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Marienthaler Äbtissinnen-Stab ist in neuen Händen

Mutter Elisabeth ist am Sonnabend geweiht worden. Unter ihrer Führung soll das Kloster Marienthal auch neue Schwestern finden.

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© Bernd Gärtner

Von Jan Lange

Die Klosterkirche ist herausgeputzt wie schon lange nicht mehr. Steht doch eine Zeremonie an, die es so nicht alle Tage zu erleben gibt. Die neue Äbtissin des Klosters St. Marienthal, Schwester Elisabeth Vaterodt, wird geweiht und damit offiziell in ihr Amt eingeführt. Zuletzt hatte es einen solchen feierlichen Akt 1993 gegeben, als Schwester Regina Wollmann die Nachfolge der verstorbenen Äbtissin Pia Walter angetreten hatte.

23 Jahre später steht wieder eine sogenannte Benediktion, also feierliche Einführung in das Amt, an. Denn Äbtissin Regina Wollmann hatte ihr Amt im Januar aus Altersgründen abgegeben. Die Schwestern der Zisterzienserinnenabtei in Marienthal bestimmten daraufhin am 22. Februar in geheimer Wahl Schwester Elisabeth Vaterodt zu ihrer neuen, nunmehr 56. Äbtissin des Klosters St. Marienthal.

Bis auf den letzten Platz ist die Klosterkirche am Sonnabendnachmittag bei der feierlichen Weihe gefüllt. Das Interesse ist so groß, dass einige Gäste sogar stehen müssen. Punkt 15 Uhr ziehen die Schwestern und Geistlichen, Äbte, Äbtissinnen und Ordensleute in die Kirche ein. Gut zwei Stunden dauert die bewegende Zeremonie. Es wird gesungen und gebetet, aus dem Buch Josua und dem Brief des Apostels Paulus gelesen. Weihrauchduft zieht durch die gesamte Kirche. Bei der Weihe selbst, die von Mauro-Giuseppe Lepori, dem Generalabt des Zisterzienserordens, erteilt wird, antwortet Mutter Elisabeth auf jede der sieben Fragen mit einem „Ich bin bereit!“. Die neue Äbtissin bekundet damit, dass sie unter anderem ihren Gelübden treu bleiben, den Besitz des Klosters gut verwalten sowie dem Papst Gehorsam und Ehrfurcht erweisen wird. Wenig später nimmt die neue Klostervorsteherin die Insignien, die Zeichen der religiösen Macht, vom Generalabt entgegen. Dazu gehören Stab, Ring und Benediktsregel. Der Ritus der Äbtissinnenweihe habe sich etwas verändert – inhaltlich aber nicht, erklärt Mutter Elisabeth.

Seit ihrer Wahl sei sie quasi innerlich auf die feierliche Weihe eingestellt. „Mit großem Vertrauen und voll Hoffnung bin ich diesem Tag entgegengegangen, weil ich weiß, dass mir aus dieser Feier Kraft und Segen erwachsen, was ich unbedingt für diese Aufgabe benötige“, sagt die 60-Jährige. Die Gemeinschaft derer zu erleben, die diesen Tag im Gebet und auch sonst begleiten, werde, so Mutter Elisabeth, ein gutes Fundament sein für die Zukunft. Ihr sei vieles in den Wochen und Monaten bis zur Benediktion wieder bewusster geworden, besonders die Erfahrung, wie wertvoll das Ordensleben sei. Der Glaube an Gott, ihre Liebe zu ihm, zur Kirche, zum Orden und vor allem zu ihren Mitschwestern sei das Wichtigste für sie, erklärt die neue Äbtissin. Sie habe sich deshalb auch den Wahlspruch „Una Caritate“ („In einer Liebe“) gewählt.

Als sie 1978 das erste Mal das Kloster an der Neiße besucht habe, konnte sie nach eigener Aussage nicht ahnen, welche schicksalshafte Begegnung es werden würde. Von dem Marienthaler Kloster sei sie sofort fasziniert gewesen. Sieben Jahre später trat sie dann in die Zisterzienserinnenabtei, dem ältesten ununterbrochen bestehenden Frauenkloster des Ordens, ein. Sie legte 1987 ihre zeitliche Profess ab, kümmerte sich seit 1994 um die wirtschaftlichen Belange des Klosters und nahm seit 2009 darüber hinaus die Aufgaben der Priorin wahr. Nun ist die aus dem katholischen Eichsfeld stammende Ordensfrau an die Spitze des Klosters aufgerückt.

Sie habe viel Dank im Herzen, sei aber auch voller Hoffnung, erklärt Mutter Elisabeth in ihren Dankesworten. Sie hoffe vor allem, dass es gelingt, das Kloster zu bewahren und gedeihen zu sehen: innerlich wie äußerlich. Die Zukunft hänge davon ab, dass sich weitere Frauen für ein Leben im Kloster berufen fühlen. Der Kirche könne es nicht gutgehen, wenn diese Berufungen fehlen, steht für die neue Äbtissin fest.