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„Malen ist die Suche nach Harmonie“

Die Künstlerin Eva Gaeding stellt ab Sonntag im Schloss Neschwitz aus. Viele Aquarelle entstehen in der Oberlausitz.

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© Uwe Soeder

Von Kerstin Fiedler

Das Schwimmbecken im Garten der Mutter in Wilthen erscheint in der Erinnerung viel größer. Es ist Inbegriff für unbeschwerte Sommer zu Hause. In der ab Sonntag im Neschwitzer Schloss zu sehenden Ausstellung ist es eines von wenigen Motiven in Acryl, denn Eva Gaeding liebt die sanften Töne, malt mit Wasserfarben auf Papier. Die gebürtige Wilthenerin hat sich bei den Kultur- und Heimatfreunden für eine Ausstellung in der Kleinen Galerie beworben. „Endlich wieder ein Grund, in die Heimat zu kommen“, sagt Eva Gaeding.

Gern zeigt die 33-Jährige Werke, die mit ihrer Vergangenheit zu tun haben. Die Tischtennisplatte aus Zement, die mittlerweile überwuchert ist, erinnert sie an den Ort der Zusammenkunft mit Freunden. „Ich seh’ meine Schwester, wie sie dort heimlich rauchte“, schmunzelt die sanftmütige Frau. Sie dachte schon als Kind, dass sie so gut malen könnte wie Rembrandt oder Picasso. Dass dies eine kleine Selbstüberschätzung war, machte ihr nichts aus, denn eigentlich war lange klar, dass sie Malerin werden wollte. Oder Journalistin. Denn mit 15/16 war sie auch einmal kurz in der SZ-Jugendredaktion in Bautzen.

Ein verwegener Traum hat sich erfüllt

Die Ausbildung zur gestaltungstechnischen Assistentin in Dresden und die 2002 bestandene Aufnahmeprüfung an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig führten sie jedoch in den künstlerischen Bereich. „Ich wollte eigentlich gar nicht nach Leipzig, denn ich liebe Dresden und fand Leipzig als Stadt noch nie schön“, sagt Eva Gaeding.

Heute bezeichnet sie es als verwegenen Traum, den sie sich erfüllt hat. Sie konnte es kaum glauben, dass man Malerei als anerkannte Beschäftigung ansieht. Und ganz allein von der Kunst kann sie heute auch nicht leben. So arbeitet sie im Ganztagsangebot zweier Schulen in Leipzig. Einmal zum Thema Drucken, zum anderen beschäftigt sie sich mit Puppen- und Schattentheater.

Und auch zum Schreiben ist Eva Gaeding zurückgekehrt. Für den Sender MDR Figaro rezensiert sie Sachbücher, schreibt selber Texte. „Ich bin eher jemand, der an sich zweifelt. Da nehmen mir die Nebenjobs den Druck, sodass ich dann wieder frei malen kann“, sagt sie.

Architektur findet sie spannend

Ihre Motive findet sie oft in der Vergangenheit. Dabei war sie gerade erst sieben Jahre alt, als Deutschland wiedervereinigt wurde. „Ich komme aus einem Land, das es nicht mehr gibt. Die neue Wirklichkeit wurde mir übergestülpt. Mir wird gesagt, wie ich die Vergangenheit zu sehen habe. Aber ich erinnere mich an das, was war“, sagt die sympathische Frau. So auch an Prototypen, die Namen bekamen: Der Bungalow Typ Weißwasser oder der Campinganhänger Bastei. Die Aquarelle sind meist menschenleer. Sie selbst bezeichnet ihre Werke als zeitgenössische Landschaftsmalerei. Allerdings sind es keine bloßen Parklandschaften oder Natur – im Hintergrund stehen immer menschliche Gewerke. „Ich finde zum Beispiel Architektur sehr spannend“, sagt sie. So gibt es ein leeres Autohaus, Profanbauten wie Supermärkte, Kioske oder Tankstellen erscheinen auf den Bildern. „Sie sind nicht für lange gebaut, haben aber eine Art Scheinarchitektur“, sagt Eva Gaeding. Die Motive sind für sie selbst wichtig, sagt sie. Die Art des Malens sieht sie in der Tradition von Carl Blechen, einem Landschaftsmaler.

Bilder, die ihr selbst noch immer gefallen

Die Bilder, die nun ab Sonntag in der Kleinen Galerie zu sehen sind, stammen überwiegend aus ihrem Meisterschülerdiplom, das sie 2013 erhielt. „Außerdem sind es Bilder, die mir immer noch selbst gefallen“, sagt sie. Wenn jemand ein Bild kauft, freut sie sich, dass „Leute sich an meinem Blick auf die Dinge erfreuen“, sagt die Künstlerin. Es gibt eine Preisliste, allerdings verlangt sie „bei meinen Lieblingsbildern dann schon eine Art Schmerzensgeld“, gibt sie schmunzelnd zu.

In Leipzig fühlt sich Eva Gaeding immer noch fremd, ihr Herz ist hier, in der Oberlausitz. Da entstanden auch die meisten Bilder vom Meisterschülerstudium. Fünf Wochen im Garten der Mutter – eine wunderbare Zeit der Konzentration, sagt sie, die es liebt, an der frischen Luft zu malen. Viele kleine Aquarelle entstehen so. „Malen ist für mich die Suche nach Harmonie und Schönheit“, sagt sie. Nach Neschwitz kam Eva Gaeding zum ersten Mal mit ihrer Mutter, die Kunsterzieherin war. Da stellte eine ihrer Lehrerinnen, die Bautzener Künstlerin Heike Dittrich, aus. Vielleicht kommt ja auch sie zur Ausstellungseröffnung.

Die Ausstellung wird am Sonntag um 15 Uhr im Barockschloss eröffnet. Sie ist bis zum 14. Juni jeweils sonntags von 13 bis 17 Uhr zu sehen.