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Die meistbefahrene Staatsstraße

Auf Pirnas Sachsenbrücke rollt so viel Verkehr wie nirgends anders im Freistaat. Das gilt insbesondere für Laster.

Von Gunnar Klehm
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Auf der Sachsenbrücke in Pirna rollt sehr viel Schwerlastverkehr.
Auf der Sachsenbrücke in Pirna rollt sehr viel Schwerlastverkehr. © Daniel Schäfer

Dieses Datum sagt wohl nur den wenigsten etwas: der 19. Juni 2018. Es war ein Dienstag, an dem auf der S172 in Heidenau im Elbtal so viele Menschen im Auto unterwegs waren wie noch nie. An diesem Tag hat die automatische Zählstelle an der Straße den Höchstwert für die 24 Stunden eines einzigen Tages gemessen. Es waren 19.260 Fahrzeuge. 

Das bedeutet, dass im Schnitt etwa sieben Autos pro Minute das Gerät passierten. Geht man davon aus, dass nachts fast gar nichts auf der Straße los ist, dürften es tagsüber weit mehr gewesen sein. Lediglich an den Zählstellen auf Autobahnen waren mehr Fahrzeuge registriert worden und an zwei Stellen an Bundesstraßen. Das waren die B2 in Markkleeberg Süd und die B174 in Chemnitz-Altenhain. 

Für viele Menschen ist die S172 in Heidenau auch immer noch eine Bundesstraße. Sie wurde mit dem Bau der fast parallel verlaufenden Autobahn A17 jedoch zur Staatsstraße abgestuft. In dieser Kategorie hat nun die Sachsenbrücke über die Elbe Rekordwerte zu verzeichnen.

Die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) und der Freistaat betreiben zusammen derzeit 99 Dauerzählstellen an Autobahnen, Bundes- und Staatsstraßen in Sachsen. Davon stehen 16 im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Erstaunlich ist, dass im Durchschnitt auf der S177 an der Zählstelle auf der Sachsenbrücke sogar noch mehr Verkehr rollt als in Heidenau. An der S172 waren es 14.915 Fahrzeuge pro Tag, auf der Brücke im Schnitt sogar rund 100 mehr. 

Diese Verkehrsmengen wurden an den automatischen Dauerzählstellen im Landkreis im Schnitt für das Jahr 2018 festgestellt.
Diese Verkehrsmengen wurden an den automatischen Dauerzählstellen im Landkreis im Schnitt für das Jahr 2018 festgestellt. © Grafik Sächsische.de

Beim Schwerlastverkehr ist der Unterschied noch größer: 587 pro Tag in Heidenau, 821 auf der Sachsenbrücke. An keiner der 28 Dauerzählstellen an Staatsstraßen in Sachsen wurde ein höherer Wert gemessen. Über den Grund kann nur spekuliert werden. Jedenfalls gilt die S177 zwischen A4 und A17 als Dresdens Ostumfahrung - mit entsprechender Verkehrsbelastung. Auch die Lkw-Maut für Bundesstraßen könnte eine Rolle spielen. Seit 1. Juli 2018 gilt sie neben Autobahnen auch auf allen Bundesstraßen, aber nicht auf Staatsstraßen. Seriöse Erhebungen zum Ausweich-Tourismus gibt es aber nicht.

Lkw-Maut fällt nur auf Bundesstraßen und Autobahnen an

Auch der zunehmende Verkehr und damit die inzwischen regelmäßige Staugefahr auf der A4 am Dreieck Dresden-Nord könnte zum Abbiegen auf die S177 geführt haben. Ist die Autobahn zu voll, ist sie auch kein Garant mehr für zügigen Verkehrsfluss.

DB Schenker, eines der größten Transportunternehmen in der Region, hat seine Planungen entsprechend angepasst. „Wir nehmen auf den Autobahnen um Dresden eine Zunahme des Verkehrsaufkommens wahr und haben darauf reagiert, um unsere Kunden weiter pünktlich zu beliefern", erklärt Unternehmenssprecherin Maren Steppuhn. Dabei seien die Kraftfahrer von DB Schenker aber grundsätzlich angehalten, Autobahnen zu nutzen und nicht auf Landes-, Staats-, oder Ortsstraßen auszuweichen.

Straßenverkehr wird laut Prognose weiter zunehmen

Es liegen aber auch Firmenstandorte mit viel Lieferverkehr direkt an der genannten Strecke zwischen Pulsnitz und Pirna. Im Norden ist es Sachsenmilch in Leppersdorf. Nahe des anderen Endes der S177 ist es beispielsweise das Agro-Terminal in Heidenau-Großsedlitz. Und die Zahl der Laster könnte noch weiter zunehmen.

In der Prognose für 2025 ist ein weiterer Anstieg auf der Sachsenbrücke ermittelt worden. Knapp 30.000 Fahrzeuge könnten dann täglich die Brücke passieren, also knapp doppelt so viele wie 2018. Das hat das Planungsbüro PTV errechnet und ist so im Landesverkehrsplan festgehalten.

Vom Durchgangsverkehr der schweren Brummis gänzlich befreit ist dagegen Altenberg. Dafür sorgt eine Tonnage-Begrenzung, sodass die Grenze in Zinnwald für Brummis tabu ist. Das gilt auch für den Übergang in Neurehefeld und Hellendorf (in der Statistik als Bahratal geführt). Dort dürfen aber Busse passieren.

Erstaunlich ist an der Anzahl der Pkws allerdings ein Vergleich mit der Sächsischen Schweiz. In Bad Schandau fahren demnach genauso viele Fahrzeuge ins Kirnitzschtal wie in Zinnwald über die Grenze nach Tschechien. Der Verkehrs-Trend zeigt überall im Landkreis nach oben. "Die positive Wirtschaftsentwicklung wirkt sich auch auf unser Geschäft aus", heißt es von DB Schenker. Dort und in anderen Firmen in der Logistik werden Mitarbeiter gesucht. 

Was Lkw-Maut die Unternehmen kostet

Seit 1. Januar 2005 gilt eine Lkw-Maut bereits auf Bundesautobahnen und einigen stark frequentierten Bundesstraßen. Seit Juli 2018 fällt sie in gleicher Höhe nun auf allen Bundesstraßen an.

Je nach Größe und Umweltnorm der Fahrzeuge gelten Mautsätze von 9,3 bis 26,1 Cent pro Kilometer. 

Von der A4 Abfahrt Pulsnitz bis zur A17 Abfahrt Pirna fährt man fast 70 Kilometer auf der Autobahn. Über die Staatsstraße S177 sind es rund 40 Kilometer weniger, was bei Hin- und Rückfahrt eine Maut-Ersparnis von 7,50 Euro bis 20 Euro pro Fuhre ergibt.

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