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Mit den Kindern stoppeln gegangen

Löbau/Lawalde. Bei bester Gesundheit beging gestern die rüstige Löbauerin Therese Siemoleit ihren 100. Geburtstag. Eine stattliche Anzahl von Gratulanten hatte sich aus Anlass dieses denkwürdigen Tages...

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Löbau/Lawalde. Bei bester Gesundheit beging gestern die rüstige Löbauerin Therese Siemoleit ihren 100. Geburtstag. Eine stattliche Anzahl von Gratulanten hatte sich aus Anlass dieses denkwürdigen Tages im Lawalder Ferienhotel "Oberlausitz", Streitfeld, eingefunden, um der Jubilarin die herzlichsten Glück- und Segenswünsche auszusprechen.
Neben den zahlreichen Familienangehörigen hatte sich auch Oberbürgermeister Dietrich Schulte eingefunden. Außer seiner Gratulation überbrachte er der hochbetagten, aber putzmunteren Jubilarin eine Grußbotschaft von Bundespräsident Johannes Rau, die von allen Anwesenden mit herzlichem Beifall quittiert wurde.
Therese Siemoleit blickt auf ein erfülltes, nicht immer gerade leichtes Leben zurück. Ihre Kinder- und Jugendjahre verbrachte sie - überschattet vom ersten Weltkrieg - in Ostpreußen. Als junges Mädchen war sie bei einer Familie "in Stellung", wie man damals sagte, bis sie ihren Mann kennen lernte. 1933 wurde geheiratet, und dann kam das erste Kind. Wieder trat der Krieg in das Leben der jungen Familie Siemoleit. Während der Familienvater 1945 noch nicht vom Schlachtfeld zurückgekommen war, musste Therese mit ihren inzwischen vier Kindern schweren Herzens die Heimat verlassen. Erste Station war Reichenbach, dann ließen sie sich im thüringischen Mülverstedt nieder.
1947 kam Thereses Mann endlich zurück. In der neuen Heimat konnte er auch wieder seinem alten Beruf als Waldarbeiter nachgehen. "Die Nachkriegsjahre waren nicht leicht", erinnerte sich Therese Siemoleit. Ich arbeitete beim Bauern auf dem Feld. Damit wir genug zu Essen hatten, ging ich noch mit den Kindern Ähren und Kartoffeln stoppeln. Das nötige Brennholz sammelten wir im Wald."
Bereits 1965 zog eine der Töchter nach Löbau, und nachdem 1975 ihr Vater gestorben war, holte sie einige Jahre später die Mutter zu sich. So ist Oma Therese seit 15 Jahren Löbauerin. Sie erfreut sich guter Gesundheit, liest noch jeden Tag die Sächsische Zeitung und ist stolz auf ihre große Familie, zu der inzwischen auch 18 Enkelkinder und 24 Urenkel gehören. Viele von ihnen waren bei der gestrigen frohen Runde mit vertreten. "Ja", schmunzelte die liebenswerte alte Dame beim Abschied, "100 Jahre alt wird eben doch nicht jeder." (rc)

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