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Max Mustermann ist Thomas Müller

In Deutschland gibt‘s 50 000 Menschen mit diesem Namen. Einer davon lebt in Großerkmannsdorf, einer ist Fußballstar.

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© Thorsten Eckert

Von Rainer Könen

Großerkmannsdorf. Sein Namensvetter hatte bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland keine gute Zeit. Spielte Bayerns-Starstürmer Thomas Müller ziemlich weit unter seinen Möglichkeiten. Das hat auch Thomas Müller aus Großerkmannsdorf mitbekommen. Der, wenn man so will, für den Typus des bekanntesten Namensträgers in Deutschland steht. Denn Thomas ist in Deutschland der häufigste Vorname, Müller der häufigste Nachname. Rund 50 000 Deutsche heißen so. Noch ein wenig Statistik: der Durchschnitts-Thomas-Müller ist 1,78 Meter groß, 43 Jahre alt und 83,4 Kilogramm schwer, ist blond und bartlos und er glaubt nicht an Außerirdische.

Er ist der bekannteste Thomas Müller Bayerns-Fußballstar.
Er ist der bekannteste Thomas Müller Bayerns-Fußballstar. © dpa

Wenn Thomas Müller in den Medien seinen Namen hört oder liest, lässt ihn das ziemlich kalt. Thomas Müller zu heißen, das sei schon okay, meint er. Aber es gebe doch sicher andere Namen, die man häufiger höre oder lese. Meier, Lehmann, zählt er auf.

Womit der Großerkmannsdorfer laut Statistischem Bundesamt nicht richtig liegt. Es mag sicher eine Menge Meiers und Lehmanns geben, aber so zahlreich wie die Menschen, die Thomas-Müller heißen, sind sie nicht. Ein Name, der für den Prototyp des Durchschnittsdeutschen steht. Dem Namen nach ist er das sicher, statistisch betrachtet. Aber mit diesem Begriff mag sich der 53-jährige Gastwirt nicht anfreunden. Frage an den Großerkmannsdorfer: Glaubt er, dass man mit diesem geläufigen Namen Klischees erfüllt? Welche das seien, will er wissen. Er sei hier in der Region geboren, in Dresden, fühle sich heimatverbunden, sei ein offener Mensch, müsse man auch sein, wenn man in der Gastronomie tätig ist. Klar, hin und wieder wird er auch mal auf seinen berühmten Namensvetter angesprochen, was ihn gelegentlich schmunzeln lässt. Es gibt in Deutschland kaum eine Stadt, keine Alters- und Berufsgruppe, die nicht einen Thomas Müller aufzuweisen hätte.

Ein Allerweltsname, der schon Anlass für so manche Studie, Dokumentation oder manchen Bericht war. Und immer mündet vieles oft in die Frage, wie man mit einem solch vermeintlichen Allerweltsnamen klarkommt, wie es sich damit leben lässt. Für den Großerkmannsdorfer Thomas Müller ist das keine Frage, in Prinzip gibt es in seinem Leben ohnedies weitaus gewichtigere Dinge, als sich damit zu beschäftigen, warum und wieso viele Zeitgenossen in Deutschland so heißen wie er. Aber sei er nie zusammengezuckt, wenn er im Radio oder Fernsehen seinen Namen hörte? Kopfschütteln. Ach was, alles Gewöhnungssache. Wäre vielleicht anders, wenn man einen Namen trägt, der selten vorkommt. Dann ja, dann höre man sicher genau hin.

Er erzählt, dass der Vorname Thomas in den 1970er-Jahren einer gewesen sei, der in der ehemaligen DDR inflationär daher kam. „Allein in meiner Klasse gab es drei Jungs mit diesem Vornamen.“ Hießen aber nicht alle Müller, was die Sache sonst auf jeden Fall spannend gemacht hätte. Stichwort: Namensverwechslung. Thomas Müller führt den Großerkmannsdorfer Gasthof in vierter Generation. Ein Familienbetrieb. Genau genommen seit 1989. Sein Gasthof ist ein beliebter Anlaufpunkt für Touristen, die das behagliche Ambiente seiner gastronomischen Einrichtung über alle Maßen schätzen. Müllers Gasthof, das klingt auf jeden Fall sehr bodenständig. Ist der Inhaber auch. Ein netter, offener Mann, dieser Thomas Müller. Und der deutsche Vorzeigemüller, der Promi-Fußballer, zeigt bei seinen Auftritten in der Öffentlichkeit, die Medien vermitteln dies ständig, dass da einer ist, der mit sich im Reinen und geerdet ist. Was auch auf den 53-jährigen Gasthofbesitzer aus Großerkmannsdorfer zutrifft.

Einen großen Unterschied zwischen dem Fußballer und dem Großerkmannsdorfer gibt es allerdings. Der eine ist Weltmeister. Nun ja, vielmehr war er es einmal.