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Mit Lehm, Fachwerk und viel Natur

Familie Lenk hat sich in Dolgowitz für eine besondere Form des Lebens entschieden.

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Von Constanze Junghanß

Löbau. Neuerdings spazieren Hühner über den weitläufigen Hof. Genauer gesagt sind das die alten Rassen „Sundheimer“ und „Deutsches Reichshuhn“. Sie sind bisher die einzigen Neuankömmlinge in Dolgowitz beim Lebensprojekt „Gemeinsam am Rotstein“. Weitere neue Mitbewohner gibt es bislang noch nicht. Das soll sich aber ändern. Menschen, die in Gemeinschaft auf dem Land leben möchten, werden von Josefine und Steffen Lenk gesucht. Seit genau einem Jahr leben die ehemaligen Großstädter mit ihren drei Kindern nun auf dem Land. Hergezogen sind die fünf aus Dresden. Und sie möchten in der Oberlausitz ein besonderes Lebenskonzept verwirklichen: „Wir wollen nicht einsam verinseln, sondern mit Familien und Einzelpersonen zusammen auf dem Hof leben“, sagt die 30-jährige Josefine Lenk. Die Idee ist, Begegnungen und Alltag zusammen mit anderen Menschen zu verwirklichen. Eine Art Lebensgemeinschaft für alle Generationen ist der große Traum der studierten Ökolandbauerin und des Arztes. Ähnlich, wie es früher in Großfamilien Normalität war. Und gleichzeitig aber doch auch ein bisschen anders als im Familienverbund der Großelterngeneration.

Alle Menschen unter einem Dach, die sich gegenseitig unterstützen und doch gleichzeitig ihre Eigenständigkeit bewahren: So stellt sich das die junge Familie vor. Ob dazu eine Genossenschaft oder Stiftung gegründet oder Wohneigentum geteilt wird, soll die Zeit zeigen. Ein Experiment gegen den Strom der Schnelllebigkeit und der Vereinsamung könnte „Gemeinsam am Rotstein“ werden. Die Idee ist nicht neu. Ähnliche Unternehmungen gibt es in Deutschland bereits seit Jahrzehnten. Vom Ökodorf bis zu alternativen Lebensmodellen in Gruppen sind Hunderte Projekte und Adressen im Internet zu finden. Ehemalige Schlösser, Herrenhäuser oder Bauernhöfe bieten Raum für solche Projekte. Rund um Löbau gehört ein solches Projekt trotzdem noch zu den selten gelebten Wohnformen.

Platz für eine Gemeinschaft ist auch auf dem Hof in Dolgowitz mit seinen Wohnhäusern, der Scheune und vier Hektar verpachtetem Land. Aber es sind noch jede Menge Bauarbeiten notwendig. Derzeit bauen die Lenks im oberen Bereich des Hauses Räume ökologisch aus. Baubiologisch natürlich. Mit lehmverfachten Wänden und neuen Holzbalken entsteht eine besondere Atmosphäre. Steffen Alexander Klimpel aus Sohland errichtet dieser Tage ein Kompostklo im ehemaligen Kuhstall. Auch er und seine Familie leben alternativ und bauen gerade einen solidarischen Landhandel auf. Mit Gleichgesinnten funktioniert die Vernetzung bereits. Man unterstützt sich gegenseitig. So beginnen sich die Ideen und Kontakte zu verbreiten.

Auch wenn für neue Mitbewohner noch Platz ist: Auf Interesse stößt das Lebensprojekt „Gemeinsam am Rotstein“ der Lenks bereits. „Kürzlich war eine Familie aus Tübingen zu Gast, die jetzt im März zum Probewohnen kommt“, freut sich Josefine Lenk. Bei dem Besuch wurden erste Ideen geschmiedet: Ein Brotbackofen und eine Jurte könnten auf dem Gelände entstehen. Zu Besuch waren mittlerweile auch weitere interessierte Familien. Geblieben ist bisher noch niemand. Erstes Gemeindemitglied sei das „Unfertige“. Nun können nicht alle Träume, vom Hausgarten bis hin zur Werkstatterrichtung, auf einmal ge-stemmt werden. Projekte dieser Art brauchen Zeit, weiß die junge Familie. Und sie wünschen sich, dass der eine oder andere Traum langfristig in Erfüllung geht. Daran arbeiten sie.