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Mission gesunder Wald

Die Waldböden im Forstbezirk Bärenfels sind sauer. Ein Helikopter bringt das Gegenmittel.

Von Anja Ehrhartsmann
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Über der Dippoldiswalder Heide ist dieser Tage immer mal wieder ein Hubschrauber zu sehen. Der verstreut Naturkalk.
Über der Dippoldiswalder Heide ist dieser Tage immer mal wieder ein Hubschrauber zu sehen. Der verstreut Naturkalk. © Karl-Ludwig Oberthür

Schon von Weitem ist der Helikopter erkennbar, der über den Wipfeln der Dippser Heide emsig hin und her schwebt. Innerhalb weniger Minuten hat er seine Ladung im Wald verstreut und kehrt zum Ausgangspunkt zurück, einem riesigen Kalkhaufen Mitten auf dem Weg. Ein Radlader steht dort, bereit für seinen Einsatz. Langsam schwebt ein trichterförmiges Behältnis herunter, das unten am Hubschrauber baumelt. Schließlich kippt der Radladerfahrer eine Schaufelladung in den großen Trog. Pilot und Maschine steigen wieder gen Himmel empor, in großem Bogen geht es erneut über die Wipfel.

Bis zu 30 Flüge in der Stunde schafft der Helikopter, erklärt Lukas Schubert, der die Waldbodenkalkung im Forstbezirk Bärenfels koordiniert. Pro Flug werden etwa 600 Kilogramm bis zu einer Tonne verstreut. Bis zu 70 Hektar schafft der Hubschrauber am Tag – Ziel ist, auf einem Hektar drei Tonnen zu verteilen. Wo der Kalk verstreut werden darf, wird im Vorfeld mit der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt abgestimmt. „Es gibt Pufferzonen um Siedlungen und an Straßen, auf denen wir nicht streuen“, sagt Lukas Schubert. Auch Biotope und Gewässer werden ausgespart.

Vor gut einer Woche hat die von Sachsenforst beauftragte Fremdfirma in der Dippser Heide begonnen und kommt gut voran. Auch das Wetter spielte mit. Denn bei leichtem Regen kann der Hubschrauber noch fliegen, ohne dass der Kalk verklumpt, erklärt Lukas Schubert. „Problematischer als Regen kann aber der Wind sein.“ Denn das mit Kalk beladene, hunderte Kilo schwere Behältnis auszupendeln, könne bei zu viel Wind auch für einen geübten Piloten schwierig werden.

Forstbezirksassistent Lukas Schubert ist für die Waldbodenkalkung im Forstbezirk Bärenfels zuständig. 
Forstbezirksassistent Lukas Schubert ist für die Waldbodenkalkung im Forstbezirk Bärenfels zuständig.  © Karl-Ludwg Oberthür

Bis spätestens Montagabend sollen die Flächen in der Dippoldiswalder Heide fertig gekalkt sein, dann geht es weiter in die „Quorener Kipse“ östlich von Karsdorf. Etwas mehr als einen Tag wird es dauern, bis der Helikopter dort seine Ladungen verstreut hat. Anschließend ist das „Böthchen“ bei Paulsdorf an der Reihe, der „Schwarzbusch“ nahe Reichstädt und Teile des „Röthenbacher Waldes“ südwestlich von Beerwalde. Gekalkt werden sowohl 379,15 Hektar Landeswald als auch 223,25 Hektar Kommunal-, Kirchen- und Privatwald. „Die Zusammenarbeit mit den anderen Waldbesitzern klappt wunderbar“, sagt Lukas Schubert, der die Waldbodenkalkung dieses Jahr zum ersten Mal betreut. Insgesamt verstreut der Hubschrauber 1807,2 Tonnen und wird dafür maximal vier Wochen unterwegs sein – je nach Witterung.

Während der Helikopter in der Luft ist, müssen Bereiche des Waldes aus Sicherheitsgründen gesperrt werden. „Wir sperren so wenig wie möglich, aber so viel wie nötig“, sagt Lukas Schubert. Es bestünde sonst die Gefahr, vom ausgebrachten Kalk getroffen zu werden, der auch kleinere Steine enthalten kann. Sobald die Arbeiten beendet sind, werden die Wälder wieder freigegeben. Auch sonn- und feiertags werde nicht geflogen.

Um die sauren Böden zu revitalisieren, wird Naturkalk verwendet.
Um die sauren Böden zu revitalisieren, wird Naturkalk verwendet. © Karl-Ludwg Oberthür

Jeden Sommer werden Flächen im Forstbezirk gekalkt, immer im Wechsel. Das erfordert im Vorfeld einiges an Organisation: Damit alles reibungslos klappt, muss mit den jeweiligen Revierförstern abgestimmt werden, in welchen Waldabschnitten parallel zur Kalkung noch andere Arbeiten anstehen. Die Standorte, an denen der Naturkalk gelagert wird, müssen dann entsprechend ausgesucht werden. Wird der Kalk dann angeliefert, kann es losgehen.

Die Kosten für die Waldkalkung im Forstbezirk werden komplett durch Fördermittel finanziert. Mit der regelmäßigen Waldkalkung wird die Bodenversauerung vermindert, die vor allem in Bergregionen ein Problem darstellt. Die negativen Auswirkungen der Schadstoffeinträge werden so zumindest abgemildert. Der Kalk verbessert die Qualität des Bodens und damit auch die Wachstumsvoraussetzungen für junge Bäumchen. Der Wald werde insgesamt vitaler, erklärt Lukas Schubert. Und wenn der Boden weniger sauer ist, profitieren davon auch Kleinlebewesen wie Regenwürmer, Insekten und Mikroorganismen.

Übrigens können Waldfrüchte wie Himbeeren, Heidelbeeren oder Pilze auch direkt nach den Kalkungsarbeiten bedenkenlos verzehrt werden. Einfach davor gründlich waschen.