aus ist?“, fragt sich die Mutter verzweifelt. Sie hatte ihr Kind bisher immer morgens ab sechs Uhr von den Erzieherinnen im Hort betreuen lassen. Jetzt überlegt sie, wie es weitergeht. „Ich habe schon mit meinem Chef gesprochen. Doch selbst wenn ich Teilzeit arbeiten gehen würde und meine Tochter nach der Schule abholen könnte, würde uns das Geld am Ende des Monats fehlen“, rechnet sie vor.

Insgesamt 38 Hortkinder sind von den Einschränkungen betroffen. Ihre Verträge werden zum 30. September gekündigt. Einige Eltern der Hortkinder versuchen nun, die Betreuung durch die Großeltern abzusichern. Doch bei vielen ist das schlichtweg nicht möglich. Ein Plan B fehlt.

Alle Eltern, deren Kinder in den Einrichtungen der Gemeinde Lohmen betreut werden, sind schriftlich über die prekäre Situation informiert worden. In dem Schreiben heißt es, die Öffnungszeiten der Einrichtungen werden ab dem 19. August wie folgt geändert: Die Kinderkrippe und die Kindertagesstätte haben einheitlich nur noch von 6.30 Uhr bis 16 Uhr geöffnet. Die Hortbetreuung findet nur noch von 11 bis 16 Uhr statt. Der Frühhort fällt bis Ende September, wenn die Vertragskündigungen in Kraft treten, komplett weg. Darüber hinaus sind alle Eltern gebeten worden, ihre Zehn-Stunden-Verträge zwingend auf neun Stunden zu reduzieren.

Vonseiten der Gemeindeverwaltung und den Hort- und Kitaleiterinnen wurde bereits viel unternommen, um eine Lösung für die verfahrene Situation zu finden – bisher erfolglos. Bereits seit dem letzten Jahr hat die Gemeinde keine Fremdkinder, die außerhalb des Lohmener Gemeindegebiets wohnen, mehr aufgenommen. Pro Monat wurden zudem nicht mehr als zwei Kinder neu aufgenommen. Um die freien Stellen besetzen zu können, wurde per Ausschreibung nach neuem Personal gesucht.

Laut Bürgermeister Jörg Mildner finden derzeit zumindest Gespräche mit einer Bewerberin über eine mögliche Einstellung statt. Einige Erziehrinnen haben bereits ihre wöchentliche Arbeitszeit erhöht, um den Erziehermangel abzufedern. Helfen könnten auch junge Menschen im Rahmen des Bundesfreiwilligendienst, die in den Einrichtungen anfangen könnten. Lohmen hat zudem bei verschiedenen Ausbildungsstätten angefragt, um eventuell eine frisch ausgebildete Erzieherin nach Lohmen locken zu können. Die Überzeugungsarbeit der Gemeinde führte zumindest dazu, dass eine Erzieherin früher aus ihrer Elternzeit zurückkehren wird. Sie will die Kinder ab Oktober wieder betreuen.

Seit Juni und Juli arbeiten drei neue Erzieherinnen in Hort und Kinderkrippe. Eine junge Frau beginnt jetzt ihre berufsbegleitende Ausbildung zur Erzieherin in Lohmen, aber dennoch reicht das bei Weitem nicht. In der Kinderkrippe Lohmener „Krümelkiste“ und dem Kindergarten „Storchennest“ werden derzeit 118 Kinder betreut.

Staatlich anerkannte Erzieher/-innen können sich bei Katrin Hofmann in der Gemeindeverwaltung Lohmen melden. E-Mail: [email protected], Telefon: 03501 581020