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Messtafel bremst Raser auf dem Obermarkt

In der verkehrsberuhigten Zone ist eigentlich nur Schrittgeschwindigkeit erlaubt. Aber das ist weltfremd.

Von Jens Hoyer
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Die Geschwindigkeitsmesstafel ist von der Ritterstraße zum Obermarkt umgesetzt worden. Hier sind 20 Stundenkilometer schon zu viel. Die Tafel bremst die Autofahrer merklich.
Die Geschwindigkeitsmesstafel ist von der Ritterstraße zum Obermarkt umgesetzt worden. Hier sind 20 Stundenkilometer schon zu viel. Die Tafel bremst die Autofahrer merklich. © Dietmar Thomas

Döbeln. Ein Transporterfahrer gibt Gas, nachdem er beim Rathaus aus der Stadthausstraße um die Ecke gebogen ist, um gleich darauf wieder langsamer zu werden. An der Einmündung der Straße des Friedens leuchtet rot eine „20“ von der Anzeigentafel – die aktuelle Geschwindigkeit. Erlaubt ist in der verkehrsberuhigten Zone nach den Buchstaben des Gesetzes eigentlich nur Schrittgeschwindigkeit. Also sieben Stundenkilometer. 

Aber schon bei 15 Stundenkilometern leuchtet es wohlwollend grün von der Anzeigentafel. „Sieben Stundenkilometer Höchstgeschwindigkeit sind weltfremd“, sagte Döbelns Ordnungsamtschef Jürgen Müller. Auch der Blitzer der Stadt löst erst bei 15 Stundenkilometern in der verkehrsberuhigten Zone aus. 15 bis 21 Stundenkilometer seien die zulässigen Geschwindigkeiten, die sich aus einschlägigen Gerichtsurteilen ergeben, so Müller.

Zu schnelles Fahren auf dem verkehrsberuhigten Obermarkt ist ein Problem. „Die Autofahrer bremsen an der Kreuzung kurz ab und beschleunigen dann wieder“, sagte Müller. Messungen des Ordnungsamtes hatten teilweise deutliche Geschwindigkeitsüberschreitungen ergeben. 

Bis zu 50 Stundenkilometer schnell seien Autofahrer unterwegs. „In einigen Fällen sind Fahrverbote ausgesprochen worden“, sagte Müller. „Manche Leute verstehen nicht, dass der Obermarkt eine verkehrsberuhigte Zone ist. 

Es gibt da große Unwissenheit. Manche Autofahrer müssten mal zur Verkehrsteilnehmerschulung gehen.“ Das gelte auch fürs Parken, das in der verkehrsberuhigten Zone nur in den ausgewiesenen Bereichen erlaubt ist. Ansonsten ist nur das Halten für ein paar Minuten für den ganz schnellen Weg möglich.

Wegen der Probleme mit der Raserei hat das Ordnungsamt die Geschwindigkeitsmesstafel von der Ritterstraße zum Obermarkt verpflanzt. Die Ritterstraße sei vergleichsweise problemlos. 99,8 Prozent der Autofahrer halten die Geschwindigkeit von 30 Stundenkilometern ein, sagte Müller. 

Das Ordnungsamt weiß das so genau, weil die Tafel die gemessenen Geschwindigkeiten speichert. Diese Datensammlung kann ausgelesen werden. „In der Ritterstraße schleichen alle. Sie ist unübersichtlich und die Autofahrer müssen damit rechnen, dass andere aus einer Parklücke kommen“, sagte Müller.

Die Messtafeln im Stadtgebiet haben einen erzieherischen Effekt. Konsequenzen hat das nicht für die Fahrer. Für Geschwindigkeitskontrollen nutzt das Ordnungsamt neben dem eigenen mobilen Messgerät die Daten von zwei festen Blitzersäulen an der B 169, wo die Geschwindigkeit in Neudorf auf 70 Stundenkilometer begrenzt ist, und seit vorigem Jahr auch an der Bahnhofstraße, wo Tempo 30 gilt. 

Betreiber ist die Firma Jenoptik, die die Messergebnisse an die Stadt gegen Bezahlung abtritt. Die Blitzgeräte waren nach einem Gerichtsurteil im Saarland in die Schlagzeilen geraten. Der Richter monierte, dass sie nicht alle Daten speichern. Das Ordnungsamt ficht das nicht an. „Wir nutzen die Blitzer weiter. Die Geräte sind in Deutschland zugelassen. In der nächsten Zeit gibt es ein Softwareupdate“, sagte Müller.