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Meissen rutscht in Luxus-Ranking um 20 Plätze ab

Zwei andere sächsische Manufakturen haben sich vor Meissen Couture geschoben – sie pflegen fast ausschließlich ihr Kerngeschäft.

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© Claudia Hübschmann

Von Peter Anderson

Meißen. Die Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen hat es in der aktuellen Tabelle deutscher Luxusmarken nicht unter die ersten Zehn geschafft. Das geht aus einer der SZ vorliegenden Studie hervor, die die Wirtschaftsberater von Ernst & Young zusammen mit dem Institut für Luxus der Munich Business School und einem Spezialverlag erarbeitet haben. Das Unternehmen ist im Vergleich zum letzten Ranking von 2013 demnach um 20 Ränge auf Platz 30 zurückgefallen.

Die Top-50-Luxusmarken Deutschlands wurden mittlerweile zum dritten Mal ermittelt. Aus einer Liste von ursprünglich 250 deutschen Luxusmarken hat eine Fachjury dazu 124 Kandidaten nominiert. Die letztendliche Platzierung habe zum einen auf dem Urteil der Jury basiert, zum anderen auf einer direkten Umfrage bei den Unternehmen selbst, wobei zusätzlich Zahlen zum Umsatz eine Rolle spielten. Die Branche bewerte sich auf diese Weise selbst, heißt es im Vorwort der Studie.

Auffällig an der 2015er Liste sind die vorderen Plätze für die sächsischen Uhren-Manufakturen von Lange & Söhne sowie Glashütte Original. Sie belegen die Plätze zwei und fünf. Beide Unternehmen konzentrieren sich fast ausschließlich auf ihr Kerngeschäft – die Produktion hochwertiger Zeitmesser. Die Manufaktur Meissen hat hingegen in den vergangenen knapp sieben Jahren unter Ex-Chef Christian Kurtzke mit der Marke Meissen Couture einen Umbau zu einem Rundum-Anbieter von Luxuswaren vollzogen. Der Staatsbetrieb vertreibt mittlerweile neben dem angestammten Porzellan auch Kleider, Handtaschen, Möbel und Schmuck.

Junge Kunden in Schwellenländern

Einer SZ-Nachfrage zufolge bleibt das Aufweiten der Marke auch unter dem neuen Geschäftsführer Tillmann Blaschke erklärtes Unternehmensziel. „Unsere kleine Italienorganisation stellen wir im Nachgang zum Managementwechsel neu auf, um insbesondere im Geschäftsbereich Home und Interieur noch leistungsfähiger zu werden“, so Sprecherin Sandra Jäschke. Ganz diesem Ziel verpflichtet ist nach ihren Angaben auch der Dresdner Laden an der Frauenkirche in einen sogenannten Home Deco Shop verwandelt worden. Das heißt, es werde vor allem Porzellan für Tisch und Tafel mit den dazu passenden Accessoires verkauft. Damit habe das Unternehmen sein Sortiment nach den Wünschen der Kunden neu gestaltet.

Für Mittel September kündigt die Manufaktur eine Präsentation verschiedener Neuheiten an. So sollen Sprecherin Sandra Jäschke zufolge die Limitierten Kunstwerke 2016 im Kurländer Palais der Öffentlichkeit vorgestellt werden. „Das ist nicht nur für Sammler ein besonderer Höhepunkt“, so Sandra Jäschke. Das Unternehmen verspreche sich davon gute Geschäfte und neue Kunden weltweit.

Für die deutsche Luxusindustrie in ihrer Gesamtheit zeichnet das Marken-Ranking eine optimistische Zukunft. Die Zahl der Millionäre sei in Deutschland von 950 000 im Jahr 2011 auf 1,13 Millionen im Jahr 2014 gestiegen. Weltweit habe das Marktvolumen des Luxus-Bereichs im Jahresvergleich von 2013 auf 2014 um sieben Prozent zugelegt. Luxusgüter des persönlichen Gebrauchs hätten in den letzten 20 Jahren ihr Marktvolumen weltweit verdreifacht. Ein Großteil der Nachfrage entstehe durch junge Kunden in Schwellenländern.

Die Manufaktur hat von diesem Wachstum bislang trotz Zuschüssen von knapp 30 Millionen Euro nicht profitieren können. Die letzte Bilanz von 2013 weist einen Fehlbetrag von 2,2 Millionen Euro aus. Seit Anfang Juli sind 90 Mitarbeiter der knapp 700 Angestellte umfassenden Belegschaft von Kurzarbeit betroffen.

Mitglieder der Fach-Jury des Luxus-Rankings setzen für die Zukunft auf angestammte Fertigkeiten. „Erfolgreich werden nicht Marketing-Produkte sein, sondern werthaltige und besonders wertaufbewahrende Luxusprodukte“, so Marketing-Professor Klaus Heine. Die Chefin des Uhren-Herstellers Parmigiani-Fleurier Irene Ramme-Dörrenberg sagt, moderner Luxus definiere sich nicht mehr über Verpackung, sondern basiere auf herausragender Handwerkskunst sowie einer individuellen Definition.