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Mit einer Wahrsagerin fing alles an

Ein kurioser Umstand führte Firmengründer Willfried Mende nach dem Krieg zur Hosenmühle. Kunststoff war sein Geschäft.

Von Anja Ehrhartsmann
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Firmengründe Willfried Mende (li) 1962 in seiner Firma in Obercunnersdorf.
Firmengründe Willfried Mende (li) 1962 in seiner Firma in Obercunnersdorf. © Privat/Mende

In dritter Generation lenkt Andreas Mende heute die Geschicke des Familienbetriebs, den sein Großvater Willfried 1948 im Tal der Wilden Weißeritz gründete. 

Schon bald nach Firmengründung wurden Kunststoffteile hergestellt. Sein Wissen hatte Willfried Mende als Fertigungsleiter gesammelt, im Mende-Familienbetrieb, der früher Rundfunkgeräte in Dresden herstellte. Denn schon zur damaligen Zeit waren die Radiogehäuse aus Kunststoff, sagt Andreas Mende. Angefangen habe in Obercunnersdorf dann gewissermaßen alles durch eine Fügung des Schicksals. 

„Mein Opa kehrte etwas später aus dem Krieg heim, er war in Gefangenschaft. Der Zufall hat ihn zur Hosenmühle geführt“, weiß Andreas Mende. Denn nach seiner Rückkehr sei der Großvater perspektivlos gewesen. Eine Wahrsagerin, die zu der Zeit in der Hosenmühle lebte, sollte ihm offenbaren, was das Leben noch so für ihn bereit hält. „Da viele zur Wahrsagerin wollten, mussten die Leute lange anstehen.“ 

Um sich die Zeit zu verkürzen, lief Willfried Mende auf dem Gelände umher. „Hier gab es auch eine Schraubendreherei. Mein Großvater kam mit dem Chef ins Gespräch und das Ende davon war, dass er die Firma übernommen hat“, sagt Andreas Mende mit einem Schmunzeln. „So wurde mir die Geschichte zumindest immer erzählt.“

Willfried Mende übernahm 1948 zunächst die Schraubendreherei. Da er aber wusste, wie sich Kunststoffe verarbeiten lassen, begann die Firma 1953, Teile aus Duroplast herzustellen, mit der ersten Kunststoffpresse. „Produziert wurden technische Teile für Haushaltsgeräte. Damals, nach dem Krieg, wurde ja alles gebraucht.“

Das Geschäft habe sich ganz gut entwickelt, bis der Betrieb Anfang der 1970er-Jahre vollständig verstaatlicht wurde. Der Großvater habe seine leitende Funktion abgeben müssen und die Firma deshalb schließlich verlassen. Der Betrieb wurde unter dem Namen VEB Technoplast Obercunnersdorf weitergeführt. „Ende der 1970er-Jahre durften Handwerker wieder selbstständig sein“, sagt Andreas Mende. Sein Großvater habe in Zaschendorf bei Dresden eine Fahrradwerkstatt aufgemacht. „Mit zwei Spritzgießmaschinen hat er nebenbei Kunststoffteile hergestellt.“

Dann kam die politische Wende. Und Großvater Willfried hatte die Idee, sich die Firma in Obercunnersdorf zurückzuholen. Verhandlungen mit der Treuhand folgten. Unter der Leitung von Lothar Mende konnte sich die Firma in den turbulenten Nachwendejahren als Lieferant in verschiedenen Wirtschaftszweigen etablieren.