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Mit Verlaub, Herr Präsident!

Die Arschloch-Affäre: Jeder hat eins, aber keiner will eines sein. Eine Kolumne von Gunnar Saft.

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Von Gunnar Saft

MAN kann es durch die Blume sagen oder mit den Worten des Alt-Grünen Joschka Fischer: „Mit Verlaub Herr Präsident, Sie sind ein Arschloch!“ Der Linkenabgeordnete Sebastian Scheel entschied sich diese Woche am Rednerpult im Dresdner Landtag für letztere Variante. Und dabei drehte Scheel dem Adressaten seiner Worte auch noch den eigenen Allerwertesten zu, da Landtagspräsident Matthias Rößler just in diesem Moment hinter ihm auf dem Podium thronte. Die sächsische Arschloch-Affäre hatte gerade offiziell begonnen.

Die erbosten Fraktionskollegen von CDU-Mann Rößler – oder von Matthias Erdogan, wie ihn viele Nicht-Freunde angesichts eines oft überpräsidialen Gehabes gern nennen – fordern nun ein hartes Exempel. Frei nach dem Motto: Wer unseren Präsidenten beleidigt, beleidigt das ganze Universum, mindestens. Mit konkreten Sanktionen tut man sich aber vorerst schwer. Denn leider ist es immer noch keine Straftat, Herrn Rößler auch nur mal kurz schief anzuschauen. Zudem sind Sachsens Bergwerke als Verbannungsort heute nur bedingt geeignet. Was also tun mit dem rektalen Präsidenten-Beleidiger? Soll der künftig alle Rößler-Reden zur Strafe auswendig lernen?

So weit muss es zum Glück dann aber gar nicht kommen. Scheel selber hatte ein Einsehen und gab schnell nach. In einem Radiointerview kurz nach Beginn der Affäre bezeichnete er Matthias Erdo... äh.. Rößler ultimativ und mehrfach als „Seine Heiligkeit“. Es geht also. Warum nicht gleich so?