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Mit Mitte 50 in die Selbstständigkeit

Fußbodenleger Uwe Preuß will es noch einmal wissen. Mit viel Optimismus hat der Bautzener sein Gewerbe neu angemeldet.

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© Carmen Schumann

Von Carmen Schumann

Bautzen. Jeden Morgen mit Freude an sein Tagewerk zu gehen, das sei schon die halbe Miete, sagt Uwe Preuß. Auch nach so vielen Jahren macht ihm sein Beruf als Fußbodenleger immer noch Spaß. Jetzt wieder ganz besonders, nachdem er mit Mitte 50 noch einmal das Wagnis der Selbstständigkeit auf sich genommen hat. Denn es läuft, wie er sagt. Der 55-Jährige möchte sogar so weit gehen, zu sagen: „Die Arbeit ist mein Hobby!“ Dass es so ist, sei auch dem Umstand zu verdanken, dass man heutzutage mit den Materialien „zaubern“ kann. Viele Kunden würden staunen, was man alles so machen kann, so zum Beispiel mit den modernen Vinylböden Bordürenmuster herstellen oder das Material diagonal verlegen. Es sei immer ein besonders schöner Moment, wenn dem Kunden vor Staunen die Kinnlade herunterklappt. Überhaupt sei es schön, dass er mit den meisten seiner Kunden ein geradezu freundschaftliches Verhältnis aufbauen konnte. Auch wenn manch einer staunt, dass Uwe Preuß im schon etwas fortgerückten Alter den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt hat, sagt er sich: „Wie hätte ich herausfinden sollen, ob es funktioniert, wenn ich es nicht probiert hätte?“

Fernstudium als Webdesigner

Einmal hatte er es ja schon probiert, kurz nach der Wende. Doch da sei ihm wohl ein falscher Berater aus den alten Bundesländern über den Weg gelaufen. Damals habe das Ganze in einem Fiasko geendet. Nach drei Jahren Selbstständigkeit habe er damals vor dem finanziellen Ruin gestanden und die Frau sei ihm auch davongelaufen. „Eine schwere Zeit“, blickt Uwe Preuß zurück. Danach war er einige Jahre arbeitslos, half im Pflegeheim Pulsnitz bei der Betreuung der dort lebenden Senioren. Ab 2001 absolvierte er ein von der Arbeitsagentur gefördertes Fernstudium als Grafik-/Webdesigner. Das sei ihm jetzt sehr nützlich, da er seine Angebote nun auch online bewerben kann.

Den Anstoß, es noch einmal mit der Selbstständigkeit zu versuchen, gab ihm ein junger Kollege, den er einst in seiner alten Firma ausgebildet hatte, und der sich auch selbstständig gemacht hatte. Der fragte ihn, ob er ihn nicht bei einem Objekt unter die Arme greifen könnte. Inzwischen ist es so, dass Uwe Preuß sich selbst bei größeren Objekten die Hilfe von Kollegen holt.

Zurück zu den Wurzeln

Manchmal kehrt man dabei sogar zu seinen Wurzeln zurück. Voriges Jahr hatte Uwe Preuß einen Auftrag bei der Firma Boxenstopp in der Löhrstraße zu erledigen. Dort hatte er von 1978 bis 1980 seine Lehre als Fußbodenleger absolviert. Natürlich nicht bei Boxenstopp. In dem Gebäude befand sich damals die Ausbildungsstätte des VEB Wohnungsbau Bautzen. Bis zur Wende hatte Uwe Preuß beim VEB Kreisbau in Bischofswerda als Fußbodenleger, und zwar vor allem im Wohnungsbau, gearbeitet. Damals seien vor allem PVC-Böden verlegt worden, und der unverwüstliche Spannteppich. Heute sind es vor allem die bereits erwähnten Vinylböden, die von den Kunden gewünscht werden. Laminatböden seien dagegen auf dem Rückzug. Uwe Preuß bietet sie zwar noch an, aber so richtig zufrieden ist er damit nicht. Denn diese Böden seien „laut“ und es besteht die Gefahr, dass sie sich verziehen.

Seit dem Vorjahr hat Uwe Preuß seinen Firmensitz an der Töpferstraße 39. Dort war eine ehemalige Glaserei umgebaut worden und Uwe Preuß erhielt den Auftrag, die Fußböden zu machen. Dabei „verliebte“ er sich in das Objekt und mietete nicht nur seine Gewerberäume, sondern auch gleich noch eine Wohnung an.